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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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draußen ist Ralf dann entweder verletzt zusammengebrochen oder er hat sich verlaufen. Der Täter hat das Messer entsorgt und ist wieder in die Hütte. An der Hand hatte er noch frisches Blut, und als er sich durch das Gesicht gerieben hat, hat er das Blut dort verteilt. Und am nächsten Morgen wusste der Täter nichts mehr davon. Weil er Schlafwandler war. Er hat so was schon einmal getan. Und … er wird es vielleicht wieder tun.
    Tim hatte den Eindruck, ein dicker, gummiartiger Kloß würde sich in seinem Hals festsetzen und verhindern, dass die Luft, die er einatmete, bis in die Lunge gelangen konnte.
    Er war kurz davor, von seinem Verdacht zu erzählen. Dann aber lugte er zu Sebastian neben sich und ließ es bleiben. Die anderen diskutierten noch immer über Fabians Frage, während der sich hingelegt hatte. Denis hatte ein Stück Stoff in der Hand, vielleicht ein Taschentuch. Er beträufelte es gerade mit Wasser aus Sebastians Flasche und drückte es auf Fabians Stirn. Tim traute seinen Augen nicht.
    »Seltsam, oder?«, flüsterte Lena neben ihm, die seinem Blick gefolgt sein musste. »Das hätte ich ihm nicht zugetraut.«
    »Ja«, stimmte Tim ihr zu. »Denis ist mir ein Rätsel.«
    Er sah zu Lena und wartete, bis sie seinen Blick erwiderte. Dann beugte er sich zu ihr und senkte seine Stimme so weit, dass niemand außer ihr ihn hören konnte. »Ich muss dir was erzählen. Es ist wichtig.«
    Sie wich ein Stück zurück, damit sie ihn ansehen konnte. »Gut, erzähl es mir.«
    Tim sah sich um. »Nicht hier.«
    »Aber … wo denn?«
    »Ich weiß es ja eben nicht. Aber es ist wirklich wichtig, ich … Später, okay?«
    Tim hörte seinen Namen und wandte sich um. Julia sah ihn direkt an und wiederholte: »Ich weiß nicht, was er da gemacht hat.«
    »Was?« Tims Herzschlag beschleunigte sich. »Was hast du gesagt? Ich habe nicht verstanden …«
    »Ich sagte, ich habe dich heute Morgen gesehen.«
    Sie hatte ihn gesehen? War das der Grund für Julias seltsames Verhalten?
    »Erzähl mal genau, was du beobachtet hast«, forderte Janik sie auf.
    Julia nahm Sebastians Hand und hob die Schulter. »Ich weiß nicht, was es war, aber es war unheimlich. Ich bin wach geworden und hab gefroren. Es war laut und ganz komisch, und ich wusste erst nicht, was los ist. Aber dann habe ich gesehen, dass die Tür ein Stück weit offen stand. Und Tim … er stand vor der geöffneten Tür, der Regen ist gegen ihn geprasselt … Draußen war es schon nicht mehr ganz dunkel, deswegen konnte ich ihn gut erkennen. Er hat reglos dagestanden, die Türklinke in der Hand, und hat ins Freie gestarrt. Der Wind hat immer wieder gegen die Tür gedrückt, aber er hat sie festgehalten, als wäre das ganz leicht.« Sie unterbrach ihre Schilderung und sah vorsichtig wieder zu Tim.
    Der hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, und sein Puls hämmerte so stark, dass er ihn am Hals spürte.
    »Ich wollte nach ihm rufen, aber dann habe ich mich doch nicht getraut. Es hat so … unheimlich ausgesehen, wie er dagestanden und nach draußen gestarrt hat. Ich dachte, wenn er mich bemerkt, dann … Ich hatte einfach Angst. Ich wollte Sebastian wecken und habe ihn vorsichtig gerüttelt, damit Tim nichts davon merkt, aber Sebastian hat geschlafen wie ein Stein. Da hab ich mir die Decke bis zum Hals hochgezogen und mich nicht mehr bewegt.« Wieder machte sie eine Pause, sah aber nicht mehr Tim an, sondern Janik. »Er war lange an der Tür, bestimmt fünf Minuten, ohne sich zu bewegen. Dann hat er sie geschlossen und ist zu seinem Platz zurück. Ich habe mich so gefürchtet, dass ich mich nicht mal getraut habe, den kleinen Finger zu bewegen. Irgendwann muss ich dann wieder weggedöst sein.«
    »Hm …«, machte Janik. »Hast du gesehen, ob Ralf noch da war, als das passierte?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob Ralf noch da war, darauf habe ich nicht geachtet.«
    »Und warum erzählst du das erst jetzt?«, fragte Sebastian und es klang nicht sehr freundlich.
    Julia schlug die Augen nieder. »Weil … Das war so unheimlich, so … unwirklich. Ich dachte … ich dachte heute Morgen, ich habe das vielleicht nur geträumt. Und dass ihr mich vielleicht auslacht, wenn ich das erzähle.«
    »Und jetzt denkst du das nicht mehr?«, hakte Janik nach.
    »Nein, weil das alles so komisch ist und weil …« Nun sah sie Tim doch an. »Weil ich nachgedacht habe und mittlerweile glaube, dass Tim was mit Ralfs Verschwinden zu tun hat. Vielleicht hat er da

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