Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
der debile Vollidiot ließ eines seiner miesen Eier auf den dreckigen Ladentisch fallen. Jetzt behauptet dieser unverschämte Kerl auch noch, daß ich das faule Ei zerbrochen habe, und will, daß ich es bezahle. Ich denke nicht daran! Sie können ihm in seinem haarsträubenden Kauderwelsch sagen, daß er ein hinterfotziger Schweinehund ist, und wenn er noch ein Wort von sich gibt, dann zerbreche ich jedes einzelne seiner stinkenden Eier auf seinem verblödeten Kopf!«
    Ich war in Eile.
    »Also gut«, sagte ich zu Jechskel und wandte mich an den Ladeninhaber. »Der Herr läßt Ihnen sagen«, übersetzte ich, »daß es ihm aufrichtig leid tut, wenn er seine Beherrschung verloren haben sollte. Aber er ist der ehrlichen Überzeugung, daß dieses Ei ohne sein schuldhaftes Dazutun zerbrochen sei.«
    »Ach ja?« fauchte der Mann hinter der Theke. »Dann bestellen Sie ihm von mir, daß er ein unverschämter Lügner ist. Sie können ihm außerdem mitteilen, daß ich schon einmal wegen Totschlags verurteilt wurde und jederzeit bereit bin, mich für das außerordentliche Vergnügen, ihm seinen dreckigen Hals umzudrehen, noch einmal ins Zuchthaus zu setzen, wenn er mir nicht auf der Stelle dieses unschuldige Ei bezahlt!«
    »Gerne«, erwiderte ich und wandte mich in fließendem Ungarisch an Jechskel: »Er sagt, daß es ihm außerordentlich leid tut. Bei näherer Betrachtung wäre es durchaus möglich, daß er das Ei zerbrochen hat, und er denkt nicht daran, auch nur einen halben Piaster von Ihnen zu verlangen.«
    »Also gut«, sagte Jechskel befriedigt, »solange er nicht Geld aus mir herausquetschen will . . .«
    »Mein Freund sagt«, übersetzte ich, ohne zu zögern, »daß er natürlich gerne bereit ist, das Ei zu bezahlen, denn nichts auf der Welt liegt ihm ferner, als einen ehrsamen Handelsmann um sein kärgliches Einkommen zu bringen.«
    »Vergessen Sie's«, der Händler lächelte uns beide an. »Glauben Sie, daß ich wegen eines lausigen Eis einen guten Kunden verlieren will? Mir kam es nur so vor, als wollte er Schwierigkeiten machen . . .«
    Er streckte seine Hand aus, tauschte einen warmen Händedruck mit Jechskel, und wäre nicht die Theke zwischen den beiden gewesen, so wären sie sich wie längst verlorengeglaubte Brüder in die Arme gefallen.
    An diese Begebenheit mußte ich denken, als ich vor kurzem in der Zeitung las, für die nächsten Abrüstungsgespräche zwischen den beiden Supermächten würde ein verläßlicher Dolmetscher gesucht. Nehmt mich.

Sparmaßnahme

    Neulich besuchte ich meinen Freund Jossele, der im Sinne des Kriegslogans »Lerne den Feind kennen!« dem Staatsapparat beigetreten war und nun als Beamter in irgendeinem Regierungsbüro saß. Jossele war gerade ins Feilen seiner Nägel vertieft, als ich sein Büro betrat. Er bot mir einen Stuhl an, und wir unterhielten uns eine Weile über dies und jenes, bis uns plötzlich das Läuten des Telefons unterbrach.
    »Eins . . . zwei . . .« zählte Jossele die Klingelzeichen, machte aber keine wie immer gearteten Anstalten, den Hörer abzuheben. »Drei . . . vier . . . fünf . . .«
    Nach sechzehn Klingelzeichen beruhigte sich das Telefon. Jossele nahm den Hörer ab, wählte eine Nummer, wartete einige Augenblicke lang und legte dann den Hörer wortlos wieder auf. Dann begann das Telefon wieder zu läuten, und zwar genau dreiundvierzigmal . . .
    »Typisch Weiber«, erklärte Jossele. »Das war Hortensia. Sie hat mir eben mitgeteilt, sie sei gestern nicht zu Simons Party gekommen, weil sie sich mit den Chilibohnen in der Kantine den Magen verdorben hätte. Diesen Mädchen könnten auch einmal bessere Ausreden einfallen!«
    Und so wurde ich in Josseles Methode eingeweiht, die Ausgaben der öffentlichen Hand zu reduzieren. Das Ganze begann mit einem internen Rundschreiben, das ab sofort den Telefongebrauch für Privatzwecke strikt verbot. Die Angestellten der Telefonzentrale wurden angewiesen, Zuwiderhandelnde sofort zu melden.
    »Anfangs war ich wirklich besorgt«, erzählte mir Jossele. »Schließlich war ich daran gewöhnt, täglich ein, zwei Stunden mit Hortensia zu plaudern. Wir mußten uns deshalb ein System ausdenken, um die neue Verordnung zu umgehen. Wir erfanden also einen Code, der aus Klingelsignalen besteht. Und nun können wir uns, ohne dem Steuerzahler zur Last zu fallen, in unserer Klingelsprache genausogut wie in den alten Tagen unterhalten. Einmal läuten zum Beispiel bedeutet ›Wie geht es dir heute, was gibt's Neues‹, sechs

Weitere Kostenlose Bücher