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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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winterliche Mondschattenwald verschwamm zu einem weiß glitzernden Tunnel, durch den er hindurchschoss. Ehe er sich versah, tauchte Abraxmata auf seinem Geschöpf neben ihm auf. »Und wo soll’s hingehen«, schrie Murus zu ihm hinüber.
    »Zum dunklen Tal«, schrie Abraxmata zurück.
    »Und woher willst du das wissen?«, rief Murus erneut zu Abraxmata.
    »Weil das hier meine Phantasie ist«, antwortete Abraxmata.
    »Kannst du dann deiner Phantasie sagen, dass sie ein bisschen langsamer rasen soll, mir wird schlecht«, höhnte Murus.
    »Gegen seine eigene Phantasie kann man nicht gewaltsam vorgehen. Man muss sich darüber freuen«, sagte Abraxmata lachend. »Sie rennt los, wird immer schneller und überschlägt sich.«
    »Na, hoffentlich nicht«, maulte Murus und sah in Abraxmatas blitzende Augen, der diese Wahnsinnsfahrt sichtlich zu genießen schien.
     
    Ein kleiner Rückstoß ergab sich, als die Wesen Abraxmatas Phantasie plötzlich anhielten. Sie begannen sich zu drehen, wurden kleiner und blasser, bis plötzlich wieder die beiden alten Äste fein säuberlich nebeneinander auf dem Boden lagen. Abraxmata hob sie auf und steckte sie in die Tasche aus geflochtenen Farinen, die er bei sich trug. »Uraeus. Einfach tolle Teile, wenn man schnell von einem Ort zum anderen möchte«, sagte Abraxmata.
    Murus sah ihn entgeistert an. »Du nimmst mich doch auf den Arm«, entgegnete Murus.
    »Nein, wieso? Was ist?«, fragte Abraxmata, und es klang so etwas Ehrliches und Aufrichtiges in seiner Stimme, dass Murus Angst bekam.
    »Wie heißen die Wesen, auf denen wir hierher gekommen sind?«, fragte Murus.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Abraxmata »sie haben keinen Namen. Es sind ja Wesen meiner Phantasie, aber du kannst dir gerne einen Namen für sie ausdenken.«
    »Was hast du ganz am Anfang zu mir gesagt. Nachdem du die Stöcke eingeschoben hast?«, bohrte Murus weiter.
    »Ich habe gar nichts gesagt«, antwortete Abraxmata.
    »Du hast zu mir gesagt, dass man mit diesen Uraeus wunderbar reisen kann«, schrie Murus jetzt völlig aufgebracht.
    »Jetzt willst du mich aber ärgern«, sagte Abraxmata ruhig.
    Murus hatte nicht mehr den Willen zu kontern. »Bist du dir ganz sicher, dass das deine Vorstellungen waren?«, wagte er einen letzten Versuch.
    »Ja«, kam Abraxmatas Antwort, wobei Murus sich einbildete, eine kleine Unsicherheit habe in seinen Augen aufgeflackert.
    Beide wendeten sich jetzt dem dunklen Tal zu, das sich nur wenige Meter vor ihren Füßen in die Tiefe stürzte.
    »Bringst du mich zu Zygans Höhle?«, fragte Abraxmata.
    »Ehrensache«, antwortete Murus, und das Lächeln auf seinen Lippen tat Abraxmata sehr gut.
    Mindestens genauso sanft wie Zygan flog Murus Abraxmata hinunter zum Felsvorsprung vor Zygans Höhle, und Abraxmata war sehr stolz auf seinen Freund.
    Langsam tauchten Murus und Abraxmata aus dem hellen Tageslicht in das Dunkel der Höhle ein. Der einströmende Lichtkegel vom Eingang der Höhle beleuchtete die schwarzen, steil aufragenden Wände und ließ Murus Zygans Zuhause diesmal zumindest etwas freundlicher erscheinen.
    Die beiden Freunde drangen durch ein Loch in einer dunklen hinteren Ecke, das Abraxmata entdeckt hatte, weiter in das Labyrinth ein, immer laut Zygans Namen rufend.
    »Ich hätte nie gedacht, dass die Höhle so groß ist«, sagte Murus, und seine Stimme kam als Echo aus der Schwärze der Dunkelheit zurück.
    Sie waren nun bereits einige Zeit einen engen, dunklen Gang entlanggekrochen, als ihnen schon von weitem ein helles, angenehmes Licht entgegenstrahlte. Ein kleiner runder Raum öffnete sich vor ihnen, ausgekleidet mit Stroh und Laub, in dessen Mitte sich ein aus Blättern und Ästen zurechtgemachtes Nest befand.
    »Wie konnte ich nur so dumm sein, zu glauben, ein Commodor würde auf dem kalten, nackten Boden schlafen, oder vielleicht auch noch im Stehen«, raunzte Murus über sich selbst.
    Abraxmata schritt währenddessen neugierig in der Höhle herum. Er war fasziniert von der Schönheit des Lichtes, das nirgends herzukommen schien. Abraxmata ging einmal ganz um den Raum herum, die Wand sorgfältig nach einem Loch absuchend, durch das das Licht von außen hätte eindringen können. Vergebens.
    Murus probierte unterdessen schon einmal Zygans Bett aus. »Ist urgemütlich«, sagte er und hüpfte lachend auf dem weichen Lager herum.
    »Bist du wahnsinnig! Muss Zygan unbedingt herausfinden, dass wir hier herumgeschnüffelt haben?«, wies Abraxmata ihn zurecht.
    »Wenn du mich fragst,

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