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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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sorgenvoll war ihre Miene.
    Als Baptist war schon Abes Vater Thomas in der Überzeugung erzogen worden, dass Sklaverei eine Sünde ist. Und diese Einsicht stellte einen der wenigen nachhaltigen Beiträge dar, die er zum Charakter seines Sohnes leistete.
    Knob Creek wurde zu einem Ort, an dem müde Reisende auf dem Cumberland Trail übernachten konnten. Dann schlug Abes Schwester Sarah ein Nachtlager in einem der Nebengebäude für sie auf (die Farm bestand aus der Wohnhütte, einem Lagerschuppen und einer Scheune), und seine Mutter Nancy sorgte für eine warme Mahlzeit bei Sonnenuntergang. Die Lincolns fragten ihre Übernachtungsgäste niemals nach Bezahlung, aber die meisten leisteten einen kleinen Obolus, entweder in Form von Geld, meist jedoch in Naturalien wie Zucker, Getreide oder Tabak. Nach dem Abendessen zogen sich die Damen zurück, und die Herren setzten sich bei einem Glas Whiskey zusammen und pafften ihre Pfeifen. Dann lag Abe oben unterm Dach wach und lauschte seinem Vater, der seine Gäste mit einem schier unerschöpflichen Repertoire an Geschichten, spannenden Berichten aus dem Leben der ersten Siedler und aus der Zeit des Revolutionskrieges, humorvollen Anekdoten, Gleichnissen und (zumindest teilweise) wahren Erzählungen aus seinen eigenen Wanderjahren zu unterhalten pflegte.
    Vater mochte ja in vielen Dingen fehlbar sein, aber darin war er ein wahrer Meister. Abend für Abend bewunderte ich sein Talent, die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu gewinnen. Er konnte Geschichten mit einer solchen Detailverliebtheit und den lebendigsten Ausschmückungen erzählen, dass man als Zuhörer nachher schwören hätte können, alles selbst erlebt zu haben. Ich … kämpfte jedes Mal bis weit nach Mitternacht gegen die Müdigkeit an, indem ich versuchte, mir jedes Wort einzuprägen und einen Weg auszuloten, wie ich meinen jungen Freunden auf für sie verständliche Weise ebensolch fesselnde Geschichten erzählen könnte.
    Wie sein Vater hatte auch Abe ein natürliches Talent zum Geschichtenerzählen und würde noch zu einem Meister in dieser Disziplin heranwachsen. Sein Kommunikationsgeschick, die Fähigkeit, komplexe Ideen einfach und verständlich darzustellen und lebendige Parabeln zu erzählen, würden zu wichtigen Aspekten seines späteren politischen Wirkens werden.
    Von Reisenden wurde erwartet, dass sie Neuigkeiten aus der großen weiten Welt mitbrachten. Meist waren es nichts als nacherzählte Artikel aus den Zeitungen von Louisville oder Nashville oder Klatsch und Tratsch, den man unterwegs aufgeschnappt hatte. »Es war üblich, dass man von demselben Betrunkenen, der in denselben Graben gefallen war, dreimal in der Woche von drei verschiedenen Erzählern berichtet bekam.« Ab und zu kam jedoch ein Reisender des Weges, der ganz andersartige Geschichten im Gepäck hatte. Abe erinnerte sich, dass er einmal unter seiner Bettdecke vor Angst schlotterte, als ein französischer Einwanderer von dem Wahnsinn berichtete, der im Paris der 1780er Jahre gewütet hatte.
    Das Volk nenne Paris schon » la ville des morts«, berichtete der Franzose. Die Stadt der Toten. Jede Nacht hörte man erneut die Schreie, und jeden Morgen fand man weitere bleiche Leichen mit weit aufgerissenen Augen in den Straßen oder aufgeblähte Opfer, die man aus dem Kanal fischen musste, dessen Wasser sich nun oftmals rot färbte. Es waren die sterblichen Überreste von Männern, Frauen und Kindern. Sie waren allesamt unschuldige Opfer, die nichts anderes gemein hatten als ihre Armut, und es gab kaum eine Person in ganz Frankreich, die bezweifelte, wer hinter diesen Morden steckte. »Es waren les vampires!«, sagte er. »Wir haben sie mit eigenen Augen gesehen!« Vampire, behauptete er, seien schon seit Jahrhunderten der »lautlose Fluch« von Paris gewesen, aber jetzt, bei all dem Hunger und den Krankheiten … bei all den armen Bettlern, die in den Armenvierteln zusammengepfercht lebten … würden sie immer dreister. Immer gieriger. »Trotzdem unternahm König Ludwig nichts! Er und seine aristocrates pompeux unternahmen einfach nichts, während die Vampire sich weiter an seinen verhungerten Untertanen ergötzten – bis diese Untertanen es nicht mehr duldeten.«
    Natürlich hielt man die Geschichte des Franzosen wie alle Vampirerzählungen für blanken Unsinn, für ein gruseliges Märchen, das ersonnen worden war, um Kinder zu erschrecken. Doch Abe fand sie unheimlich faszinierend. Er verbrachte stundenlang damit, sich seine

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