Abraxmata
zu mir stellen.« Begeistert war Murus nicht, als er sich eng an Abraxmata drückte. Abraxmata schloss seine Augen und versuchte sich Zygan so genau es ging vorzustellen, seine Gestik, seine Mimik, seine Stimme, sein majestätisches Auftreten. Vor seinem geistigen Augen entstand ein so lebendiges Bild Zygans, dass Abraxmata selbst für einen Augenblick zu überlegen begann, ob er nicht bereits vor ihm stand. Plötzlich überkam ihn ein Gefühl wie von tausend kleinen stechenden Nadeln. Als Abraxmata die Augen öffnete, konnte er nichts anderes erkennen als zuvor: das Bild Zygans, der sich vor seinem geistigen Auge in die Lüfte erhob. Das brennende und stechende Gefühl, das er von stark unterkühlten Körperteilen kannte, breitete sich von seinen Füßen ausgehend über seinen ganzen Körper aus, aber fast unerträglich wurde es, als es auch seinen Kopf und seine Gedanken erfasst hatte. Das Bild Zygans vor seinem Inneren verschwamm. Irgendetwas drängte ihn, das Bild nicht zu verlieren, es festzuhalten, wieder kräftig werden zu lassen. Also konzentrierte er sich, bis dieser wieder in voller Größe vor ihm stand. Er konnte jetzt sogar seine Stimme ganz deutlich hören.
»Respekt«, sagte er mit diesem weisen und beruhigenden Ton, den Abraxmata so liebte. Dann drehte sich Zygan um und ging fort.
»Nein, du musst dableiben«, keuchte Abraxmata, mit Händen und Füßen ringend.
»He! Abraxmata, beruhige dich doch!« Murus blickte Abraxmata an. Erst jetzt konnte Abraxmata wahrnehmen, dass alles Stechen und Brennen verschwunden war. Von weitem sah er Zygan noch zwischen den Bäumen verschwinden. Murus blickte sich überall erstaunt um. Er konnte sich gar nicht satt sehen. »Na los, komm hinterher. Oder willst du etwa, dass er uns wieder entwischt, nachdem du uns so perfekt, wo auch immer hingebracht hast«, sagte Murus.
Sie liefen in die Richtung, in der Zygan verschwunden war.
Abraxmata nahm die moosbewachsenen, grünen Hügel wahr, die sanft immer weiter nach unten führten. »Die zwölf grünen Gumpen«, murmelte er.
Murus konnte sich gar nichts mehr erklären, zum Beispiel, wo auf einmal die weiße Decke hingekommen war, die durch den frisch gefallenen Schnee cremig, wie aufgeschäumte Milch, ausgesehen hatte. Abraxmatas Augen weiteten sich, als die Hügellandschaft endlich den Blick auf die erwarteten kleinen Seen freigab, an deren Stelle zwölf Sessel aus funkelndem Eis vor ihnen leuchteten. Erhaben saßen darauf zwölf sehr unterschiedliche Gestalten, die nun, als sie Abraxmatas und Murus’ Anwesenheit bemerkt hatten, ihnen freundlich zulächelten.
Es war Askan, der ihnen mit einer einladenden Geste gebot, näher zu kommen. »Wir sind erstaunt und erfreut zugleich, euch hier begrüßen zu können«, sagte er. »Das Schutzschild der Feen zu durchbrechen gelingt nur den wenigsten, und das auch noch mit einer Begleitperson.« Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. »Die letzte der fünf Emoren beherrscht du nun also auch, alle Achtung.«
»Abraxmata«, sagte eine leise Stimme. Es war Penton. »Du solltest wirklich vorsichtiger damit sein, deine Kräfte wie wild und vollkommen unkontrolliert zu benutzen. Du weißt nie, wie viel du damit verrätst.«
»Meinst du nicht, dass es endlich an der Zeit wäre, deinen Schüler schärfer und gezielter zu trainieren?«, kam Zygans Stimme hinter ihnen aus dem Kreis.
Murus warf Zygan einen misstrauischen Blick zu. »Ich traue ihm nicht«, zischte er in Abraxmatas Ohr.
Zygans Vorschlag wurde von Askan mit einem klaren und deutlichen »Nein!« abgelehnt.
Abraxmata fühlte, wie eine innere Wut in ihm hochkochte. Dann platzte es einfach aus ihm heraus, denn er wusste genau, weshalb diese Versammlung stattfand und worum es dabei hauptsächlich ging: um ihn. »Warum halten Sie es nicht für notwendig mich dazuzubitten, wenn es schon um mich geht und um meine Aufgabe? Fänden Sie es nicht fair, wenn ich auch alles wüsste, was es zu wissen gibt und dazu Stellung beziehen könnte?«, schnaubte er tief durchatmend und versuchte, sich wieder zu fassen.
»Glaube mir, Abraxmata, es gibt Dinge, die du nicht wissen solltest. Und du kannst froh sein, dass du sie noch nicht weißt. Zum richtigen Zeitpunkt wird dir alles zugetragen werden«, hielt ihm ein wunderschönes Wesen mit langem blondem Haar entgegen. Nach Murus’ Erzählungen musste es Ranavalo sein.
»Aber jetzt sage uns, warum du hierher gekommen bist, wen möchtest du sprechen?«, fragte Askan.
»Wir wollten mit
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