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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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weiß, es war rücksichtslos von mir, ich weiß, es war unfair, und es gibt überhaupt keine Worte, die mein Betragen rechtfertigen. Aber wir alle leben in dieser Welt wie Wölfe unter Wölfen, jeder für sich und keiner für alle.
    Mich hat es schließlich ein volles Leben gekostet, den berkowiczschen Lehrsatz des Telefonvorranges zu entdecken, zu begreifen und anzuwenden. Er lautet: »Geh unangemeldet zu einem Beamten, und er wird dir die Türe weisen. Unterbrich ein Gespräch eines Beamten, und er wird dich die Treppe hinunterwerfen. Aber störe ihn mitten im Satz per Telefon – und er wird sich geduldig deines Problems annehmen.«
    Warum? Das weiß nur Berkowicz. Es ist einfach so. In all den leidvollen Jahren, die ich mich genötigt sah, mit Berufsbeamten zu verkehren, hat mir noch kein einziger am Telefon gesagt: »Wer hat Ihnen erlaubt, mich mitten in der Arbeit zu stören? Sie werden gefälligst warten müssen, so wie jeder andere auch, bis Sie an der Reihe sind!« Demzufolge denke ich heuer nicht mehr daran, zu warten, bis ich an die Reihe komme. Wenn ich mit Berkowicz zu reden habe und mein Instinkt sagt mir, daß er beschäftigt ist, gehe ich einfach in den Nebenraum, und dort – aus einer Distanz von knapp fünf Metern, nur durch eine dünne Wand getrennt – unterhalte ich mich mit ihm in aller Ruhe. Mit eben jenem Berkowicz, der mich die Treppe hinuntergeworfen hätte, wenn ich dasselbe fünf Meter näher, ohne Telefonhörer in der Hand, versucht hätte ...
    Die Moral von der Geschichte: Amerikaner wählen Reagan, Deutsche wählen Kohl, ich wähle Berkowicz, Apparat 537.

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    Als Kind wunderte ich mich immer über die Aufkleber mit der Aufschrift »Presse« an der vorderen und hinteren Scheibe mancher Autos. Denn, obwohl Presse daraufstand, war weit und breit kein Wein zu sehen. Im Lauf der Jahre wurde ich etwas reifer und wunderte mich über ganz andere Dinge. Zum Beispiel darüber, daß die Polizei diese berufsbezeichnenden Schilder nur an Journalisten vergibt und nicht auch an Meteorologen oder Bürstengroßhändler.
    Warum diese Diskriminierung?
    Mit der Zeit fand ich auch dafür die Erklärung. Denn von dem Tag an, da ich selbst ein polizeiliches Presseschild an meinen Wagen kleben durfte, verpaßte mir dieselbe Polizei dreimal so viele Strafzettel wie in den guten alten, pressefreien Tagen. Natürlich habe ich ein gewisses Verständnis für die Hüter der Ordnung. Wer kann Journalisten schon ausstehen?
    Ein symptomatisches Erlebnis hatte ich neulich. Wie jeder Bürger Tel Avivs weiß, wird die eine Seite der Pipkinstraße seit zwei Jahren immer wieder aufgerissen. Vermutlich, weil man bei der letzten Ausgrabung irgend etwas unter der Asphaltdecke vergessen hat. Daher ist die Straße für den Verkehr gesperrt, was zwei rote Verbotstafeln sowie ein grüner Polizist anzeigen.
    Was tut also ein so erfahrener Journalist wie ich, wenn er etwas Wichtiges in der gesperrten Straßenhälfte zu tun hat? Er fährt trotzdem hinein. Die beiden Verbotstafeln zucken teilnahmslos die Achseln, nicht jedoch der Polizist.
    »He, Sie da«, sagte er. »Sehen Sie nicht, daß diese Straße für alle Fahrzeuge gesperrt ist?«
    »O ja«, sagte ich, »aber ich bin von der Presse. Also tun Sie mir den Gefallen und lassen Sie mich hinein.«
    »Sie sind also von der Presse«, meinte der Polizist, »ich erschauere in Ehrfurcht, aber Sie können hier trotzdem nicht hinein.«
    »Nun gut«, sagte ich, »und was ist, wenn ich doch fahre?«
    »Dann kriegen Sie einen Strafzettel.«
    »Okay, ich warte.«
    »Auf was?«
    »Auf den Strafzettel.«
    »Warum?«
    »Damit ich endlich fahren kann.«
    »Das würde Ihnen so passen«, sagte der Polizist pikiert. »Nein, zuerst wird gefahren, dann erst bekommen Sie den Strafzettel.«
    »Lassen wir die Formalitäten«, ich versuchte eine gütliche Regelung. »Was haben Sie davon, wenn ich losfahre und Sie mir durch diese Kraterlandschaft nachlaufen müssen. Schreiben Sie das Strafmandat aus und wir vergessen den Fall.«
    »Nun gut«, stimmte das Auge des Gesetzes zu, holte seinen Block hervor und schrieb: »Nichtbeachtung eines Verkehrszeichens.« Dann hielt er plötzlich inne und fragte: »Was haben Sie gesagt? Ich soll Ihnen nachlaufen?«
    »Ja, durch diese Kraterlandschaft.«
    »Sie würden also nicht anhalten?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Das gibt eine Strafverschärfung.« Das Gesicht des Polizisten verfinsterte sich. Er schrieb:
    »Nichtbefolgung einer polizeilichen

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