Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
gehört? Er hat die beiden bei lebendigem Leibe enthauptet? Warum hat er sie vorher nicht erschossen? Wozu sonst hatte er bei seiner Dienststelle die Waffe eines Kollegen an sich genommen? Auf alle möglichen Theorien waren wir gekommen. Aber an zwei Enthauptungen hatte niemand in der gesamten SOKO auch nur eine Sekunde gedacht. Dann schilderte er die Hintergründe.
Am Dienstag, 9. Juli, hätte es eigentlich schon so weit sein sollen. Er habe bereits alles vorbereitet gehabt. Axt, Spaten, Müllsäcke, Wasser usw., alles sei schon in seinem Auto gewesen. Neu gekauft in einem Baumarkt. Die mit dem starken Beruhigungsmittel Rohypnol versetzte Kakaoflasche habe sich schon in der Kühltasche befunden. Das Medikament stamme aus den Beständen des verstorbenen Onkels. Die Stelle im Wald habe er längst ausgesucht gehabt. Er habe sich sogar vergewissert, dass das Lokal in Garmisch-Partenkirchen auch wirklich geöffnet haben würde.
Am späten Nachmittag hätten sie sich erstmals an der Bank in der Hohenzollernstraße getroffen. Er habe Elisabeth mit ihrem Geld dorthin bestellt und behauptet, er habe einen Banker aufgetan, der ihnen super Konditionen machen würde. Elisabeth sei gekommen und habe ihr Geld in bar dabei gehabt. Der frei erfundene Banker sei natürlich nicht erschienen, und zum Trost habe er sie zum Essen in das Lokal in Garmisch eingeladen. Das sei Absicht gewesen, da er ja geplant hatte, sie zu betäuben. Und weil er nicht wusste, wie lange es dauern würde, bis
der präparierte Kakao wirken würde, habe er eben eine lange Fahrtstrecke auswählen müssen.
Wie geplant hätten sie in Garmisch gegessen, sich nett unterhalten und seien dann nach München zurückgefahren. Auf der Fahrt, gleich hinter Garmisch, habe er ihr dann den präparierten Kakao anbieten wollen. Aber sicherheitshalber habe er sie vorher gefragt, ob sie jemand von ihrem Treffen erzählt habe. Ihre Antwort habe ihm einen Schock versetzt. Sie habe nämlich gesagt, sie hätte es niemandem erzählt, außer ihrem Freund Thomas, aber der würde »schweigen wie ein Grab«. Ganz spontan habe er sich deshalb entschlossen, seinen Plan aufzugeben. Er habe erst neu planen und überlegen müssen. Um sie in Sicherheit zu wiegen, habe er ihr in München sein Geld ausgehändigt mit der Bitte, es für ihn aufzubewahren. Damit sie Vertrauen zu ihm fasste und beim nächsten Treffen auch definitiv wiederkommen würde. Zu Hause habe er nachgedacht, wollte eigentlich schon aufgeben. Aber dann sei in ihm der Entschluss gereift, beide zu töten.
Am Dienstag, dem 16. Juli, habe er Elisabeth wieder zu der Bank bestellt, und wieder sei es ihm nach vergeblichem Warten auf den Bankmenschen gelungen, sie zu einem nochmaligen Trip nach Garmisch zu überreden. Ihr Fahrzeug habe man am Bonner Platz geparkt und gefahren sei man mit seinem BMW. Ein letztes Mal sozusagen. Dabei habe er natürlich gewusst, dass Elisabeth noch immer in ihn verliebt gewesen sei. In besagtem Lokal habe sie ihm dann ja auch angeboten, sich wieder mit ihr zu liieren. Sie habe ihm sogar zärtlich das Gesicht gestreichelt. Für ihn habe es aber kein Zurück mehr gegeben, er sei fest entschlossen gewesen, sie heute noch zu
töten. Auf der Rückfahrt nach München, bevor er ihr den präparierten Kakao gegeben habe, habe sie ihm noch einmal versichert, dass außer Thomas niemand von ihrem heutigen Treffen wisse.
Nur weil Elisabeth S. erwähnt hatte, dass ihr Freund Thomas über das Treffen mit Klaus F. informiert war, musste auch dieser sterben. Es war kaum fassbar! Auf meine Frage, was er denn getan hätte, wenn Thomas W. den präparierten Kakao nicht getrunken hätte, erfolgte keine eindeutige Antwort. Dann hätte er ihn irgendwie mit der Axt niedergeschlagen oder so, fabulierte er herum. Da wurde mir plötzlich klar, warum er die Dienstpistole des Kollegen an sich genommen hatte. Vermutlich wollte er Thomas damit bedrohen und ihn zum Trinken zwingen. Vielleicht hatte er das sogar getan. Und notfalls hätte er ihn wohl erschossen. Da das aber nicht erforderlich war, konnte er die Waffe zurücklegen und damit zumindest die Ermittlungen nach deren Verbleib abwürgen. Nachdem auch dies geklärt war, blieb noch die Frage, wo sich die abgetrennten Leichenteile befanden.
»Nach der Tötung von Thomas W. fuhr ich nach München zurück, zu mir nach Hause, reinigte mich und zog mich um. Dann fuhr ich Elisabeths Auto zu ihrem Haus in Schwabing und stellte es in der Tiefgarage ab. Von dort ging
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