About a Boy
verpasst hatte, »als allein erziehende Mutter wird man sehr viel empfänglicher für feministische Klischees. Du weißt schon, alle Männer sind Schweine, eine Frau ohne Mann ist wie ein … ein … Irgendwas ohne irgendwas, das keinerlei Bezug zum ersten Irgendwas hat, so was alles.« »Das glaube ich gerne«, sagte Will mitfühlend. Er war jetzt Feuer und Flamme. Wenn allein erziehende Mütter wirklich alle Männer für Schweine hielten, dann konnte er absahnen. Er konnte für alle Zeiten mit Frauen ausgehen, die wie Julie Christie aussahen. Er nickte und runzelte die Stirn und schürzte die Lippen, während Angie schimpfte, und legte sich dabei die neue Strategie zurecht, die sein ganzes Leben verändern konnte.
Während der nächsten paar Wochen war er Will der Gute, Will der Erlöser, und er genoss es. Und unkompliziert war es auch. Bei Maisy, Angies mysteriös-ernster Fünfjähriger, die ihn für durch und durch unsolide zu halten schien, konnte er nicht landen. Aber bei Joe, dem Dreijährigen, hatte er fast auf Anhieb gewonnen, hauptsächlich deshalb, weil Will ihn bei ihrer ersten Begegnung an den Beinen festgehalten und mit dem Kopf nach unten hängen lassen hatte. Das reichte. Mehr war nicht nötig. Er wünschte sich, die Beziehungen zu vollwertigen menschlichen Wesen wären auch so unkompliziert. Sie gingen zu McDonald’s. Sie gingen ins Science Museum und ins Natural History Museum. Sie unternahmen eine Bootsfahrt auf der Themse. Bei den sehr seltenen Gelegenheiten, bei denen er über mögliche eigene Kinder nachgedacht hatte (immer betrunken, immer in der stürmischen ersten Phase einer neuen Beziehung), hatte er sich stets eingeredet, die Vaterschaft würde ein einziger Anlass für schöne Erinnerungsfotos sein, und Vaterschaft nach dem Angie-Modell war genau so: Er konnte Hand in Hand mit einer schönen Frau spazieren gehen, vor ihnen tollten die Kinder, und alle konnten ihn dabei sehen, und wenn er das einen Nachmittag lang gemacht hatte, konnte er wieder heimgehen, wenn er wollte.
Und dann war da der Sex. Sex mit einer allein erziehenden Mutter, entschied Will nach seiner ersten Nacht mit Angie, schlug alles, was er bisher an Sex erlebt hatte. Wenn man sich die richtige Frau aussuchte, eine, die vom Vater ihrer Kinder schlecht behandelt und schließlich verlassen worden war und seitdem niemand Neuen kennen gelernt hatte (weil man wegen der Kinder nicht ausgehen konnte und außerdem viele Männer Kinder nicht mochten, und auch das Chaos nicht, das regelmäßig um diese Kinder tobte wie ein Wirbelsturm) … Wenn man sich eine von denen aussuchte, dann liebte sie einen dafür. Urplötzlich war man attraktiver, ein besserer Liebhaber, ein besserer Mensch.
Soweit er sehen konnte, war es ein rundum glückliches Arrangement. All diese lauwarmen Paarungen, die in der Welt der kinderlosen Singles stattfanden, zwischen Menschen, für die eine Nacht in einem fremden Bett nur ein Fick unter vielen war … sie wussten nicht, was sie verpassten. Sicher, es gab da rechtschaffene Menschen, Männer wie Frauen, die von seiner Logik abgestoßen und entsetzt gewesen wären, aber das konnte ihm nur recht sein. So hatte er weniger Konkurrenz. Sein großer Trumpf bei der Affäre mit Angie war letztendlich, dass er nicht jemand anderer war. Das hieß in diesem Fall, dass er nicht Simon war, ihr Ex, der Probleme mit dem Alkohol und der Arbeit hatte und dann, um kein peinliches Klischee auszulassen, auch noch seine Sekretärin bumste. Will fand es leicht, nicht Simon zu sein; er hatte eine natürliche Gabe dafür, nicht Simon zu sein, er war brillant darin. Im Grunde war es fast unfair, dass etwas, das ihm so leicht fiel, ihm überhaupt einen Vorteil bringen sollte, aber so war es: Er wurde mehr dafür geliebt, dass er nicht Simon war, als er je dafür geliebt worden war, einfach er selbst zu sein.
Selbst das Ende hatte, als es kam, ungeheuer viel für sich. Will hatte immer Schwierigkeiten mit dem Schlussmachen gehabt: Es war ihm nie recht gelungen, den Stier bei den Hörnern zu packen, und die Folge waren bisher immer ein wenig unsaubere Übergänge gewesen. Aber mit Angie war es unkompliziert - ja, es war sogar so unkompliziert, dass er das Gefühl hatte, da müsse irgendwo ein Haken sein.
Sie waren sechs Wochen zusammen, und er begann bereits gewisse Dinge unbefriedigend zu finden. Zunächst mal war Angie nicht sehr flexibel, und die Sache mit den Kindern konnte manchmal hinderlich werden - in der letzten Woche
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