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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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und wir folgten ihm wieder. Als er jedoch in die Neunte Straße gebogen war und wir ihn nur für einen winzigen Moment aus den Augen verloren hatten, war er plötzlich spurlos verschwunden. Es gab kein Gässchen, in das er hätte verschwinden können. Kein Haus, das er so schnell und unbemerkt hätte betreten können. Wie war das nur möglich?
    »Also … du bist derjenige?«
    Die Stimme kam von hinten. Ich fuhr herum, bereit, zuzuschlagen – aber ich konnte nicht. Denn da stand der starke Jack Armstrong mit weit aufgerissenen Augen, nach hinten gebogenem Rücken und den Boden nur noch mit den Zehenspitzen berührend. Hinter ihm erblickte ich den kleinen Vampir, der ihm seine spitzen Krallen an die Kehle hielt. Wenn Jack seine schwarzen Augen und glänzenden Fänge hätte sehen können, seine Angst wäre doppelt so groß gewesen. Der Wirt legte mir nahe, die Axt auf den Boden fallen zu lassen, falls ich das Blut meines Freundes nicht spritzen sehen wollte. Ich hielt es für ratsam, seinem Vorschlag Folge zu leisten, und ließ die Axt los.
    »Du bist also derjenige, von dem Henry erzählt hat. Derjenige mit dem Talent, Untote zu töten.«
    Obschon Abe überrascht war, Henrys Namen zu hören, ließ er sich nichts anmerken. Er hörte Jack keuchen, als sich die Klaue des Vampirs noch fester gegen seine Kehle drückte.
    »Ich bin neugierig«, fuhr der Wirt fort. »Hast du dich jemals gefragt warum? Warum ein Vampir ein solches Interesse daran hat, die Welt von seinesgleichen zu befreien? Warum er einen Menschen vorschickt, für ihn zu töten? Oder hast du seinem Geheiß einfach blind Folge geleistet – der ewig treue, ergebene Diener?«
    »Ich diene niemandem außer mir selbst.«
    Der Wirt lachte. »Selbstherrlich, wie nur ein Amerikaner es sein kann.«
    »Hilf mir, Abe«, krächzte Jack.
    »Wir sind alle bloß Diener«, sagte der Wirt. »Der Unterschied zwischen dir und mir ist bloß, dass ich das Glück habe, zu wissen, welchem Herrn ich diene.«
    Langsam wurde Jack panisch. »B… bitte! Lassen Sie mich los!« Er versuchte, sich loszureißen, aber das hatte nur zur Folge, dass sich die Krallen des Wirts noch tiefer in seine Haut bohrten. Blutstropfen liefen ihm bereits über den Adamsapfel, während der Vampir ihm ein beruhigendes »Schsch … « zuraunte.
    Abe nutzte die Gelegenheit, unbemerkt eine Hand in seine Manteltasche zu schieben.
    Ich muss schnell zuschlagen, damit meine Gedanken meinen Plan nicht verraten.
    »Dein lieber Henry verdient die Axt nicht weniger als wir anderen«, sagte der Wirt. »Er hatte bloß das Glück, dich zuerst zu fin…«
    Schon hatte ich den Märtyrer aus der Tasche gezogen und ihn mit einer blitzschnellen Bewegung an meiner Gürtelschnalle gerieben.
    Er entzündete sich.
    Greller als die Sonne – gleißendes Licht und Funken erhellten die Straße. Der Vampir wich zurück und hielt sich schützend die Hände vor die Augen. Jack war frei. Ich ging in die Knie, griff nach der Axt und schleuderte sie noch aus dieser Position ab. Die Klinge drang mit voller Wucht in die Brust des Vampirs ein, das Zischen entweichender Luft folgte einem knackenden Geräusch, und er sank zu Boden. Unbeholfen tastete er mit der einen Hand nach dem Griff und versuchte mithilfe der anderen auf dem Boden davonzurobben. Ich ließ den Märtyrer fallen, damit er auf dem Boden vollständig verglühen konnte, und zog die Axt aus der Brust der unseligen Kreatur. Auch aus seinem Gesicht sprach die mir nun schon vertraute Angst. Die Angst vor der Hölle oder dem Nichts, das ihn nun erwartete. Ich verlor keine Zeit damit, mich an seinem Unglück zu ergötzen. Ich hob die Axt hoch über meinen Kopf, holte aus und trennte ihm das Haupt ab.
    Jack war so erschüttert, dass er sich auf seine Stiefel übergab. Erschüttert, dass er dem Tod nur um Haaresbreite entronnen war. Erschüttert von dem flüchtigen Blick, den er auf diese schwarzen Augen und messerscharfen Fänge erhascht hatte, nachdem er sich losreißen hatte können. Auf dem Heimweg sagte er kein Wort. Beide schwiegen sie. Sie erreichten New Salem kurz nach Sonnenaufgang. Sie wollten sich schon grußlos trennen, als Jack, der nach Clary’s Grove weiterreiten wollte, plötzlich die Zügel zog und sich noch einmal umwandte.
    »Abe«, sagte er, »ich will alles wissen, was es über das Töten von Vampiren zu wissen gibt.«

SECHS
    ANN
    Ich spüre, dass alle Worte schwach und nutzlos sein müssen, mit denen ich den Versuch wagen könnte, Ihren Kummer angesichts eines

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