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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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befanden, noch verstärkt wurde. Er sprang am Fenster auf der Fahrerseite hoch, seine Nägel stießen
klackedi-klickedi-klack
gegen die Scheibe, sein Stummelschwanz wedelte eifrig. Ich fragte mich gerade, ob ich wohl noch einmal kotzen würde, als hinter mir ein
Klapp
ertönte und ein Schwall frischer Luft in den Wagen drang.
    Augenblicklich sprang Roscoe auf die Rückbank; seine Hundemarken klirrten. Ich brauchte wesentlich länger, um mich umzudrehen   – mein Kopf dröhnte und pochte wie verrückt   – und mich wieder einmal angestrengt zu sammeln, bis ich schließlich Nates Umrisse vor dem Kofferraum seines Wagen ausmachen konnte. Er lud Sachen ein, die er von der Reinigung abgeholt hatte. Als er aufblickte und mich sah, meinte er: »Hey, du bist wach. Super.«
    Super
?, dachte ich. Er knallte die Heckklappe zu (aua!), lief ums Auto herum, öffnete die Fahrertür, setzte sich ans Steuer. Steckte den Schlüssel in den Anlasser, warf gleichzeitig einen Blick auf die Tüte zu meinen Füßen. »Alles klar? Brauchst du noch eine?«
    »Noch eine?« Meine Kehle war total trocken, die Worte wie Risse in ausgedörrtem Lehmboden. »Das . . . das ist nicht die erste?«
    Er warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Nein. Im Gegenteil.«
    Wie um das zu unterstreichen, begann mein Magen bedrohlich von einer Seite auf die andere zu schaukeln, als wollte er sich aus dem Auto wälzen. Ich versuchte krampfhaft, mich   – und meinen Magen   – zu beruhigen. Roscoe krabbelte zwischen unsere beiden Sitze, streckte genießerisch den Kopf nach vorne aus und schloss die Augen, denn Nate hatte sein Fenster runtergekurbelt, um frische Luft reinzulassen.
    »Wie spät ist es?« Ich versuchte, möglichst gleichmäßig und eher leise zu sprechen. Und sei es bloß, um meine Übelkeit unter Kontrolle zu halten.
    »Beinahe fünf«, antwortete Nate.
    »Ernsthaft?«
    »Was dachtest du denn, wie spät es ist?«
    Um ehrlich zu sein, eigentlich hatte ich gar nichts gedacht. Spätestens auf dem Rückweg zur Lichtung, als sich alles um mich herum und ich selbst aufzulösen, zu verflüssigen schien, hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. »Was   –?« Doch ich unterbrach mich wieder, als mir klar wurde, dass ich im Grunde gar nicht wusste, was ich fragen wollte. Oder sollte. Oder wo überhaupt ansetzen. »Warum ist Roscoe bei dir?«
    Nate warf dem Hund einen Blick zu. Der genoss den Fahrtwind sichtlich, seine Ohren flatterten vor Vergnügen. »Er musste um vier Uhr beim Tierarzt sein«, antwortete Nate. »Cora und Jamie konnten beide nicht weg von der Arbeit, deshalb engagierten sie mich, um ihn hinzubringen. Als ich ihn abholte, du aber nicht daheim warst, dachte ich mir, ich sollte dich wohl besser mal suchen.«
    »Ach so«, sagte ich lahm. Schaute Roscoe an, der sich dadurch prompt eingeladen fühlte, mir übers Gesicht zu lecken. Ich schob ihn weg, rückte näher ans Fenster heran. »Aber wie hast du   –?«
    Er beantwortete die Frage, bevor ich sie vollenden konnte. »Olivia.«
    Ich blinzelte, immer noch leicht benommen. Sah sie plötzlich blitzartig vor mir. Wie sie davonfuhr.
    »So heißt sie doch, oder? Die Schwarze mit den Rastalocken.«
    Ich nickte langsam. Versuchte immer noch, mir das Ganze zusammenzureimen. »Du kennst Olivia?«
    »Nein«, antwortete er. »Aber in der Pause vor der vierten Stunde kam sie zu mir und meinte, sie habe dich im Wald abgesetzt   – weil
du
es so wolltest, das betonte sie mehrfach. Sie fand, ich solle Bescheid wissen.«
    »Warum das denn?«
    Er zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich, weil sie dasGefühl hatte, du könntest vielleicht ein bisschen Unterstützung gebrauchen.«
    Ich wurde auf einmal ziemlich verlegen. Spürte, wie ich errötete. War ich echt ein so bemitleidenswerter, jämmerlicher, hoffnungsloser Fall, dass andere   – und dazu Menschen, die ich letztlich gar nicht kannte   – meinetwegen irgendwelche spontane Hilfsaktionen ins Leben rufen mussten? Niemals. Und doch schien mein größter Albtraum Wirklichkeit geworden zu sein: Andere hatten sich darüber verbreitet, dass man mich retten musste. »Ich habe ein paar Freunde besucht«, erwiderte ich, »wenn du es genau wissen willst.«
    »Ach ja?« Er warf mir einen Blick von der Seite zu. »Tja, dann waren es offenbar Freunde von der unsichtbaren Sorte. Denn als ich dich endlich gefunden habe, warst du mutterseelenallein.«
    Wie bitte
?, dachte ich. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Aaron war mit mir auf der Lichtung gewesen, er

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