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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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Höhepunkt über mir hereinbricht«, sagte Gabriel, im engen Flur rau atmend. »Er ballt sich um meine Faust und presst sie zusammen, bis nur noch ihre Lust existiert.«
    Langsam sank der Körper der älteren Frau aufs Bett, erschlafft.
    Der jüngere Mann hob den Kopf: Seine Züge waren vor Verlangen angespannt.
    Victoria hatte in dieser Nacht Verlangen in mancherlei Gestalt gesehen. Verlangen nach Intimität, Verlangen nach körperlicher Befriedigung und gelegentlich in den Augen sowohl der Kunden als auch der Prostituierten das schlichte Verlangen nach menschlicher Nähe.
    Das Verlangen des jüngeren Mannes spiegelte sich in Gabriels Miene. »Aber es war ihre Lust, die meine Hand melkte …«
    Plötzlich richteten sich die Augen, die sich im Glas spiegelten, auf Victoria.
    Sie erwiderte seinen Blick ohne zu zucken.
    »… nicht meine.«
    Vage bemerkte sie, dass der Mann hinter dem Spiegel sich die Hand neben der Frau am Laken abwischte und nach einer kleinenBlechdose neben dem Cremetiegel griff. Sie glich der Dose mit Kondomen, die auf ihrem Tablett mit dem Abendessen gestanden hatte.
    Der jüngere Mann stand mit einem Ruck auf, und stellte sich zwischen die Beine der älteren Frau. Sie hob die Arme und den Körper, um ihn zu nehmen, während der Mann hinter Victoria losgelöst von ihrer Leidenschaft dastand. Losgelöst von Victorias Leidenschaft. Losgelöst von seiner eigenen Leidenschaft.
    »Genau das will er«, wurde Victoria schlagartig klar.
    Gabriels Nasenflügel bebten. »Was?«
    »Er will, dass Sie leiden.«
    Aber Victoria wollte nicht, dass Gabriel litt.
    Sie nahm ihrer beider Leben in die Hand. Sie drehte sich um und stellte sich ihrer beider Verlangen.
    »Sie wollen mich berühren«, sagte sie. Und betete, dass es der Wahrheit entsprach.
    Die Wahrheit leuchtete aus seinen Augen. »Ja.«
    Victorias Brust zog sich zusammen beim Verlangen in seinen Augen. »Aber Sie haben Angst.«
    »Ja.«
    Zu berühren. Berührt zu werden.
    Victoria ließ sich auf ein Glücksspiel ein. »Ich will, dass Sie mich berühren.«
    »Das weiß ich«, sagte Gabriel.
    Er berührte sie nicht.
    »Ich will, dass Sie meine Lust spüren«, sagte Victoria mutig. »Ich will mich nackt auf Ihr Bett legen. Wie die Frau hinter dem Spiegel. Wie die Frau in Ihrer Erinnerung. Ich will, dass Sie meinen Körper vorbereiten. Ich will, dass Sie mir die Lust schenken, die Sie ihr geschenkt haben. Und ich will sie mit Ihnen teilen.«
    Gabriel sog die Luft ein. »Sie sind Jungfrau.«
    Würde Victoria den Blick von dem nackten Verlangen in seinen Augen abwenden, würde sie weglaufen.
    Victoria wandte den Blick nicht ab. »Sie haben meine Jungfräulichkeit gekauft.«
    Die Luft um sie herum pulsierte.
    »Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn du mich berühren solltest, Victoria.« Gabriels Stimme war angespannt.
    Schmerz. Lust.
    Beides krallte sich in ihre Brust.
    »Dann werde ich dich nicht berühren«, versicherte Victoria ihm.
    »Aber du würdest dich … von mir berühren lassen. Wie ich will.«
    Empétarder  … Würden Sie mir dort Zugang gewähren, Mademoiselle?
    Victoria rang um Atem. »Ja.«
    »Du würdest mich alles machen lassen …«
    Würden Sie sich von mir umarmen lassen, wenn unser beider Körper vor Schweiß trieften und der Geruch unseres Geschlechts unsere Lungen füllte? «
    »Ja.«
    »Und du würdest mich nicht berühren.« Gabriels Blick war starr vor Verlangen. »Egal, welchen Schmerz oder welche Lust ich dir bereite.«
    Victoria erstickte an Gabriels Morgenmantel, an Gabriels Geruch.
    An Gabriels Worten …
    »Ich werde dich nicht berühren«, versprach sie.
    Er streckte die Hand aus … und berührte sie, eine schmetterlingszarte Berührung, ein Streifen schwieliger Fingerspitzen über rissige Lippen.
    Erregung durchzuckte Victoria.
    »Es tut mir Leid.« Sie zuckte zusammen. »Meine Lippen sind nicht … weich.«
    Während seine Lippen weicher wirkten als eine Rosenblüte.
    Gabriel ließ nicht zu, dass sie sich von ihm abwandte: Sein Blick hielt sie fest, seine Finger elektrisierten sie.
    Er strich leicht über ihre Unterlippe. »Mach den Mund auf.«
    Victorias Unterlippe bebte.
    Feuer brannte in seinen Augen; eine dunkle Röte stieg in seine Wangen. Er legte den Finger auf den Spalt ihrer Lippen.
    Gabriel zitterte.
    Vor Angst. Vor Verlangen.
    Vor ihr. Nach ihr.
    Victoria öffnete den Mund.
    »Sauge an meinem Finger«, sagte er heiser.
    Blaue Augen schauten unverwandt in silberne, als Victoria Gabriels Zeigefinger in

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