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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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kurze, geisterhafte Lächeln.
    »Aber mal im Ernst«, hakt er noch einmal nach. »Warum bleiben die anderen dort? Ist das eine Art Aufstand? So etwas wie ein« – Wie nannte man das doch gleich? – »Streik?«
    »Etwas in der Art.« Clarke blickt zum Schott in der Decke hoch. »Wie lange dauert es bis zur Oberfläche?«
    »An die zwanzig Minuten, fürchte ich. Diese Tauchboote der NB sind wie Luftschiffe. Alle anderen dort draußen schwimmen mit den Delfinen um die Wette, und das Einzige, was ich aus diesem Ding herausholen kann, ist, dass es sich ein wenig schneller voranwälzt. Aber« – er versucht es mit einem entwaffnenden Grinsen – »das Ganze hat auch seine Vorteile. Schließlich werde ich nach Stunden bezahlt.«
    »Wie schön für Sie«, sagt sie.

Flutlicht
    Jetzt ist es fast wieder still.
    Nach und nach haben die Stimmen aufgehört zu schreien. Nun unterhalten sie sich untereinander im Flüsterton und reden über Dinge, die für ihn keine Bedeutung haben. Aber das macht ihm nichts aus. Er ist es gewohnt, nicht weiter beachtet zu werden. Er ist sogar froh darüber.
    Du bist in Sicherheit, Gerry. Sie können dir nichts tun.
    Was . . . ? Wer . . . ?
    Sie sind jetzt alle gegangen. Nun noch wir beide sind übrig.
    Du …
    Ich bin’s, Gerry. Schatten. Ich habe mich schon gefragt, wann du wiederkommen würdest.
    Er schüttelt den Kopf. Ganz schwach fällt immer noch ein Lichtschein über seine Schulter. Er dreht sich um, nicht so sehr dem Licht entgegen, sondern vielmehr einer etwas helleren Finsternis.
    Sie wollte dir nur helfen, Gerry.
    Sie …
    Lenie. Du bist ihr Schutzengel. Erinnerst du dich?
    Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube …
    Aber du hast sie dort zurückgelassen. Du bist geflüchtet.
    Sie wollte … Ich … Nicht nach drinnen …
    Er spürt, wie seine Beine sich bewegen. Wasser drückt ihm gegen das Gesicht. Er schwimmt vorwärts. Vor ihm öffnet sich ein verschwommenes Loch in der Dunkelheit, in dessen Inneren er undeutliche Umrisse erkennen kann.
    Dort lebt sie, sagt Schatten. Erinnerst du dich?
    Er schwimmt weiter auf das Licht zu. Vorher waren Geräusche zu hören gewesen, laut und schmerzhaft, und etwas Großes und Dunkles war zu sehen gewesen, das sich bewegt hat. Jetzt ist da nur diese riesenhafte Kugel, die über ihm hängt wie … wie …
    … wie eine Faust .
    Angsterfüllt hält er inne. Aber alles ist ruhig. So ruhig, dass er ein leises Wimmern hört, das über den Meeresboden zu ihm herüberdringt. Er erinnert sich. In einiger Entfernung befindet sich ein Loch im Meeresboden, das manchmal zu ihm spricht. Er hat noch nie verstanden, was es sagt.
    Weiter, drängt ihn Schatten. Sie ist hineingegangen.
    Sie ist fort …
    Das kannst du von hier nicht feststellen. Du musst näher heran.
    Die Unterseite der Kugel ist eine kühle, schattige Zufluchtsstätte. Die Lichtstrahlen vom Äquator gelangen nicht ganz um die gewölbte Oberfläche herum. In den überlappenden Schatten am Südpol schimmert etwas verlockend.
    Weiter.
    Er stößt sich vom Meeresboden ab und gleitet in den Schattenkegel unter dem Objekt. Eine helle glänzende Scheibe von ungefähr einem Meter Durchmesser hängt in einem runden Rahmen. Er blickt nach oben.
    Jemand schaut zurück.
    Erschrocken wirbelt er herum und weicht nach unten aus. Die Scheibe erzittert von der plötzlichen Turbulenz. Er hält inne und dreht sich wieder um.
    Eine Luftblase, das ist alles. Eine Gasansammlung unter … der Luftschleuse .
    Kein Grund, Angst zu haben, sagt Schatten. Das ist der Weg hinein.
    Immer noch nervös schwimmt er unter die Kugel zurück. Die Luftblase schimmert silbern vom reflektierten Licht. In ihrem Innern taucht ein schwarzes Gespenst auf, das keinerlei Gesichtszüge besitzt, abgesehen von zwei leeren, weißen Stellen, wo sich Augen befinden sollten. Das Gespenst streckt die Hand aus und berührt Gerrys Hand. Ihre Fingerspitzen treffen aufeinander, verschmelzen und verschwinden schließlich. Sein Arm geht am Handgelenk in sein Spiegelbild über. Die Finger auf der anderen Seite des Spiegels berühren Metall.
    Fasziniert zieht er die Hand zurück. Das Gespenst schwebt über ihm, mit leerem, unbekümmertem Gesichtsausdruck.
    Er führt eine Hand an sein Gesicht und streicht mit dem Zeigefinger über die Haut vom Ohr bis zum Kinn. Ein langes, zusammengefaltetes Molekül öffnet sich reißverschlussartig.
    Das glatte schwarze Gesicht des Gespensts reißt einige Zentimeter weit auf. Darunter kommt etwas zum Vorschein, das in dem

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