Abraxmata
gestreckten Hände fassten sich über Murus. Dann wurde alles ganz still. Es passierte nichts, aber Murus konnte ihre vor Anstrengung verzerrten Gesichter sehen.
Es dauerte mehrere Minuten, bis silberne Strahlen aus ihren Händen hervorbrachen und Murus übergossen. Er spürte ein Zucken und Jucken in seinem Körper. Dann brachen die Strahlen ab und die Feen fielen erschöpft zu Boden. Als sie ihn anblickten, lächelten sie sich zu. Murus schaute etwas skeptisch und ungläubig, denn er konnte keine Veränderung bemerken. Als er die wenigen Schritte auf Toska zuging, stolperte er.
»Na, was sagst du?«, fragte sie, noch immer außer Atem. »Ich finde die Flügelvergrößerung ist uns richtig gut gelungen. Du siehst toll aus.«
Murus blickte auf seine Flügel, die nun den Boden berührten. Er drückte sie eng an seinen Körper und kam sich richtig erhaben vor.
»So, jetzt versuchen wir es noch mal«, sagte Toska.
Murus erhob sich in die Lüfte, was jetzt viel schneller ging als zuvor, auch wenn er sich einmal in den langen Flügeln fast verhedderte.
Er nickte Toska zu, um seine Bereitschaft zu demonstrieren.
Als sich der Zug nach unten von ihm löste, bewegte er seine majestätischen Flügel. Er hatte plötzlich viel mehr Kraft und bekam sie sehr viel leichter wieder nach oben. Wenige Meter über dem Boden blieb er auf gleicher Höhe, um dann ordnungsgemäß zu landen. Die drei Feen klatschten vor Begeisterung und lachten, als Murus bei den ersten Schritten nach seiner perfekten Landung wieder über seine Flügel stolperte.
»Murus, wir versuchen jetzt zu dritt einen stärkeren Sog hinzubekommen. Also streng dich an«, meldete sich Hedara zu Wort, die daraufhin einen bösen Blick von Toska einfing, die Murus eigentlich nichts davon sagen wollte.
Auch wenn es um einiges mehr Anstrengung kostete, schaffte Murus auch diese Landung perfekt.
Eine kleine Träne stand in Toskas Augen, als sie neben Murus erschien. »Ich glaube, wir können es wagen. Jetzt oder nie«, sagte sie.
»Viel Glück!«, schrien ihnen Carramar und Hedara noch nach.
Als sie wieder an der Stelle angelangt waren, an der Murus zum ersten Mal Kismet betreten hatte, tauchten auch Ranavalo und Tosjea noch einmal auf.
»Ein Teil unseres Schicksals liegt auch in deinen Händen, also strenge dich an«, sagte Ranavalo, und dabei wirkte er auf Murus noch klüger und weiser als jemals zuvor.
»Auf Wiedersehen, kleiner Freund«, sagte Tosjea.
Toska brachte kein Wort hervor, sie nahm Murus in den Arm und sah ihn dann fragend an.
»Ja, ich bin bereit«, sagte er.
Ein silberner Strahl ergriff Murus und hob ihn hoch in die Lüfte.
Die Luft um ihn herum war frisch und klar und er sank vorsichtig und Stück für Stück nach unten. Dass alles so einfach und reibungslos funktionierte, machte ihm Mut und gab ihm Selbstvertrauen.
Als plötzlich unter ihm ein großes dunkles Loch erschien, in dem dicke schwarz-lila Nebelschwaden in einer ungeheuren Geschwindigkeit kreisten, überkam ihn jedoch ein Gefühl nackter Angst.
Er hatte keine Chance, der Macht des Soges zu entkommen, der ihn unaufhaltsam in sein Inneres zog.
Die Beschleunigung war so stark, dass ihm bald schwarz vor den Augen wurde. Er befürchtete ohnmächtig zu werden und konzentrierte sich so fest er konnte darauf, sein Bewusstsein zu behalten und dem schweren Druck, der durch die Fliehkraft auf seinem Körper lastete, Widerstand zu leisten. Nach einer Zeit, die ihm unendlich lange vorkam, hatte er das Gefühl, dass eine Kraft von ihm genommen wurde, aber trotzdem war alles vor seinen Augen noch schwarz. Er kniff sie kurz zusammen, konnte aber auch danach keinen Lichtschimmer erkennen. Trotzdem hatte er ein ähnliches Gefühl, wie an der Stelle, an der Toska ihren Sog unterbrochen hatte.
Man darf sich nicht zu früh nach oben schwingen, sonst war alles umsonst, schoss es ihm durch den Kopf. Er konnte nicht anders. Er begann seine gewaltigen Schwingen auf und ab zu bewegen, als ihn ein Rückstoß erfasste und nach oben katapultierte und er schließlich langsam schwebte. Für einen Moment hatte sein Herz einen Hüpfer gemacht. Er sah nur schwarz. Wo war er? Die Unsicherheit machte ihn rasend und wütend, was ihn schwächte, seine Sinne raubte und nicht mehr klar denken ließ. Er spürte eine Träne der Verzweiflung, die ihm über die Wange lief.
Dann plötzlich wurde es heller. Grünes und vertrautes Licht fiel in seine Augen und durchströmte ihn, wie Wasser einen fast Verdursteten
Weitere Kostenlose Bücher