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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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suchen, vielleicht hat sich Hevea auch nur im Baum geirrt.« Obwohl er sich ganz sicher war, dass sie am richtigen Baum standen, wollte er Chamor seine Vermutungen nicht erläutern. Er hielt es für besser, seine Freunde nicht noch mehr mit seltsamen Dingen zu belasten.
    Chamor und Abraxmata verbrachten den Rest der Nacht damit, weiter nach dem Unbekannten zu suchen, allerdings ohne Erfolg. Chamor war ziemlich genervt, als die ersten Strahlen des Tageslichts das dunkle Tal erhellten, denn er wusste, dass aus den wohlverdienten paar Stunden Schlaf, auf die er sich so gefreut hatte, nichts mehr werden würde. Er hatte die ganze Zeit über diese verbissene Suche Abraxmatas nicht nachvollziehen können. Abraxmata konnte selbst nicht erklären, was ihn so sehr trieb, aber er glaubte, dass es mit diesem Unbekannten etwas sehr Bedeutsames auf sich hatte.
    Zu Hevea und Famora sagten sie nichts von ihrer nächtlichen Aktion, auch wenn Abraxmata und in diesem Falle auch Chamor sich sicher waren, dass Hevea genau wusste, dass sie nicht hier waren und was sie getan hatten.
    Famora streckte sich ausgiebig, als sie geweckt wurde, und murmelte gähnend: »Und wie sieht der Tagesplan für heute aus, gibt’s jetzt Frühstück?« Die anderen drei mussten über Famoras Unbesorgtheit und Naivität herzlich lachen, worauf diese verdutzt schaute.
    »Wir werden versuchen, heute in den Mondschattenwald zurückzukehren, Murus ist nicht hier, so wie es aussieht«, sagte Abraxmata und fügte hinzu, obwohl er es selbst nicht glauben konnte: »Vielleicht ist er längst dort und wartet auf uns.«
    »Und wie stellst du dir vor, dass wir zurückkommen, verlange nicht von mir, dass ich die Wand hinaufklettere«, raunzte Famora.
    »Ich schlage vor, wir gehen bis zum Rand des Tales, dort wo Famora Zygan das erste Mal getroffen hat, unter seiner Höhle. Ich hoffe, dass er da ist und uns bemerkt. Ansonsten kann Hevea auch versuchen, ihn zu finden, oder zumindest nach oben in die Höhle fliegen, um nachzusehen, ob er da ist«, erklärte Abraxmata seine Vorstellungen. Von den anderen widersprach keiner, also schienen alle damit einverstanden zu sein, oder zumindest keine bessere Idee zu haben.
    Murus drehte sich im Kreis, hüpfte auf und ab, ließ sich auf den weichen, vertrauten Boden des Mondschattenwaldes fallen und grub seine Hände tief in das feuchte Moos. Er drehte sich auf den Rücken und sah in den noch blauen Himmel, auf dem die Wolkenfetzen so schnell dahinzogen und hinter den Bäumen verschwanden, dass sich jede Sekunde ein neues Bild ergab. Murus stieß einen lauten Schrei aus, der den Wald wie eine Druckwelle durchschallte. Er war zu Hause. Immer noch war da dieses unangenehme Gefühl der Angst, nie wieder zurückkehren zu können.
    »Es ist alles gut, du bist wieder zu Hause. Beruhige dich«, sprach er sich leise murmelnd Mut zu. Dann sprang er wie von einem plötzlichen Blitz getroffen auf und sprach laut und deutlich seinen Gedanken aus: »Und du wirst gebraucht.«
    Er hielt noch kurz inne, um sich zu orientieren, erblickte den tiefen Riss, der bei seiner Gefangennahme entstanden war, hinter sich und schritt dann entschieden in die entgegengesetzte Richtung zur Mitte des Mondschattenwaldes fort. Mit der Zeit wurden seine Schritte immer größer, denn er wollte noch vor Einbruch der Nacht zurück sein, um endlich seine Freunde wieder zu sehen. Es dauerte ziemlich lange, bis er endlich auf die Idee kam, seine nunmehr tragfähigen Flügel zu benutzen. Er breitete sie aus und erhob sich mit einer Leichtigkeit, die ihn selbst überraschte, über die Wipfel der Bäume. Er saugte tief die Luft des nunmehr dunkelblauen Himmels ein und hatte ein gewisses Gefühl der Macht und Erhabenheit, das ihm ein ungeheures inneres Selbstvertrauen gab. So schnell wie noch nie legte er die lange Strecke zurück und landete am Rand des Mondschattensees, in dem sich bereits der orange glühende aufgehende Mond spiegelte, unter Abraxmatas Höhle. Zuerst wollte er sofort nach seinem Freund rufen, beschloss dann aber doch, nach oben zu gehen und ihn zu überraschen.
    Eine Gestalt, die aussah wie Abraxamata, saß mit dem Rücken zum Eingang der Höhle in einem Blätternest und hatte den Blick auf den Schatz gerichtet.
    »Ich bin wieder da«, triumphierte Murus, fast singend.
    »Und du wirst gleich wieder weg sein«, sagte eine Stimme sehr bestimmt, die sehr viel dunkler und älter klang als die Abraxmatas. Langsam drehte sich Askan zu Murus herum und sah ihn aus

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