Abraxmata
konnte er nicht mehr einholen. Als er die erste große Halle betrat, deren Säulen sich weit nach oben schlängelten, so weit, dass Abraxmata annahm, sie mussten sich bereits mitten in dem Felsbrocken über der Erde befinden, bot sich ihm ein Bild des Grauens. Der Krieg wütete in vollem Gange, aber keine schwarzen Gestalten huschten durch die Reihen der Kämpfenden. So viele wertvolle Geschöpfe des Mondschattenwaldes lagen bereits tot am Boden, während die anderen mit spitzen Waffen aufeinander zurasten und sich gegenseitig aufspießten. Der Mondstein war erloschen und dunkle Mächte hatten die Kontrolle über die Wesen der Wälder übernommen. Hier war das Zentrum des Krieges. Abraxmata konnte beobachten, wie die kräftige Hand eines Monolitos mit einem kleinen Felsbrocken auf einen bereits am Boden liegenden Azillo zuraste. Es tat einen Schlag. Der Monolito ließ den Brocken fallen und zog mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand zurück. Abraxmata wusste, dass er nicht alleine war. Die Feen schienen ihr Bewusstsein bewahrt zu haben und kämpften an seiner Seite für den Frieden. Kalte Wut schürte in ihm seine Kräfte. Seine silbernen Flammen durchzogen den Raum, unterteilten ihn und schnitten die Kämpfenden voneinander ab. Der tosende Lärm des Krieges erstarb und Abraxmata kämpfte sich durch die Halle vor in den Steingang, aus dem weitere markerschütternde Geräusche zu hören waren.
Der Raum war riesig, aber er wirkte durch die extrem niedrige Decke klein. Abraxmata konnte zwischen den sich weit erstreckenden Mauern kaum stehen. Das Bild, das sich ihm bot, war grotesk. Isleen kämpfte gegen sein eigenes Volk. Mit ungeahnter Perfektion stellte er sich zwischen zwei junge Gilkos, die sich immer wieder mit bloßen Händen attackierten. Einige ältere Gilkos standen ihm zur Seite. Die kleine Truppe verhinderte viele ernstere Kämpfe, aber kaum hatten sie den Kämpfenden wieder den Rücken zugekehrt, schon stürzten die Gilkos wie blind aufeinander zu. Mit einem langen, zugespitzten, flachen Stein hielt ein sehr alter Gilko eine ganze Gruppe junger Gilkos auseinander, unter denen auch einige Gilkomädchen waren. Er staunte nicht schlecht, als sie wie von Geisterhand auseinander gezogen wurden. Isleen lächelte. Er war nicht entsetzt, sondern froh Abraxmata zu sehen. Abraxmata brachte auch die vielen anderen Gilkos von ihren verbissenen Kämpfen ab. Für einen Moment war es still. Isleen konnte Abraxmata die große Anstrengung ansehen, die es ihn kostete, alle Schilder aufrechtzuerhalten, und er konnte auch sehen, dass es etwas gab, das Abraxmata sehr beschäftigte. Es dauerte keine Sekunde mehr, bis er die Antwort auf dieses Rätsel erhielt. Es gab ein surrendes, unerträglich hohes Geräusch. Überall im Raum drehten sich schwarze Säulen, die immer breiter wurden und immer mehr Gestalt annahmen. Abraxmata hatte gespürt, dass sie die ganze Zeit anwesend waren. Der Druck auf seine Kehle und auf seinen Körper wurde immer stärker, sodass er für einen Moment das Bewusstsein verlor. Als er aufwachte, war es Murus, der ihm vom Boden aufhalf.
»Chamor und Hevea sind auch durchgedreht«, flüsterte er und eine Träne stand in seinen Augen.
Aus dem Augenwinkel konnte Abraxmata Toska und die anderen Feen sehen und dann erst erkannte er, was geschehen war. Ganz Yama war wie von schwarzen Bäumen durchzogen. Aus dem Dutzend Landorvanen, die Araton verfolgt hatten, war eine Armee aus mehreren hundert geworden. Die wenigen, die noch bei Bewusstsein waren, warfen sich flehende, angsterfüllte Blicke zu. Ein Kriegs-schrei von hunderten Dienern Dan Nors ertönte. Dies war das Schrecklichste, was Abraxmata in seinem ganzen Leben gehört hatte. Weiße Schilder der Feen flogen auf die schwarzen Blitze der Landorvanen zu und viele von den Schildern wurden durchbrochen. Nur bei wenigen prallten die Waffen der schwarzen Diener ab, machten kehrt und richteten sich gegen ihre Verursacher, die daraufhin schreiend zu Boden fielen.
»Nehme deine Kräfte von unseren Leuten.« Mit einer langen schmalen Waffe, die Abraxmata nicht kannte, wehrte Ranavalo einen Monolito ab, der in der Zwischenzeit durchgedreht war. Abraxmata wunderte sich, dass Ranavalo nicht bei seinen Leuten in Kismet war. »Sie bringen sonst einen nach dem anderen um und die Geschöpfe der Wälder können sich noch nicht einmal wehren.«
Abraxmata gehorchte sofort, worauf die Lautstärke des Kampfgetümmels wieder auf ein unerträgliches Maß anschwoll. Die meisten
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