Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
Vom Netzwerk:
eingegangen, die ihn ihm nach New Salem hinterhergeschickt hatten. Als sein Blick auf die ihm vertraute Handschrift gefallen war, hatte Abe das Kuvert sofort aufgerissen und den Brief darin bestimmt ein Dutzend Mal an diesem Tag hinter der Ladentheke gelesen.
    Abraham,
    verzeih, dass ich Dir nicht schon vor vielen Monaten geantwortet habe. Das zeitweilige Verschwinden ist, sosehr ich das bedaure, ein notwendiger Bestandteil meines Daseins. Ich werde Dir öfter schreiben, sobald ich wieder ein stetigeres Zuhause gefunden habe. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass Du Dich in Deiner neuen Umgebung schon gut eingelebt hast und Dich bester Laune und Gesundheit erfreust. Wenn Du noch immer kooperativ bist, so statte doch der unten genannten Person, wann immer es Dir passt, einen Besuch ab. Ich denke, er hält sich nur einen kurzen Ritt von Deinem jetzigen Aufenthaltsort entfernt auf. Dennoch muss ich Dich warnen – er ist gerissener als diejenigen, denen Du in der Vergangenheit gegenübertratest. Du könntest ihn sogar fälschlicherweise für einen der Deinen halten.
    Timothy Douglas.
    Die Taverne am Hauptplatz.
    Calhoun.
    Dein H.
    Abe kannte die Taverne gut. Sie war immerhin der Schauplatz seines bisher peinlichsten Zwischenfalls bei der Jagd nach Vampiren gewesen. Hatte ich also doch Recht gehabt? War der halbnackte Mann, der nach Hilfe schreiend vor mir geflüchtet war, vielleicht doch ein Vampir?
    Wir traten ein, schlicht gekleidet (meinen langen Mantel hatte ich draußen in der Satteltasche gelassen). Ich sah mir die Gesichter an jedem der Tische an, fast in der Erwartung, den Herrn mit den lockigen Haaren in seinem mit Schnee bedeckten Hemd zu erblicken. Würde er bei meinem Anblick aufspringen und davonlaufen? Oder würde ihn seine Vampirnatur dazu zwingen, anzugreifen? Aber ich sah ihn nirgends. Jack und ich begaben uns an die Theke, hinter der der Wirt mit der Schürze emsig Gläser polierte.
    »Verzeihen Sie, mein Herr. Mein Freund und ich suchen einen Mr. Douglas.«
    »Tim Douglas?«, fragte der Wirt, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
    »Denselben.«
    »Und in welcher Angelegenheit suchen Sie ihn?«
    »In einer ebenso dringenden wie privaten Angelegenheit. Wissen Sie, wo er sich gegenwärtig aufhält?«
    Der Wirt schien amüsiert.
    »Nun, mein Herr, da müssen Sie nicht lange suchen.«
    Er stellte das Glas ab und streckte die Hand aus. »Tim Douglas. Und wie ist Ihr werter Name?«
    Jack brach in schallendes Gelächter aus. Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Dieser unbedeutende, kleine Mann – ein Mann, der seine Abende damit verbrachte, schmutzige Gläser zu spülen und den Kuppler für Huren und Betrunkene zu spielen? Das sollte Henrys Vampir sein? Natürlich hatte ich keine Wahl, als seine Hand zu schütteln, also tat ich es. Sie fühlte sich ebenso lebendig und warm an wie die meine.
    »Hanks«, sagte Abe. »Abe Hanks, und ich bitte um Verzeihung, aber ich dachte irrtümlich, Sie hätten ›Tom‹ Douglas gesagt. Ja, Thomas Douglas ist der Mann, den wir suchen. Wissen Sie, wo wir ihn finden können?«
    »Nein, ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
    »Dann entschuldigen Sie bitte die Umstände. Ich wünsche eine gute Nacht.«
    Abe eilte aus der Taverne, gefolgt von einem amüsierten Jack.
    Ich entschloss mich, zu warten. Wir waren extra von so weit hergekommen, und Henry hatte sich bisher noch nie getäuscht. Geringstenfalls würden wir warten, bis der Wirt zusperrte, und ihm dann heimlich folgen.
    Nachdem sie stundenlang auf dem Platz vor dem Gerichtsgebäude auf und ab gegangen waren, sahen Abe, der mittlerweile seinen langen Mantel angezogen hatte, und Jack, der die ganze Zeit nicht aufgehört hatte, ihn aufzuziehen, die Lichter der Taverne ausgehen und den Wirt auf die Straße treten.
    Er ging die Sechste Straße hinunter in Richtung Adams Street. Wir folgten ihm unauffällig, Jack immer gute drei Schritte hinter mir, die Axt einsatzbereit in meiner Hand. Bei jeder Kopfbewegung des Wirts drückte ich mich in den schützenden Schatten der Hauswände, da ich jedes Mal sicher war, er würde sich umwenden und uns entdecken (Jack konnte sich das Lachen über mein Tun kaum verkneifen). Der kleine Mann schlenderte mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen in der Mitte der Straße entlang. Pfeifend. Er ging wie jeder normale Mensch, und mit jedem weiteren Schritt fühlte ich mich mehr wie ein Narr. Er bog in die Siebte Straße ein, und wir folgten ihm. Dann wandte er sich in die Monroe Street,

Weitere Kostenlose Bücher