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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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wäre.
    »Dieser Mann, der …« – uns – »dich töten will … Nimmt er Frauengestalt an?«, fragte Victoria, von seiner Körperwärme und seinem Atem eingehüllt.
    »Manchmal.«
    Bilder von Frauen, die Victoria während der Versteigerung gesehen hatte, blitzten vor ihrem inneren Auge auf. Sie hatte keine Frau gesehen, die aussah wie ein Mann in Frauenkleidern.
    Londons Straßen waren einfacher als Londoner Clubs. Auf der Straße kämpften Menschen gegen Menschen, um ihnen das gleiche Leid zuzufügen, das sie selbst erlitten hatten.
    Das Bild des Mannes, den Gabriel beschrieb, ergab keinen Sinn.
    Die Kälte und die Hitze, die abwechselnd durch ihre Adern pulsierte, ergab keinen Sinn.
    Angst. Begierde.
    Sie sollten nicht Hand in Hand gehen.
    »Du sagtest, er würde mir wehtun … geschlechtlich«, sagte Victoria, darum ringend zu verstehen, was Gabriel verstand. »Dann zieht er also nicht Männer Frauen vor.«
    Gabriel küsste sanft ihr linkes Augenlid mit hauchzarten Lippen. »Er genießt die Macht des Geschlechts, nicht den Geschlechtsakt.«
    Victorias Wimpernschlag flatterte gegen seidenweiche Haut, einen feuchten Zungenschlag. »Du sagst, dass er dem Akt geschlechtlicher Erlösung fern steht.«
    »Ja.«
    Wie Gabriel dem Akt geschlechtlicher Erlösung fern stand.
    Sie scheute vor dem Vergleich zurück.
    »Und wenn er tötet?«, fragte sie. »Genießt er es, Schmerz zuzufügen, oder genießt er die Macht, Schmerz zufügen zu können?«
    Gabriel küsste ihr rechtes Augenlid, schmeckte ihre Wimpern, ein feuchtes, heißes Lecken. »Die Macht.«
    »Du hast also gehofft, wenn du jemanden in den Hundred Guineas Club schickst, würdest du einen Hinweis finden, der dich zu diesem Mann führt, der … uns töten will«, überlegte Victoria ruhig mit pochendem Herzen und rasendem Puls.
    Das Uns hallte zwischen ihnen nach.
    »So hatte ich es geplant«, bestätigte Gabriel.
    »Du hast einen der Männer geschickt, die mich in dein Haus gelassen haben.« Aufkeimendes Begreifen erfüllte Victoria. Ihre Wimpern flatterten an seiner Lippe. Es hielt ihren Vorwurf nicht auf. »Du hast ihn dort hingeschickt, um ihn zu bestrafen.«
    »Ich habe ihn hingeschickt, weil er ein ehemaliges Clubmitglied ist.« Gabriels Lippen glitten von ihren Wimpern; er schaute in Victorias Augen, nahm ihr Gesicht fest in beide Hände und zwang sie, der Wahrheit ins Auge zu sehen. »Du hast gefragt, was ich von einer Frau will. Ich sage dir, was ich will, Victoria Childers.«
    Aber plötzlich wollte Victoria es nicht mehr hören.
    »Ich will eine Frau, die mich berührt, obwohl sie weiß, was ich bin«, sagte er mit peitschend heißem Atem und schonungslosem silbernem Blick. »Ich bin ein Bettler, ein Dieb, eine Hure und ein Mörder. Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um den zweiten Mann zu erwischen. Ich will, dass du mich willst, obwohl du weißt, was ich bin. Ich will, dass du mir in die Augen schaust, wenn du mich in deinen Körper nimmst, und dass du weißt, was du in dich aufnimmst, einen Bettler, einen Dieb, eine Hure, einen Mörder. Ich habe dir gesagt, ich will, dass du mich liebst, aber ich kann nicht versprechen, dass ich deine Liebe erwidern kann. Ich kann nicht versprechen, dass ich dich retten kann. Ich kann nicht versprechen, dass du nicht stirbst. Aber ich kann dir versprechen, dass ich mein Leben geben würde, um dich zu retten. Ich kann dir versprechen, dass ich all deine Begierden zu befriedigen vermag. Es gibt nichts Geschlechtliches, was ich nicht schon praktiziert habe, nichts Geschlechtliches, was ich nicht tun würde, um dir Lust zu bereiten. Was du durch die transparenten Spiegel gesehen hast, hat dich erregt. Ich will dich mit keinem anderen Mann teilen, aber ich kann dir zeigen, wie es wäre, mit zwei Männern zusammen zu sein. Alles, was ich dafür verlange, ist, dass ich dich berühren darf, dass ich für dich sorgen darf. Und dass du deine Lust mit mir teilst. Mach, dass ich Licht sehe, wenn du zum Höhepunkt kommst, Victoria. Es ist das einzige Licht, das ich je sehen werde.«
    Kann nicht versprechen, dass ich dich lieben kann … Kann nicht versprechen, dass ich dich retten kann … Kann nicht versprechen, dass du nicht stirbst.
    Will dich nicht teilen …
    Victoria konnte nicht atmen vor Gabriels Atem; konnte nicht fühlen vor Gabriels Hitze; konnte sich nicht rühren vor seiner Männlichkeit.
    Er hatte als Prostituierter Erfolg gehabt, weil er als Kind gelernt hatte, sich außerhalb seines Hungers,

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