Abraxmata
zu finden.
In der Höhle zogen sich die schwarzen Wände weit nach oben, wo sie sich schließlich im Nichts verloren. Die Luft im Inneren der Höhle stand, war warm und roch seltsam. Der Boden war blank und kahl, so wie die Wände. Murus suchte immer noch einen kuscheligen Schlafplatz, oder so etwas wie ein Nest, aber vergeblich. Energisch schüttelte er den Kopf. So eine Commodorenhöhle wäre wirklich beim besten Willen nichts für ihn. Enttäuscht trat er den Rückweg aus der Höhle heraus an. Vom Eingang her leuchtete ihm bereits ein fahles Licht entgegen. Über ihm hatten die Wolken eine dichte Decke gebildet. Von weitem hörte er ein lautes Grollen, und Murus wusste nicht, ob es einem nahenden Gewitter oder etwas anderem zuzuordnen war.
Die Sicht war weiterhin schlecht, denn dichter Nebel hatte sich im Tal ausgebreitet. Murus flog weiter Stück für Stück an der glatten schwarzen Wand entlang.
»Ich glaube, wir haben uns verlaufen«, sagte Chamor besorgt und verärgert zugleich.
»Kein Wunder, ich kann nicht mal mehr meine eigene Hand erkennen«, entgegnete Famora, die ihre Schaufelhand in die Nebelsuppe hineingesteckt hatte.
»Der Nebel gefällt mir nicht. So einen dichten Nebel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt«, sagte Abraxmata, die Stirn in Falten gelegt.
Auch Hevea hatte es aufgegeben, über den Nebel zu gelangen, um sich orientieren zu können, nachdem sie ihre Freunde bei einem Versuch fast nicht wiedergefunden hätte.
»Wir konzentrieren uns jetzt wirklich darauf, immer geradeaus zu gehen. Irgendwann müssten wir dann entweder an der Wand oder auch am Fluss, im schlimmsten Fall am Ende des Tales ankommen«, schlug Abraxmata vor.
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher, bis Famora fragte: »Weißt du sicher, dass wir in die richtige Richtung gehen? Wegen deiner Kräfte, meine ich?«
Abraxmata war verwundert über diese Frage, beantwortete sie aber. »Ein leichtes Gefühl, den Weg zu wissen, habe ich schon, aber das hat wohl jeder, der versucht, aus der Orientierungslosigkeit herauszufinden.«
»Wie viel hat dir Askan schon von den Emoren beigebracht?«, fragte sie weiter.
»Woher weißt du von den Emoren?«, entgegnete Abraxmata scharf, blieb stehen und sah Famora kritisch an.
»Askan hat es mir erzählt«, entgegnete sie kleinlaut.
Abraxmata hatte das Gefühl, dass so etwas wie Schuldbewusstsein in ihrer Stimme mitklang. Seine verhärteten Gesichtszüge entspannten sich wieder. »Entschuldige meine Skepsis, das war dumm von mir. Ich wusste nicht, dass du dich mit Askan unterhalten hattest. Mit den Emoren sind wir fast durch, aber …« Abraxmata kam nicht mehr zur Vollendung seines Satzes, denn aus dem dicken Nebel kam plötzlich ein dunkelrotes Wesen auf ihn zugestürzt und riss ihn zu Boden.
»Abraxmata!«, schrie Hevea entsetzt.
Die drei Freunde liefen ganz nah zu Abraxmata, von dessen Bauch sich nun ein mächtiger Commodor hochrappelte.
»Na, das war aber eine Bruchlandung«, sagte Chamor lachend.
Famora hatte sich über den noch immer am Boden liegenden Abraxmata gebeugt und ein Funkeln war in ihren Augen zu sehen, das Abraxmata nicht kannte. »Welche der Emoren fehlt dir noch?«, fuhr sie mit ihrer Fragerei fort.
Sofort schnellte einer der großen Flügel des Commodore in Abraxmatas Gesicht und hielt ihm den Mund zu. »Nein!«, rief eine bedrohliche Stimme, die in Abraxmata eine Welle der Freude auslöste. »Sag es ihr nicht.«
»Murus!« Der Kopf des Commodore kam Abraxmata nun sehr nahe und blickte ihn lächelnd an. Abraxmata streckte seinen Arm aus und umarmte den Freund ganz fest. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist«, stammelte Abraxmata.
Eine Art Zischen und ein darauf folgender Schlag unterbrach sie in ihrer Wiedersehensfreude.
Hevea war bereits zu Famora geflogen, die mit dem Rücken auf dem Boden lag, die Augen weit aufgerissen, voller Entsetzen. Hevea schüttelte, so kräftig wie dies eben für einen Gilko möglich war, Famora, die jedoch nicht reagierte. Tränen kullerten Heveas Wangen hinunter, als auch die anderen herangekommen waren.
»Famora!«, rief Abraxmata. »He! Jetzt komm schon, steh wieder auf! Es ist nicht gut, so lange auf dem Boden zu liegen.« Ein komisches Gefühl hatte ihn längst überkommen, er wusste genau, was geschehen war.
»Ihr könnt ihr nicht mehr helfen. Sie ist tot. Es ist zu spät«, ertönte hinter ihnen eine Stimme, und als sie sich umdrehten, blickten sie in die weisen Augen Askans.
Sie saßen zu
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