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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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nach.
    »Ich bin keine Komplizin.«
    »Aber Sie sind wegen eines Mannes hier.«
    Ja.
    Victoria straffte den Rücken. Wolle rieb über ihre immer noch harten Knospen. »Ich habe Ihnen gesagt, ich kenne den Mann nicht, von dem Sie sprechen.«
    »Wer hat Ihnen dann mein Haus empfohlen, Mademoiselle?«
    »Eine Pro–« Nein, Victoria würde die Frau, die sich mit ihr angefreundet hatte, nicht als Prostituierte bezeichnen; Frauen – und Männer – taten, was sie tun mussten, um zu überleben. »Jemand gab mir den Rat, Ihre Klientel sei … großzügiger als ein Mann auf der Straße.«
    »Und dieser Jemand« – er ahmte bewusst ihr Zögern nach – »ist das ein Mann oder eine Frau?«
    Am liebsten hätte Victoria erwidert, das ginge ihn nichts an, die Vernunft warnte sie jedoch davor. Der dünne Grat zwischen ihren Schultern spannte sich. Sie ließ sich nicht gern manipulieren.
    »Eine Frau«, sagte Victoria kurz und bündig.
    »Hat diese Frau Ihnen gesagt, Sie sollten als Anfangsgebot einhundertfünf Pfund verlangen?«
    Victoria weigerte sich, seinem atemberaubend intensiven Blick auszuweichen.
    »Es tut mir Leid, wenn ich Sie mit dem Gebot … mit dem Anfangsgebot von einhundertfünf Pfund verhöhnt habe.« Victoria rang sich die Entschuldigung ab. »Ich versichere Ihnen, weder meine Freundin noch ich wussten von Ihren Umständen; vor heute Abend wusste ich nicht einmal, dass es Sie gibt.«
    Der Mann mit den silbergrauen Augen und dem silberblonden Haar war weder von ihrer Entschuldigung noch von ihrer Unwissenheit beeindruckt.
    »Beantworten Sie meine Frage, Mademoiselle.«
    »Ja«, fuhr Victoria ihn an, »meine Freundin hat vorgeschlagen, dass ich mit dieser Summe anfange.«
    Seine Augen verengten sich. »Wie groß ist Ihre Freundin?«
    »Kleiner als ich.« Victoria richtete sich zu ihrer vollen Größe von ein Meter siebzig auf. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Sir. Ich möchte gehen.«
    Er gab ihr den Weg nicht frei. »Sie können nicht gehen, Mademoiselle.«
    Victorias Herz stockte. »Verzeihung?«
    Die Höflichkeitsfloskel klang unpassend. Schon zum dritten Mal hatte sie ihn um Entschuldigung gebeten.
    »Sie sind redegewandt«, wich er aus. Sein Finger fand zielsicher eine Falte im blassen Leder der Armlehne. In der Falte war eine kleine Insel. Victoria fiel die Ähnlichkeit mit der Scham einer Frau auf: klaffende Lippen, eine dunklere Höhlung … Ihr Kopf schnellte hoch.
    »Eine gepflegte Sprache ist für eine Gouvernante unerlässlich«, sagte Victoria steif. Und merkte, dass sie unwillentlich ihren früheren Beruf verraten hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe.
    Das silberne Funkeln in seinen Augen bestätigte ihren Fehler.
    »Wie lange waren Sie Gouvernante?«, fragte er beiläufig. Victoria ließ sich von seiner plötzlichen Leichtigkeit nicht täuschen.
    Der Mann, der sich Gabriel nannte, war wie eine Katze. Eine große, schöne, tödliche Katze, die mit ihrer Beute spielte und ihr im nächsten Augenblick die Kehle durchbiss.
    Abwehrend hob Victoria das Kinn. »Ich glaube kaum, dass das für Sie von Belang ist, Sir.«
    »O doch, Mademoiselle.« Seine Stimme war ein seidiges Schnurren. »Sie haben sich mir für zweitausend Pfund verkauft.«
    Wieder stockte ihr Herzschlag.
    »Ich habe Ihnen meine Jungfräulichkeit verkauft«, wandte Victoria scharf ein. »Mich habe ich nicht verkauft.«
    Aber er wollte ihre Jungfräulichkeit nicht. Ganz zu schweigen von der Frau, die sie besaß.
    Dunkle Wimpern verhüllten seine Augen. Instinktiv folgte Victoria seinem Blick.
    Sanft streichelte er die blaue Lederfalte. »Wie lange sind Sie schon ohne Stellung?«
    Ein Bild ihres nackten Körpers mit gespreizten Beinen blitzte in ihrem Kopf auf. Gefolgt von dem Bild eines langen, schlanken Fingers, der sie streichelte …
    Sie riss sich vom Anblick seines streichelnden Fingers los. Heiß schoss ihr das Blut in die Wangen. »Sechs Monate.«
    Er fing ihren Blick ein. »Wie lange waren Sie Gouvernante?«, wiederholte er.
    Er würde die Frage so lange wiederholen, bis sie antwortete, wurde Victoria klar.
    »Achtzehn Jahre«, spie sie aus.
    »Sie sind mit sechzehn Gouvernante geworden?«
    Victoria schaute auf seine Hand, um den Erinnerungen auszuweichen, wie sie zu ihrem Beruf gekommen war.
    Ein langer Finger bohrte sich in die dunkle Ledermulde.
    »Ja.« Ein Zucken schoss ihr zwischen die Schenkel. »Ich bin mit sechzehn Gouvernante geworden.«
    »Und nach achtzehn Jahren ist Ihnen nun klar geworden,

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