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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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in seinem Kopf.
    Er fühlte sich wie selbst verrückt geworden, als er an den Landorvanen vorbeigaloppierte. Noch wenige Zentimeter weiter rechts und er hätte ihre schwarzen Gewänder oder Hautfetzen, was auch immer es war, berührt. Er musste gegen einen Widerstand laufen, der ihn von vorne berührte. Er kämpfte sich an Araton vorbei und schlug dann den Weg vor den Azillo ein. Araton konnte nur mit Gewalt gestoppt werden. Er griff ihm von vorne an die Schultern. Araton schlug in wilder Panik um sich. Abraxmata wurde von einem Schlag nach dem anderen getroffen und jeder lähmte seinen Körper ein Stück mehr.
    »Araton, hör zu. Tu es nicht. Kehre um und mach dich auf den Weg zu meiner Höhle. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun.«
    In Aratons Augen stand nichts als das blanke Entsetzen. Abraxmata wusste, dass er nicht mehr lange gegen den Fluch ankam, mit dem Araton belegt war. Ein heftiger Schlag warf ihn zurück. Er wurde einige Meter weit durch die Luft geschleudert. Der Aufprall lähmte ihn für kurze Zeit. Er rang nach Luft. Araton schleppte sich weiter in die gleiche Richtung. Er hatte ihn nicht verstehen können und die Landorvanen hielten immer noch den gleichen berechneten Abstand, von dem aus sie ihm folgten. Alles war zu spät. Er hatte versagt.
    Der große Felsen erhob sich von weitem wie ein mächtiger Berg in den blauen Himmel. Hier gab es nichts, keine Lichtung, keine besonderen Pflanzen, nur einige dünne, aber enorm hohe Nadelbäume. Das mächtige Wurzelwerk eines dieser Bäume, mit all seinem Leben darin, lag als Vorbote des Krieges nahe am Eingang. So gut wie niemand kannte das unterirdische Netz von Yama, bis auf die Ältesten des Waldes, wie Penton, die dieses Geheimnis sorgfältig gehütet hatten. Es lebten nicht besonders viele Wesen in diesem Teil des Waldes, die etwas über den alten Felsbrocken hätten herausfinden können, es war also der ideale Ort für ein Geheimnis, das es seit Jahrtausenden gab und von dem selbst Penton nicht wusste, wer dieses Meisterwerk vollbracht hatte. Der Eingang war von außen nicht zu sehen, denn der Schatten der Bäume fiel so perfekt auf die kleine Holzfalltür, dass niemand, der es nicht wusste, sie bemerken konnte.
    Araton schleppte sich schnurgerade auf diesen Eingang zum Versteck hunderter Bewohner des Mondschattenwaldes zu. Er blickte sich nicht einmal um, welchen todbringenden Feind er zu seinen Freunden brachte, weil ihm wohl dazu ebenfalls jegliche Kraft fehlte. Die letzten Meter war er einige Male für Minuten liegen geblieben und jedes Mal war das Raunen der abscheulichen Wesen hinter ihm zu hören, die befürchten mussten, dass ihr Plan scheitern würde. Und auch jetzt griffen sie nicht zu, sondern warteten lechzend darauf, dass ihr Mittel zum Zweck für sie auch noch das letzte Geheimnis lüftete: nämlich, wo sich die Türe zum Verlies befand.
    Mit zitternder Hand versuchte Araton das Holz zur Seite zu drücken. Er brauchte Minuten, bis er es einen kleinen Spalt zur Seite geschoben hatte. Dann stürzten die Landorvanen wie ein Gewitterhagel auf ihn zu. Er nahm es nicht mehr wahr, kein Schrei war zu hören. Wie eine schwarze Schlange schnellte etwas unter dem Umhang eines Landorvanen hervor, wickelte sich um Aratons Hals, nur eine Sekunde, dann waren die Landorvanen im Inneren von Yama verschwunden.
    Abraxmata hatte sich im Hintergrund gehalten. Er wusste, dass er nichts tun konnte. Er legte Araton auf den Rücken ins Gras, pflückte eine Blume und legte sie auf das Gesicht des Azillos. In Aratons Augen stand nicht Entsetzen, sondern Erleichterung. Er wurde von den höllischen Schmerzen befreit und von der träumerischen, dunklen Trance, in der er sich in den letzten Minuten seines Lebens befunden hatte. Abraxmata würde nun nie erfahren, warum er sich aus den sicheren Wänden Yamas entfernt hatte. Er schloss Aratons Augen und stürzte dann zum Eingang der geheimen Höhlungen. Er durfte keine Zeit verlieren.
    Die in den hellen Stein gemeißelte Treppe war eng und schmal und wand sich in vielen engen Kurven unter die Erde. Aus der Ferne konnte Abraxmata bereits Schreie hören und Schläge, die von den kalten Steinmauern hundertfach verstärkt als Echo zu ihm herüberschallten. Er war selbst noch nie in Yama gewesen, aber es gab nur einen einzigen schmalen, in den Stein gehauenen Gang, der sich immer näher, in immer enger werdenden Bögen an das Kriegsgeschehen herantastete. Abraxmata kam sehr schnell voran, aber die Landorvanen

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