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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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eigenen Geschichten über die »geflügelten Unsterblichen« auszudenken, die mit ihren »blutbefleckten Fängen in der Dunkelheit der nächsten armen Seele auflauerten, die ihnen über den Weg liefe«. Er testete ihre Wirksamkeit an seiner Schwester, »die zwar ängstlicher war als eine Feldmaus, meine Vampirgeschichten aber dennoch sehr unterhaltsam fand«.
    Thomas jedoch schimpfte Abe aus, wenn er ihn dabei erwischte, wie er Vampirgarn spann. Er hielt solche Geschichten für »kindischen Unfug«, für den kein Platz in vernünftiger Unterhaltung war.
    III
    Im Jahre 1816 mussten die Lincolns auch Knob Creek aufgrund von Streitigkeiten über das Land verlassen. Besitz war damals ein undurchsichtiges Konzept im Grenzland. Oftmals wurden für dasselbe Gebiet mehrere Besitzurkunden ausgestellt, und Dokumente verschwanden oder tauchten auf mysteriöse Weise wieder auf, entsprechend der Höhe der Bestechungsgelder. Anstatt einen kostspieligen Rechtsstreit anzustreben, riss Thomas seine Familie, als Abe sieben Jahre alt war, ein zweites Mal aus der vertrauten Umgebung. Er zog mit ihnen weiter westlich über den Ohio River nach Indiana. Dort erstand Thomas, der anscheinend nichts aus früheren Scherereien gelernt hatte, wieder hundertsechzig Morgen Land namens Little Pigeon Creek in einem waldigen Siedlungsgebiet nahe des heutigen Gentryville. Er traf die Entscheidung, Kentucky zu verlassen, nicht nur anhand von praktischen, sondern auch von moralischen Gesichtspunkten: Praktisch, weil dort viel Land zu vergeben war, nachdem die Indianer nach dem Krieg von 1812 vertrieben worden waren, und moralisch, weil Thomas ein Gegner der Sklaverei und Indiana freies Territorium war. Im Vergleich zu Sinking Spring und Knob Creek befand sich die neue Heimat der Lincolns wahrlich in der Wildnis, wo Bären und Rotluchse noch ohne Angst vor dem Menschen frei umherstreiften. Die ersten Monate verbrachten sie in einem eilig zusammengezimmerten Unterschlupf, der kaum ausreichend Platz bot für vier Personen und der auf einer Seite offen war. Die beißende Kälte in diesem ersten Winter in Indiana muss geradezu unerträglich gewesen sein.
    Little Pigeon Creek war zwar abgelegen, aber nicht einsam. Acht oder neun Familien siedelten im Umkreis von einer Meile um das Haus der Lincolns, und viele davon stammten ebenfalls aus Kentucky. »Ein gutes Dutzend Jungen in meinem Alter lebten nur einen kurzen Fußweg von uns entfernt. Wir … bildeten eine Bande und trieben gemeinsam unser Unwesen, von dem noch heute im südlichen Indiana die Rede ist.« Aber die wachsende Gemeinschaft war mehr als nur ein Sammelbecken für lärmende Kinder. Wie es im Grenzgebiet üblich war, taten sich die Familien mit all ihren Ressourcen und Talenten zusammen, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Sie pflanzten und ernteten Getreide zusammen, tauschten Güter und Arbeitskraft aus und halfen sich in Krankheit und Not gegenseitig. Da Thomas als der beste Zimmermann der Gegend galt, hatte er fast immer Arbeit. Einer seiner ersten Beiträge für die Gemeinschaft war ein kleines Schulhaus, das Abe dann in den folgenden Jahren auch unregelmäßig besuchte. Während seiner ersten Kampagne zu den Präsidentschaftswahlen würde er eine kurze Autobiografie verfassen, in welcher er einräumte, dass er »insgesamt weniger als ein Jahr« die Schulbank gedrückt habe. Dennoch war es für mindestens einen seiner Lehrer, Azel Waters Dorsey, offensichtlich, dass Abraham Lincoln ein »außergewöhnliches Kind« war.
    Infolge seiner schicksalhaften Begegnung mit dem Truthahn kündigte Abe an, er werde keine Tiere mehr jagen. Zur Strafe ließ ihn Thomas Holz hacken, in der Hoffnung, die harte körperliche Arbeit würde ihn zur Vernunft bringen. Obwohl Abe die Axt kaum höher als bis an die Hüfte heben konnte, verbrachte er viele Stunden damit, unbeholfen Scheite zu hacken und aufzustapeln.
    Ich konnte kaum mehr sagen, wo die Axt endete und mein Arm anfing. Nach einer Weile glitt mir der Griff einfach durch die Finger, und meine Arme hingen mir an beiden Seiten schlaff herunter wie Vorhänge. Wenn mein Vater sah, dass ich deshalb rastete, brach ein Wirbelsturm von Flüchen über mich herein, er hob die Axt vom Boden auf und fing an, ein Dutzend Holzscheite in einer Minute zu hacken, um mich zu beschämen und weiter zur Arbeit anzutreiben. Aber ich ließ mich nicht entmutigen, und mit jedem Tag wurden meine Arme kräftiger.
    Abb. 23a. – Der junge Abe schreibt im Feuerschein in sein

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