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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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solch überwältigenden Verlusts zu lindern … Aber ich bete, dass unser himmlischer Vater die Qual von Ihnen nehmen möge, die Ihnen diese schmerzlichen Todesfälle bereiten, und dass allein die glückliche Erinnerung an die geliebten Menschen zurückbleibt, die Ihnen entrissen wurden.
    Abraham Lincoln in einem Brief vom 21. November 1864
an Lydia Bixby, Mutter von zwei Söhnen,
die beide im Bürgerkrieg fielen
    I
    New Salem hatte sich nicht so schnell entwickelt, wie Denton Offut gehofft hatte; genau genommen hatte der Ort sogar ein paar Einwohner eingebüßt, seit er den Laden eröffnet hatte. Der Sangamon war noch immer weit davon entfernt, »der nächste Mississippi« zu werden, und seine Befahrung blieb weiterhin eine tückische Angelegenheit. Abgesehen von einigen Dampfern blieben viele Boote mit ihrer kostbaren Ladung in breiteren Gewässern weiter südlich hängen, und es trug sicher auch nicht zur Verbesserung der Lage bei, dass in New Salem mittlerweile ein zweiter, zentraler gelegener Gemischtwarenladen eröffnet hatte, der die Kunden abschöpfte, noch bevor diese überhaupt in die Nähe von Offutts Laden gelangen konnten. Als im Frühling des Jahres 1832 das Eis im trägen Sangamon zu schmelzen begann, war Offutts Geschäft pleite und Abe seinen Job los. In einem Tagebucheintrag vom 27. März bringt er seinen Ärger darüber deutlich zum Ausdruck:
    Habe [Offutt] heute Morgen Lebewohl gesagt, nachdem die letzten Waren verkauft oder getauscht waren. Meine Sachen wurden ins Haus der Herndons verbracht, und dort sollen sie bleiben, bis ich ein anderes Arrangement treffen kann. Dass er nun fort ist, ist mir einerlei. Ich bin nicht traurig über seinen Abschied und fühle mich keineswegs versucht, seinem schwachen Beispiel zu folgen. Müßiggang war mir von jeher ein Gräuel. Ich habe auch jetzt nicht vor, mich darein zu fügen. Ich habe beschlossen, zu bleiben. Der baldige Erfolg wird mir Recht geben.
    Wie immer stand Abe zu seinem Wort. Er nahm jede Arbeit an, um Geld zu verdienen: fertigte Zäune an, fällte Bäume und baute Hütten. Dabei zahlte sich auch seine Freundschaft mit den Clary’s-Grove-Jungs aus, und zwar in Form von allerlei Gelegenheitsarbeiten, die sie den eingeschüchterten Einwohnern für ihn abzwangen. Kurzfristig fand er sogar ein Auskommen als sogenannter »Axtmann« auf einem der wenigen Dampfer, die den Sangamon passierten. Dort stand er am Bug und hackte alle Hindernisse entzwei, die die schwerfällige Fahrt nach Norden behinderten. Und darüber hinaus vergaß er nie das Jagen.
    Das, was der Wirt gesagt hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Hatte ich mich je gefragt, welches Interesse Henry damit verfolgte, Vampire zu jagen? Hatte ich mich je gefragt, warum er mich an seiner statt vorschickte? Ich gebe zu, dass mich diese Fragen nun schon viele Stunden beschäftigen. Ich frage mich, ob eine tiefere Wahrheit dahintersteckt. Ich, der erklärte Feind der Vampire, folge ausgerechnet dem Geheiß eines Vampirs. Diese Tatsache lässt sich nicht von der Hand weisen, genauso wenig wie der Widerspruch, der sich darin offenbart. Etwa, dass ich mich bedenkenlos dazu benutzen ließ, den undurchsichtigen Zielen eines einzelnen Vampirs zu dienen. Diese Möglichkeit muss ich in Betracht ziehen. Doch nach genauer Abwägung des Ganzen bin ich zu folgendem Schluss gekommen:
    Es spielt keine Rolle.
    Wenn ich tatsächlich nichts als Henrys willfähriger Diener bin, sei’s drum. Solange ich damit die Anzahl der Vampire dezimieren kann, werde ich ihm bereitwillig dienen.
    Henrys Briefe erreichten Abe nun immer öfter, und jedes Mal, wenn wieder einer eintraf, ging er auf die Jagd. Aber er ging nicht allein.
    In Jack habe ich einen ebenso fähigen wie eifrigen Jagdgenossen gefunden, also bemüe [sic] ich mich, all mein Wissen bezüglich der Jagd auf Vampire an ihn weiterzugeben (über Schnelligkeit und Mut muss ich ihm nichts erzählen, denn beides hat er im Überfluss). Ich bin dankbar für seine Hilfe, denn Henrys Briefe treffen nun so häufig ein, dass ich rastlos von einem Ende des Staats zum anderen hetze.
    Eines Abends fand sich Abe mit einer blutverschmierten Axt durch die Straßen von Decatur eilen, begleitet von Jack, der seinerseits mit einer Armbrust bewaffnet war. Keine zehn Schritte vor ihnen hastete ein Mann auf kürzestem Wege zum Sangamon hinunter. Sein Hemd war auf der rechten Seite mit Blut durchtränkt, und sein rechter Arm, der nur noch von ein paar Sehnen und etwas Haut am Körper

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