About Ruby
richtig hier angekommen«, erwiderte ich. Doch sie wandte sich ab, lief einfach zum Teich. Von der Seite und mit ihren Zöpfen sah sie aus wie ein kleines Mädchen. »Hör mal, momentan ist alles ziemlich kompliziert, okay?«, fuhr ich fort.
»Für mich auch.« Sie spähte ins Wasser. Ich trat neben sie. Es war schon zu duster, um noch irgendetwas erkennen zu können. Doch man hörte die Pumpe und den Wasserfall im Hintergrund. »Seit du weg bist, ist eine Menge passiert, Ruby.«
Ich warf noch einen Blick über die Schulter. Jamie war verschwunden, aber Cora stand an derselben Stelle wie zuvor. Und sah mir direkt ins Gesicht. »Zum Beispiel?«
Peyton warf mir einen Blick von der Seite zu. Zuckte die Schultern. »Es ist bloß . . .«, sagte sie leise. »Also, ich wollte einfach mal mit dir reden. Das ist alles.«
»Worüber?«
Sie atmete tief ein. Und wieder aus. In dem Moment schlüpfte Roscoe durch die Hundeklappe und trottete auf uns zu. »Ach, nichts.« Peyton wandte sich ab, schaute wieder ins Wasser. »Ich meine, du fehlst mir. Früher haben wir uns jeden Tag getroffen und plötzlich bist du wie vom Erdboden verschluckt. Ist schon krass.«
»Ich weiß«, antwortete ich. »Und glaube mir, wenn ich könnte, würde ich das Rad zurückdrehen, damit alles wieder so ist wie vorher. Aber das geht nicht. Das hier, das ist jetzt mein Leben. Zumindest für die nächste Zeit.«
Anscheinend dachte sie über meine Worte nach, denn sie starrte stumm ins Wasser. Drehte sich schließlich so, dass sie das große Haus hinter uns ausführlich betrachten konnte. »Ganz schön anders als vorher«, meinte sie schließlich.
»Allerdings.« Darin konnte ich ihr nur zustimmen. »Vollkommen anders.«
Alles in allem blieb Peyton eine knappe Stunde, gerade lang genug, um das Haus zu besichtigen, mich auf den neuesten Stand zu bringen, was den Jackson-Tratsch betraf, und zwei weitere Einladungen von Jamie zum Abendessen abzulehnen, der ganz aus dem Häuschen zu sein schien, weil ich eine lebendige, real existierende Freundin hatte. Cora hingegen sah das etwas anders, wie mir später mehr als deutlich klargemacht wurde. Ich stand in meinem Zimmer und faltete Wäsche, als sie plötzlich im Türrahmen auftauchte.
»Erzähl mir ein bisschen von Peyton«, forderte sie mich auf.
Ich konzentriere mich eifrig darauf, die Socken passend zusammenzulegen. »Da gibt’s nicht viel zu erzählen.«
»Seid ihr schon lange befreundet?«
Ich zuckte die Schultern. »Ungefähr ein Jahr. Warum?«
»Einfach so.« Sie lehnte sich an den Türpfosten. Schaute mich unverwandt an. Ich war mittlerweile bei den Jeans angelangt. »Sie kommt mir bloß ein wenig . . . zerstreut vor. Chaotisch. Ich hätte nicht gedacht, dass du dir so jemanden als Freundin aussuchst.«
Ich war schwer in Versuchung, sie darauf hinzuweisen, dass sie mich eigentlich nicht gut genug kannte, um das beurteilen zu können. Hielt aber den Mund, faltete unbeirrt weiter.
»Jedenfalls wäre es nett«, fuhr sie fort, »wenn du uns in Zukunft vorwarnen würdest, falls du Leute hierher einlädst.«
Als hätte ich so oft Besuch, dass das zum Problem werden konnte. »Ich wusste doch gar nicht, dass sie auftauchenwürde«, erwiderte ich. »Und auch nicht, dass sie überhaupt mitgekriegt hat, wo ich jetzt wohne.«
Sie nickte. »Denk beim nächsten Mal einfach dran, okay?«
Beim nächsten Mal
, dachte ich.
Wie du willst
. »Klar«, ant wortete ich.
Ich fuhr fort, meine Wäsche zu falten. Wartete ab, ob sie noch etwas sagen würde. Weiter nachbohren, mehr Andeutungen machen, mich in ein Streitgespräch verwickeln würde. Was ziemlich unfair gewesen wäre. Und Lust darauf hatte ich sowieso nicht. Doch irgendwann wandte sie sich wortlos ab und ging den Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer. Kurze Zeit später hörte ich, wie sie mir über die Entfernung zwischen unseren Zimmern hinweg eine gute Nacht wünschte. »Dir auch«, rief ich zurück. Nette letzte Worte nach einem schwierigen Gespräch, ein gut gemeinter Nachklapp, der irgendwo in dem Raum zwischen uns widerhallte.
Kapitel sieben
Normalerweise arbeitete ich nachmittags von halb vier bis sieben bei Harriet, damit sie frei hatte, um verspätet Mittagessen zugehen und Besorgungen machen zu können. Doch das Ende vom Lied war in der Regel, dass sie fast während meiner gesamten Schicht dablieb, um mich rumwuselte, nervös hier rumzupfte, da rummachte und sich einfach nicht trennen konnte, obwohl sie längst ihre Tasche in der Hand hielt
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