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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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durchströmt. Er konnte unter sich das letzte Grün und die schönen Farben der spätherbstlichen Wälder erkennen. Er tauchte zwischen den Bäumen ein, es war ihm gelungen zu schweben, und unter ihm öffnete sich die Spalte des dunklen Tales, an deren Rand er eine saubere Landung hinlegte. Er blickte an sich hinunter. Er hatte alles ohne die geringste Schramme überstanden. Das Glück war auf seiner Seite gewesen.

 
    Kapitel 4
    Vanitonus
    Schon alleine der Geruch des frischen Mahles ließ Hevea, Chamor und vor allem Famora die Augen aufschlagen, die sie dann erstaunt aufrissen.
    Abraxmata grinste frech aus seinen blauen Augen. »Lasst es euch schmecken«, sagte er, und die anderen sahen ihn verwundert an.
    Die Freude über das unverhoffte Essen ließ sie die Neugierde auf die Herkunft der Nahrung vergessen. Es war wirklich an alles gedacht, sogar an die Wurzeln für Famora, sodass sie sich alle gierig über die Mahlzeit hermachten. Chamors Interesse galt vor allem den Waldpilzen und dem frischen Fisch, wobei er die Pilze in kleine Stückchen zerriss und einen ausgenommenen Fisch damit füllte.
    Famora verzog bei diesem Anblick das Gesicht. »Wie kann man nur so etwas essen?«, nörgelte sie angewidert, blickte wieder auf ihre Wurzeln und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    Hevea war noch ziemlich erschöpft von allem, was ihr in den letzten Tagen zugestoßen war. Sie hatte zwar eine der Farinen kurz aufgehoben, aber als ihr die Blüte aus der Hand glitt, ließ sie die Flügel hängen, sank ein Stück nach unten, fing sich wieder, griff aber nicht mehr nach dem Essen.
    Abraxmata, der sie eine Zeit lang beobachtet hatte, sah sie mit ernster Miene an. »Hevea, du musst auch etwas essen«, mahnte er sie.
    »Ich habe keinen Hunger«, kam ihre Antwort, und die hohe Stimme klang noch höher und schwächer als sonst.
    »Es ist für keinen hier von Nutzen, wenn du zusammenbrichst. Damit schadest du dem Wohl der ganzen Gruppe. Also, reiß dich zusammen«, sagte Abraxmata.
    Solche Worte hatte Hevea von Abraxmata noch nie gehört, sodass sie ganz erschrocken darüber war. Bisher hatte er seine Freunde, und sie sah sich als eine seiner Freunde, immer gleichwertig behandelt, aber jetzt sprach er wie der Anführer einer Truppe. Ihr gegenseitiger Blickkontakt hatte sich noch nicht gelöst.
    Hevea hatte gerade Mut gefasst, etwas gegen Abraxmatas Ton zu sagen, als sich Abraxmata wieder zu Wort meldete. »Es ist doch nur zu deinem Besten. Ich mache mir große Sorgen um dich, wir alle. Du siehst wirklich nicht gut aus und sollst doch wieder zu Kräften kommen«, fügte er mit ruhiger, freundlicher Stimme hinzu, nicht in diesem bestimmten Ton wie zuvor, sondern so, wie es die anderen von ihm gewohnt waren.
    Hevea lächelte erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, dass seine neuen Fähigkeiten, wobei sie vermutete, dass das Essen von ihm stammte, ihn überschnappen ließen und er nicht mehr die wahren Werte erkannte, nämlich die Freundschaft seiner Freunde.
    Hevea nahm eine der Farinen auf und aß sie in kleinste Stücke zerteilt. »Ich würde vorschlagen, wir verbringen diese Nacht noch hier, ohne uns Sorgen über den morgigen Tag zu machen. Wir werden schon eine Möglichkeit finden, nach oben zu kommen«, sagte Hevea und klang dabei beinahe wieder wie die alte.
    Chamor sah sie mit einem leichten Schrecken in den Augen an. »Du willst also nicht mehr weitersuchen?«, fragte er.
    »Wir werden weitersuchen, nur nicht im dunklen Tal. Es hat keine entscheidenden Hinweise gegeben, die uns verraten hätten, dass Murus hier ist. Die Suche muss an einem anderen Ort fortgesetzt werden«, sagte Abraxmata und kam damit Hevea und ihrer Antwort zuvor, wobei Hevea eher erleichtert war, keine Erklärung für ihre Worte, besonders nicht vor Abraxmata, abgeben zu müssen.
    Es war fast völlig finster geworden. Der Himmel war wie eine schwarze Scheibe, auf der sich nicht der kleinste Lichtpunkt abzeichnete.
    »Gute Nacht«, sagte Abraxmata, rollte sich auf der dunklen Erde zusammen und war sofort in seinen Träumen versunken. Im Gegensatz zu den anderen hatte er weitaus mehr Schlaf nachzuholen.
    Chamor, Hevea und Famora blieben noch eine Zeit lang wach und redeten über allerlei Dinge. Chamor kippte irgendwann zur Seite und fing an, sehr laut und gleichmäßig zu atmen, worauf Famora ihren Kopf auf seine Schulter legte und bald darauf auch einschlief. Hevea verfiel in ihren Wachschlaf, gerade als der Mond einen kleinen Teil seiner

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