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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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immer da ist, aber niemals an der gleichen Stelle und zu dem niemand außer den Zwölf Zutritt hat. Normalerweise«, schmunzelte er. Dann breitete er seine Flügel aus und flog einfach in die Winterlandschaft des Mondschattenwaldes hinaus.
    Ein leichtes Zittern durchlief Murus. Es war auf einmal sehr kalt geworden. Als er sich umsah, saß er inmitten einer tiefen Schneedecke.
    »Glaubst du ihm?«, fragte Murus, an Abraxmata hochsehend, der bereits vor Murus bemerkt hatte, dass Zerelinor verschwunden war.
    Abraxmata drehte nachdenklich das Blatt in seiner Hand. »Wenn es nicht aus dem Mondschattenwald stammt, dann muss es irgendwo anders herkommen«, redete er, wohl mehr zu sich selbst, als zu Murus.
    »Eins ist sicher«, ergriff Murus wieder das Wort. »Jemand hat deine Phantasie gekannt, bevor das für dich selbst der Fall war.« Und nach einer kurzen Pause setzte er hinzu. »Weißt du, das macht mir Angst.«
    Nach außen hin lächelte Abraxmata, aber innerlich brannte er vor Sorge und Angst. Er konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dass jemand seine Gedanken und seine Phantasie kannte. Seine Phantasie, das war ein Teil von ihm, sein ganz persönlicher Schatz, den er sich von nichts und niemandem nehmen lassen wollte.
    Murus streckte erst vorsichtig eine Hand aus, um sicherzugehen, nicht gleich gegen das Feenschild zu prallen, als Abraxmata, noch in Gedanken versunken, an ihm vorbeiging, ohne auch nur ein leises Zeichen von Unsicherheit zu zeigen. Für Murus war klar, dass so nur jemand auf ein vermeintliches Hindernis zugehen konnte, wenn er sich sicher war, dass es bereits verschwunden war. Da es schon dunkel war, flogen die beiden den relativ langen Weg nach Hause. Abraxmata brachte die Sprache lieber erst gar nicht mehr auf den Uraeus, denn er war sich sicher, dass Murus darüber nicht gerade begeistert wäre. Aber was noch viel mehr dazu beitrug, war diese innere Unsicherheit, beobachtet zu werden, zu viel über sich selbst zu verraten.
    Der Flug über den Mondschattenwald war herrlich. Ein leichter Wind wehte, der seine Figuren und Bilder in die glatte Schneedecke zeichnete. Es war bereits relativ dunkel geworden. An einer Baumgruppe erhellten die Lichter einiger Jettos ihre Umgebung wie Fackeln unter dem Meer, denn alles glitzerte um sie herum.
    »Na, da genießen zwei ein Wintermärchen«, ertönte eine helle Stimme hinter ihnen.
    Abraxmata spürte ein leichtes Zusammenschrecken von Murus, der sich offenbar über Heveas Ankunft erschreckt hatte.
    »Schön, dass du da bist, Hevea«, lächelte Abraxmata.
    Die drei drehten noch einige Ehrenrunden über dem Wald, bevor jeder in die Richtung seines Schlafplatzes loszog.
    Die nächsten Tage verbrachte Abraxmata sehr viel mit Murus in seiner Höhle. Die Sonne war etwas stärker geworden und begann den Schnee wegzutauen, sodass dieser nun feucht, nass und matschig wurde. Die beiden liebten es, in der in die Höhle scheinenden Sonne zu sitzen. Sie erzählten sich häufig Geschichten und redeten relativ wenig über das, was sie belastete. Wenn Murus morgens bei Abraxmata auftauchte, konnte er häufig beobachten, wie dieser das Stückchen Heinekinblatt noch schnell unter seinem Blätternest verschwinden ließ. Abraxmata wollte unbedingt herausfinden, wo es herkam, das spürte Murus, und er wusste es ja auch. Aber irgendetwas schien Abraxmata davon abzuhalten.
    An diesem Morgen lag Abraxmata noch in seinem Blätternest, als Murus kam. Das erste Mal seit Tagen lachte die Sonne nicht zwischen den blätterlosen, hängenden Ästen der Lianen zum Eingang der Höhle hinein. Abraxmata hatte die Nachricht hinter seinen Rücken gesteckt, als ihm Murus mit einem schon fast überschwänglichen »Guten Morgen!« entgegentänzelte.
    »Heute werden wir sie suchen«, grinste er vor Freude. »Und natürlich auch finden«, fügte er hinzu.
    »Wen willst du suchen?«, fragte ihn Abraxmata.
    »Na, die Heimat dieses dummen Heinekinblattes. Ich sehe mir nämlich nicht mehr länger mit an, wie du es in jeder Minute, in der du alleine bist, betrachtest und herumdrehst und dich mit ständigen Überlegungen quälst«, antwortete Murus, packte Abraxmata bei der Hand und zog ihn zu sich hinauf.
    »Warte!«, rief Abraxmata Murus nach, der schon dabei war, die Höhle zu verlassen. Murus blickte sich erstaunt um, als Abraxmata von einer völlig anderen Sache zu reden begann. »Er hat sich seit Wochen nicht gemeldet. Ich verstehe das einfach nicht. Das dumme Blatt ist nicht meine Aufgabe,

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