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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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zu tun haben.«
    Tim fühlte sich ein wenig erleichtert. Die Vorstellung, dass Janik zumindest darüber nachdachte, dass nicht unbedingt Tim der Übeltäter war, entzerrte das Ganze. So standen jetzt nur noch Sebastian und wohl auch die ängstliche Julia gegen ihn. Lucas versuchte sich herauszuhalten und …
    Die Tür wurde aufgestoßen und donnerte mit Schwung gegen die Hüttenwand. Im nächsten Augenblick wurde es dunkel im Inneren der Hütte, weil der Wind alle Kerzen ausgeblasen hatte. Und es wurde laut, denn der Sturm konnte sein Getöse nun ungehindert in die Hütte drücken.
    In der Türöffnung stand breitbeinig Sebastian. Er war vollkommen durchnässt, seine Kleidung triefte. Seine Gestalt wurde nur vom schmutzigen Tageslicht angestrahlt. Regentropfen fegten an seiner Gestalt vorbei. Alles, was man aus dem Inneren heraus von ihm sehen konnte, war eine dunkelgraue, fast schwarze Fläche wie von einem Scherenschnitt. Einen Arm hatte er schräg nach vorn ausgestreckt, die Handfläche schien geöffnet zu sein. Mehr war nicht zu erkennen. Es sah sehr gespenstisch und theatralisch aus.
    »Siehst du, was ich hier habe, Tim?«, rief er gegen das Toben des Sturms, was den dramatischen Effekt noch erhöhte.
    Doch darauf achtete Tim nicht mehr. Er starrte auf das Schwarz der geöffneten Handfläche. Und obwohl er nichts darin erkennen konnte, wusste Tim genau, was dort lag.

25
    Alle starrten Sebastian an, niemand sprach ein Wort. Tim fühlte sich wie gelähmt. Er war weder in der Lage, etwas zu sagen, noch den kleinen Finger zu rühren. Er hatte keine Vorstellung davon, wie lange Sebastian so im Eingang gestanden hatte, als Janik ihm zurief: »Nun komm schon rein, verdammt! Und schließ die Tür!«
    Tatsächlich setzte Sebastian sich in Bewegung und schloss die Tür mit einem dumpfen Knall.
    Die Ruhe, die sich trotz des draußen unvermindert wütenden Orkans ausbreitete, wirkte in der plötzlichen Dunkelheit der Hütte unheimlich.
    Als Lucas nach einer endlos scheinenden Weile seine Taschenlampe anschaltete, riss der Lichtkegel ausgerechnet Sebastian aus der schwarzen Unsichtbarkeit. Er stand noch immer am Eingang und streckte die Hand aus. Nun erschien die Szene endgültig wie aus einem Theaterstück, in dem der Bösewicht für seinen großen Auftritt vom Scheinwerferlicht angestrahlt wurde.
    »Ist das dein Messer? Tim?«, fragte Sebastian. Er blickte ein Stück an Tim vorbei, weil er ihn offenbar nicht sehen konnte.
    »Ist das dein Messer, Tim?«, äffte Denis Sebastian übertrieben nach und schob ein abfälliges »Freak« hinterher.
    Sebastian ließ sich davon nicht ablenken und hielt den Blick stur auf die Stelle gerichtet, an der er Tim vermutete.
    Tim erkannte nun zwar, dass dort auf Sebastians geöffneter Handfläche ein zusammengeklapptes rotes Messer lag, konnte aber nicht feststellen, ob es tatsächlich seines war. Doch wem sonst sollte es gehören, wenn nicht ihm? Er war der Einzige, der ein Messer mitgenommen hatte.
    »Ich … weiß nicht, aber ich glaube schon«, sagte Tim. »Wo hast du es her?«
    »Kann mal jemand die Kerzen anzünden?«, fragte Lena neben ihm mit zittriger Stimme und verschaffte ihm damit eine kleine Pause, in der seine Gedanken Purzelbäume schlugen.
    Ganz egal, woher Sebastian das Messer angeblich hatte, es war mehr als auffällig, dass er es überhaupt in der Hand hielt.
    Der Lichtstrahl löste sich von Sebastian und wanderte durch den Raum, während Lucas zu den Kerzen schlurfte.
    »Es war eigentlich fast schon zu einfach«, erklärte Sebastian selbstgefällig aus der Dunkelheit heraus. »Da das Messer ja angeblich verschwunden war, war mir klar, dass derjenige, der es verschwinden lassen wollte, es nicht hier in der Hütte gelassen hat.«
    Die erste Kerze leuchtete auf, und Denis nutzte die kurze Pause, die Sebastian machte, zu einem spöttischen: »Es war ihm klar … Sherlock Holmes spricht.«
    Während Lucas weitere Kerzen anzündete, kam Sebastian auf Tim zu, blieb vor ihm stehen und hielt ihm wortlos das Messer entgegen. Sein Messer, daran gab es nun keinen Zweifel mehr.
    »Die Blutflecken am Holzstapel sind mir wieder eingefallen. Ralf und … der Täter müssen also dort gewesen sein.« Das Wort »Täter« betonte er dabei besonders. »Es war also zumindest einen Versuch wert, nachzusehen, ob das Messer nicht dort irgendwo versteckt ist. Und wie du siehst … war es das. Na, was sagst du dazu, Timmi?«
    Tim konnte im ersten Moment nur schweigen. Er starrte auf sein

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