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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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klebriger Sekrete überzogen. Doch dann öffnet die neuere Haut, die sich darüber befindet, ihre Poren dem Ozean, und alles wird mit Aliquoten destillierten Salzwassers wieder reingewaschen.
    Selbstverständlich stirbt es, doch der Prozess geht langsam vonstatten. Und selbst wenn es das wüsste, wäre es ihm gleichgültig.

    Wie alle Lebewesen hat es eine Bestimmung. Es ist ein Beschützer. Gelegentlich vergisst es, was genau es eigentlich beschützt, doch das spielt keine Rolle. Es fällt ihm wieder ein, sobald es das entsprechende Objekt vor Augen hat.
    So wie jetzt, als es die Frau aus einem Loch am Grund der Welt hervorkriechen sieht. Sie sieht genauso aus wie die anderen, doch das Reptil hat sie stets von ihnen unterscheiden können. Warum es gerade sie beschützt und die anderen nicht, kümmert es nicht weiter. Reptilien stellen nie ihre Motive infrage, sondern folgen ihnen blindlings.
    Die Frau scheint nicht zu wissen, dass es hier ist und sie beobachtet.
    Das Reptil gelangt manchmal zu gewissen Einsichten, die es eigentlich nicht haben dürfte. Es wurde verbannt, bevor die anderen ihre Neurochemie modifiziert haben, um ihre Gehirne aufnahmefähiger zu machen. Doch diese Veränderungen haben letztlich nur bewirkt, dass bestimmte schwache Signale vor einem lauten, chaotischen Hintergrund deutlicher wahrzunehmen sind. Seit der Cortex des Reptils die Arbeit eingestellt hat, ist der Hintergrundlärm nahezu vollständig verstummt. Die Signale sind immer noch genauso schwach wie vorher, doch die Statik ist verschwunden. Und auch wenn das Reptil es nicht bemerkt hat, ist es ihm gelungen, ein gewisses vages Bewusstsein für die Gedanken und Empfindungen anderer Lebewesen zu entwickeln.
    Aus irgendeinem Grund hat das Reptil das Gefühl, dass dieser Ort gefährlich geworden ist, auch wenn es nicht weiß, warum. Es glaubt, dass die anderen Wesen verschwunden sind, obwohl das eine, das es beschützt, immer noch hier ist. Und wenngleich es kaum so viel Verstand besitzt wie eine Katzenmutter, die ihre gefährdeten Jungen an einen anderen Ort trägt, versucht das Reptil seinen Schützling in Sicherheit zu bringen.
    Als die Frau aufhört, sich zu wehren, wird es einfacher. Schließlich gestattet sie ihm sogar, sie von den hellen Lichtern fortzuziehen und zu dem Ort zu bringen, wo sie hingehört. Sie macht Geräusche, die seltsam und zugleich vertraut klingen. Am Anfang hört das Reptil ihr noch zu, doch die Geräusche verursachen ihm Kopfschmerzen. Nach einer Weile verstummt sie. Schweigend zieht das Reptil sie durch die blicklose Nacht hinter sich her.
    Vor ihnen taucht ein trübes Licht auf. Und ein Geräusch, zuerst ganz schwach, doch dann immer lauter. Ein leises Heulen und Gluckern. Und etwas anderes, ein Klirren – etwas Metallisches , murmelt Broca, auch wenn das Reptil nicht weiß, was das bedeutet.
    Ein kupferfarbenes Leuchtfeuer erstrahlt in der Dunkelheit vor ihm – viel zu grell und gleichförmig und wesentlich heller als das biolumineszente Glühen, das ihm normalerweise den Weg weist. Es taucht den Rest der Welt in tiefe Dunkelheit. Im Allgemeinen meidet das Reptil diesen Ort. Doch das ist der Ort, von dem die Frau stammt. Für sie bedeutet er Sicherheit, auch wenn er für das Reptil etwas ganz anderes …
    Ein Schauer der Erinnerung vom Cortex.
    Das Leuchtfeuer strahlt aus mehreren Metern Höhe auf den Meeresboden herab. Als sie ihm näher kommen, verwandelt es sich in eine Reihe kleinerer Lichter, die wie die Photophoren an der Flanke eines riesigen Fisches angeordnet sind.
    Broca meldet sich wieder zu Wort: Natriumleuchten .
    Hinter den Lichtern ragt etwas Großes auf, ein aufgeblähter grauer Körper vor schwarzem Hintergrund. Er hängt über dem Meeresboden wie ein großer, glatter Felsbrocken, der erstaunlicherweise im Wasser schwebt und um dessen Äquator sich die Lichter hinziehen. Geriffelte Fasern verbinden ihn mit dem Meeresboden.
    Und aus dem Himmel steigt etwas herab, das zwar kleiner ist, aber noch greller leuchtet.
    »HieristdieCSS Forcipiger vonAstoriaIstjemandzuHause?«
    Das Reptil schießt in die Dunkelheit zurück und wirbelt dabei eine Schlammwolke auf. Gute zwanzig Meter schwimmt es davon, bis ihm eine vage Erkenntnis kommt.
    Das Broca-Areal kennt diese Geräusche. Es versteht sie zwar nicht – außer Nachahmung bringt Broca nie viel zustande –, doch etwas Ähnliches hat es schon einmal gehört. Das Reptil verspürt ein ungewohntes Verlangen. Es ist lange her, seit Neugier zu

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