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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Kreischen von sich. Die Ungeheuer draußen – diejenigen, die sich nicht längst würdevoll verzogen haben, nachdem ihren winzigen Fischgehirnen klar geworden ist, dass man Metall nicht fressen kann – verschwinden mit aufflammenden Seitenlinien in der Nacht. Einen Moment lang herrscht erstauntes Schweigen unter der Fracht. Preteela Irgendwas spricht in die Stille hinein: »Meine Damen und Herren, wir machen einen kurzen Abstecher, um uns etwas Interessantes in der Riftzone anzusehen. Wenn Sie einen Blick auf die Echolotanzeige werfen, werden Sie feststellen, dass wir auf ein Schachbrettmuster aus akustischen Signalen zusteuern. Die Netzbehörde hat sie für die Bauarbeiten an einer der neuen Geothermalstationen installieren lassen, über die wir schon so viel gehört haben. Wie Sie vielleicht wissen, sind ähnliche Projekte in Dehnungszonen von den Galapagos-Inseln bis zu den Aleuten in Arbeit. Wenn sie ihren Betrieb aufnehmen, werden hier unten in der Riftzone tatsächlich Menschen leben …«
    Joel kann es kaum fassen. Preteelas große Chance, die Computer-Bibliothek zu übertrumpfen, und sie redet genau wie das Programm. Ein Phantasiebild, das in seinem Mittelhirn Gestalt angenommen hat, löst sich auf. Würde er versuchen, der Preteela in seinem Kopf an die Wäsche zu gehen, würde sie vermutlich anfangen, mit fröhlicher Stimme jede Einzelheit zu kommentieren.
    Er schaltet die Außenscheinwerfer ein. Schlamm und noch mehr Schlamm. Auf der Echolotanzeige kommt das Signalnetz weiter auf sie zu, ein unveränderliches Sternbild.
    Die Ceratius wird von irgendetwas erfasst und herumgeschleudert. Die Anzeige für den Thermistor an der Außenhülle flackert kurz auf.
    »Nur eine Thermalquelle, Leute«, ruft Joel über die Schulter. »Kein Grund zur Beunruhigung.«
    Eine schwach leuchtende, kupferfarbene Sonne zieht steuerbords an ihnen vorbei. Man könnte sie als eine Fackel auf einem Pfahl beschreiben, eine Gebietsmarkierung, die mit einer Natriumlampe und einem Herzschlag im Längswellenbereich die Dunkelheit zurückdrängt. Die Netzbehörde hat ihre Duftmarke hinterlassen, um allen zu beweisen: Das hier ist unser Scheißloch .
    Die Reihe der Türme, an deren Spitzen sich Scheinwerfer befinden, erstreckt sich weiter nach Backbord. Sie wird von einer zweiten Reihe Scheinwerfer gekreuzt, die direkt vor ihnen wie Straßenlaternen in einer dunstigen Nacht in der Dunkelheit verschwinden. Sie beleuchten eine merkwürdige, halbfertige Landschaft aus Plastik und Metall. Riesige Metallgehäuse liegen wie ausrangierte Güterwagen auf dem Meeresboden herum. Tränenförmige ROVs ruhen untätig auf glatten Pfützen aus erstarrtem Plastik, das härter ist als Basalt. Scharfkantige Leitungsrohre ragen aus den geronnenen Oberflächen wie hohle Knochen, die unterhalb des Gelenks abgesägt wurden.
    An der Spitze eines der Türme backbordseits greift irgendetwas Dunkles und Massiges den Scheinwerfer an.
    Joel wirft einen Blick auf die Kamera-Icons: Alle sind nach oben links gerichtet und auf maximale Vergrößerung eingestellt. Um Sauerstoff zu sparen, hat Preteela in ihrem Geplapper innegehalten, während die Grauhaarigen hinausschauen. Also gut. Wenn sie noch mehr Fische sehen wollen, die in blinder Raserei über irgendetwas herfallen, dann können sie das gern haben. Die Ceratius schwenkt in Richtung Backbord herum und fährt auf den Turm zu. Es ist ein weiblicher Tiefsee-Anglerfisch. Immer wieder wirft er sich gegen den Scheinwerfer, ohne das herannahende Tauchboot zu bemerken. Seine Rückenflosse peitscht hin und her; der Köder über seinem Maul, ein leuchtendes wurmförmiges Ding, blitzt wütend auf.
    Preteela ist wieder zu Joel hinübergekommen. »Es setzt dem Scheinwerfer ganz schön zu, was?«
    Sie hat recht. Die Spitze des Transponders wackelt unter den Schlägen des großen Fisches. Merkwürdig, denn diese Tiere sind zwar riesig, aber eigentlich nicht besonders kräftig. Und bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass der Turm auch dann hin und her schwankt, wenn der Anglerfisch ihn gar nicht berührt hat …
    »Oh, verdammt.« Joel reißt die Steuerung herum. Die Ceratius bäumt sich auf wie ein lebendes Wesen. Das Leuchten des Transponders verschwindet nach unten aus dem Blickfeld; von oben senkt sich undurchdringliche Finsternis herab und verschluckt die ganze Außenwelt. Überraschte Ausrufe der Passagiere. Joel achtet nicht darauf.
    In der Ferne ist ein dumpfes Dröhnen zu hören, das von allen Seiten gleichzeitig zu

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