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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Ralf rauszuziehen, wenigstens ein kleines Stück, aber der hat sich so darin eingenistet, dass das nicht ging. Ich war sowieso sauer auf ihn, weil ich keine Lust mehr hatte, seinen Diener zu spielen. Und weil er so egoistisch ist und mir so mistig kalt war, hab ich ihn ziemlich fest zur Seite gestoßen.«
    »Könnte Ralf sich dabei verletzt haben?«, unterbrach Janik ihn.
    Lucas verneinte. »Er wurde wach und ist mir gleich an die Gurgel gegangen. Und da war er nicht verletzt. Da war auch kein Blut oder so.«
    Er stockte, beugte sich zur Seite und wühlte in seinem Rucksack. Alle sahen ihm gespannt dabei zu, und wahrscheinlich war nicht nur Tim enttäuscht, als er lediglich seine Wasserflasche herauszog und einen Schluck trank. Nachdem er sie neben sich abgestellt hatte, erzählte er weiter. »Ja, wie gesagt, Ralf ist ziemlich auf mich losgegangen. Er war noch total blau und hat eklig aus dem Mund gerochen. Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mehr den Idioten für ihn mache. Und dass ich meinem Vater erzähle, dass Ralf mich immer erpresst hat.«
    »Das habe ich gestern Abend schon nicht verstanden«, sagte Jenny. »Womit genau hat er dich erpresst?«
    »Mit dem Job meines Vaters. Er ist Hausmeister in der Klinik von Ralfs Vater. Ralf sagt, er weiß, dass mein Vater da irgendwas geklaut hat. Aber dass sein Vater nix davon weiß. Bis jetzt. Jedes Mal, wenn Ralf was von mir will und ich mich weigere, droht er damit, meinen Vater zu verpetzen. Dann wäre er seinen Job los und würde auch nie mehr einen bekommen.«
    »Geklaut?«, fragte Lena. »Und? Hältst du das für möglich?«
    Lucas hob die Schulter. »Weiß nicht. Schwer zu sagen. Mein Vater hatte noch nie Probleme mit der Polizei. Aber ist eigentlich auch egal. Wenn Ralf das seinem Vater erzählt, ist klar, was passiert. Ob mein Vater wirklich was angestellt hat oder nicht.«
    »Und wie hat Ralf reagiert, als du ihm klargemacht hast, dass du nicht mehr nach seiner Pfeife tanzt?«
    »Er meinte, dann soll ich schon mal anfangen, für meinen Alten einen neuen Job zu suchen.«
    »Und dann?«, wollte Sebastian wissen.
    Lucas zögerte. »Ich … na ja, ich hab gesagt, wenn er das wirklich macht, dreh ich ihm den Hals um.«

23
    Wieder wurde etwas mit einem lauten Knall gegen die Hüttenwand geschleudert, aber sie beachteten es schon gar nicht mehr, ebenso wenig wie das allgegenwärtige Heulen, Ächzen und Pfeifen.
    »Du hast gesagt, du drehst ihm den Hals um?«, versicherte sich Lena. »Hast du Ralf verletzt, Lucas? Bei einem Handgemenge vielleicht? Ralf war doch über deine Drohung sicher nicht erfreut.«
    Lucas wehrte ab. »Der war doch viel zu besoffen. Er hat mich beschimpft, dann hat er sich hingelegt und ist eingepennt. Mist war nur, dass er die Decke schon wieder für sich allein beschlagnahmt hatte. Aber ich hatte keine Lust mehr, mich noch einmal mit ihm rumzustreiten. Deshalb habe ich mich hinten ganz dicht an die Wand gelegt. Da hat es wenigstens nicht so im Rücken gezogen. Dann bin ich eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht bin, war Ralf verschwunden.«
    »Ich verstehe eure Gedankengänge nicht«, sagte Fabian mit krächzender Stimme. Denis saß noch immer neben ihm. »Die sind nicht sehr logisch. Gehen wir mal davon aus, jemand von uns hätte Ralf wirklich im Streit oder wie auch immer verletzt.«
    Er machte eine Pause, in der er nach Atem rang. Das klang böse, und Tim hoffte, dass er keine Lungenentzündung bekam.
    »Also, Ralf ist verletzt. Er blutet. Okay. Aber wieso ist er dann verschwunden?«
    »Na, zum Beispiel, weil er weglaufen wollte«, warf Lucas ein. »Er ist da rausgerannt und hat sich verlaufen.«
    Der Blick, mit dem der Vierzehnjährige ihn daraufhin ansah, sprach Bände. Er sagte jedoch nichts dazu, sondern schüttelte nur den Kopf.
    Dafür brachte jemand anders seine Meinung dazu an, aber das hörte Tim schon nicht mehr. Die Gedanken, die sich in ihm in einem wilden Kreis drehten, waren gerade wieder so übermächtig geworden, dass sie die Stimmen in der Hütte übertönten.
    Vielleicht hat jemand Ralf so schwer verletzt, dass der befürchten musste, umgebracht zu werden, dachte Tim. Mit einem Messer zum Beispiel. Und vielleicht hat derjenige Ralf dann mit diesem Messer bedroht und ihn gezwungen, die Hütte zu verlassen. Und neben der Hütte, am Holzstapel, ist es Ralf dann gelungen, den Täter zu überrumpeln, sodass er fliehen konnte. Was für Ralf umso leichter gewesen wäre, wenn sein Angreifer ein Schlafwandler war. Irgendwo da

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