Abraxmata
Sichel zwischen den Wolken hindurchschob und sein beruhigendes Licht auf die Freunde warf.
Ein leises Knacken, ganz in der Nähe, hatte Hevea aus ihrem Schlaf geweckt. Sofort fiel ihr Blick auf Chamor, Abraxmata und schließlich Famora, doch alle lagen friedlich schlafend auf dem Boden und schienen sich nicht bewegt zu haben. Das Geräusch kam auch eindeutig aus Richtung Fluss. Hevea sah angestrengt auf die im fahlen Licht des Mondes gespenstisch wirkenden Bäume. Sie konnte aber nichts bemerken. Ihr Verstand sagte ihr, dass es in dem toten Tal keine Lebewesen gab, denn sonst hätten sie mit Sicherheit schon einmal eines bemerkt, aber trotzdem verharrte sie schwebend auf der Stelle. Bevor sie das Geräusch geweckt hatte, hatte sie ein Gefühl verspürt, als hätte sie jemand mit einem durchdringenden Blick angesehen. Wenn wirklich jemand in der Nähe war, konnte er von weitem nicht unterscheiden, ob sie schlief oder wach war. Außer jemand war sehr dicht an sie herangekommen, kannte sich aus und hatte ihre rollenden Augen sich in Richtung Fluss bewegen sehen, auf dessen Uferbereich sie jetzt noch immer starrte.
Sie schrie laut auf, als ein dunkler Schatten, der zu schweben schien, für einige Sekunden hinter einem der Bäume hervorlugte.
Chamor, Abraxmata und Famora, die aus ihrem Schlaf hochgeschreckt waren, konnten eine völlig aufgebrachte, ruckartig atmende Hevea betrachten.
»Wir sind nicht allein«, keuchte sie.
»Jetzt beruhige dich doch erst mal«, sagte Abraxmata, der aufgestanden war, um auf Heveas Höhe zu sein. »Was ist geschehen?«, flüsterte er in ihr Ohr.
Famora und Chamor waren ebenfalls aufgestanden und dicht an Abraxmata und Hevea herangetreten, um nichts zu verpassen.
»Ich habe ganz deutlich einen Schatten hinter einer der Heucherellen gesehen«, beteuerte Hevea und sah immer noch vollkommen verschreckt aus.
Famora regte sich über die ganze Angelegenheit nicht sonderlich auf. »Seit wann kann ein Schatten hinter einen Baum huschen?«, gähnte sie und ließ sich schon im Verlaufe dieses Satzes wieder auf den Boden gleiten. Bereits wenige Sekunden später konnte man laute, gleichmäßige Atemgeräusche vernehmen.
Abraxmata versuchte Hevea zu beruhigen. »An welcher der Heucherellen hast du denn den Schatten bemerkt?«, fragte er.
Hevea deutete mit ihrer Hand in die Reihe der Heucherellen, die links von ihnen am Saum des Flusses entlang wuchsen. Abraxmata warf ihr einen fragenden Blick zu. »Moment … Es ist der sechste, siebente, achte … der dreizehnte Baum von dieser großen dicken Heucherelle aus«, sagte Hevea. Ihr Blick weitete sich, als Abraxmata schnurgerade am Fluss entlang auf den Baum zuging.
Chamor schaute ebenfalls verdutzt, bevor er Abraxmata schließlich nachschrie: »Warte, ich komme mit.«
Abraxmata warf Chamor, der dabei war, ihm nachzurennen, einen bösen Blick zu. »Musst du unbedingt jeden warnen, der sich vielleicht im dunklen Tal befindet?«, zischte er, als Chamor ihn eingeholt hatte.
»Als es nur noch wenige Meter zu der besagten Heucherelle waren und nur noch eine weitere Heucherelle den Blick auf diese versperrte, bedeutete Abraxmata Chamor mit einem Fingerzeig rechts außen vorbeizugehen, während er selbst am Ufer des Flusses entlangschlich. Sie bemühten sich, sehr leise zu sein, behielten aber trotzdem die Umgebung der Heucherelle immer scharf im Auge, um jemanden, der eventuell flüchtete, zu bemerken.
Abraxmata und Chamor hatten sich eng an die jeweils gegenüberliegenden Seiten der Heucherelle gedrückt, bevor sie ruckartig beide um den Baum herumsausten, auf dessen hinterer Seite sie niemanden fanden.
»Hab ich mir doch gleich gedacht, dass sich Hevea den Schatten nur eingebildet hat. Vielleicht war es ja der Schatten eines Astes, der sich durch einen Windhauch etwas hin und her bewegt hatte«, sagte Chamor, der sichtlich erleichtert schien.
»Ja, vielleicht«, entgegnete Abraxmata, der mit seinen Gedanken völlig abwesend schien. Er blickte am Baum hinunter auf den Boden, dann wieder auf den Baum. Er wusste nicht was, aber irgendetwas sagte ihm, dass Hevea Recht gehabt hatte. Jemand war hier gewesen und konnte noch nicht weit sein.
»Komm, lass uns zurückgehen und die letzten Stunden der Nacht nutzen. Wir wissen nicht, was morgen ist und es könnte ziemlich anstrengend werden«, sagte Chamor, der bereits in Richtung ihres Schlafplatzes davonschritt.
»Nein, warte!«, rief Abraxmata. »Ich möchte noch einmal hinter den nächsten Heucherellen
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