Abraxmata
Tosjea angekommen. Seinen Aufenthalt dort schilderte er in den lebendigsten Farben, sodass sich Abraxmata fühlte, als wäre er mit dort gewesen. Jeder noch so kleine Augenaufschlag der Uhlanoren und der Feen wurde berücksichtigt.
Die Beschreibung seiner Rückkehr in die Welt der Wälder schilderte er mindestens so dramatisch, wie sie wirklich gewesen war. Als er am Ende seiner Schilderungen angelangt war, war die Nacht fast vorbei. Die Müdigkeit der beiden war so groß, dass sie den Abstieg vom Felsen in dieser Nacht nicht mehr bewerkstelligten, sondern zufrieden aneinander gelehnt einschliefen.
Die Kälte ließ die beiden schon sehr früh wach werden. Es war noch dunkel, als sie zitternd vor Kälte in Abraxmatas Höhle schlichen, um sich noch für wenigstens eine Stunde aufs Ohr zu legen.
Als sie in die Höhle eintraten, murmelte Murus: »Irgendetwas ist anders als sonst. Ich war zwar schon lange nicht mehr bei dir über Nacht, aber es kommt mir heute so dunkel hier vor.« Noch bevor Abraxmata antworten konnte, gähnte Murus herzhaft, und ließ sich in der angenehmen Wärme der Höhle in dem kleinen Blätternest, das er sich einst selbst zusammen mit Abraxmata gebaut hatte, nieder.
»Es ist dunkler«, flüsterte Abraxmata noch, bevor auch er einschlief.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Murus von seinem Schlafplatz aufsprang. »Mist, wir haben verschlafen«, rief er, rannte auf Abraxmata zu und rüttelte diesen wach. »Unsere Pläne können wir jetzt endgültig vergessen.«
»Wieso? Natürlich statten wir Zygan einen Besuch ab«, sagte Abraxmata grinsend, sich noch etwas verschlafen in seinem Blätternest herumwälzend. Dann blickte er in Murus’ verdattertes Gesicht, dessen Mund leicht offen stand. »Ja, heute. Hier und jetzt«, gab er Antwort auf Murus’ ungestellte Frage.
»Also, irgendwie wirst du mir immer unheimlicher«, stammelte dieser.
»Das ist gut so, so soll es sein«, sagte Abraxmata lachend. Dann stand er auf und stolzierte sehr geschäftig in seiner Höhle herum. »Mhm, ich brauche einen geeigneten Gegenstand«, führte er Selbstgespräche. Dann zog er unter einem Brett, auf dem allerlei seiner persönlichen Schätze, wie Begumenflügel, Zapfen, ein Holzbecher, den ihm Chamor geschnitzt hatte, und Ähnliches herumstanden, zwei kürzere, etwa gleichlange Stecken hervor. »Komm mit!«, rief er Murus im Vorbeirennen zu, stürzte aus seiner Höhle hinaus und rannte hinunter zum Mondschattensee.
»Setz dich auf den Felsen«, befahl er Murus, der mit einem leisen Murren gehorchte. Er legte die beiden Äste fein säuberlich nebeneinander in den Schnee und setzte sich gemütlich davor. Er schloss die Augen.
Spätestens jetzt wurde Murus die ganze Sache zu blöd. »Was soll das werden?«, höhnte er. »So eine bescheuerte Meditation vollführen ja noch nicht einmal die Waldfeen.«
»Wenn du nicht still bist, dann wird das nie etwas«, entgegnete Abraxmata, immer noch mit dem leicht schadenfrohen, schelmischen Lächeln, das er seit dem Abend zuvor hatte und anscheinend überhaupt nicht mehr ablegen wollte.
Murus setzte sich zurück auf den Felsen, bereit, Abraxmata noch fünf Minuten für seine Albernheiten zu geben, schließlich hatten sie noch nicht einmal gefrühstückt. Gelangweilt sah er zu Abraxmata hinüber, der verbissen die Augen zukniff und seine Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. Als er kurz davor war wegzugehen, begannen sich die Stöcke zu drehen. Sie wurden immer schneller und schneller, bis Murus sie nicht mehr sehen konnte. Es war nur noch ein brauner Fleck zu erkennen, der sich zu einem tiefen Dunkelbraun verfärbte, und der begann, sich zu etwas immer Größerem und Größerem aufzutürmen. Als Abraxmata wieder die Augen öffnete, sausten zwei dunkle, unförmige, längliche Geschöpfe durch die Gegend, schnell wie ein Blitz, sodass keine wirklichen Konturen zu erkennen waren.
»Steig auf!«, rief Abraxmata Murus zu und begann zu versuchen, auf eines der seltsamen Dinger zu springen.
»Das ist nicht dein Ernst!«, sagte Murus entrüstet.
»Mein voller Ernst«, sagte Abraxmata lachend, dem es mittlerweile gelungen war, auf eines der Teile aufzusitzen. Sofort raste es mit ihm los und er war nicht mehr zu sehen.
Murus tat einen tiefen Seufzer. »Was tut man nicht alles«, murmelte er vor sich hin. Er löste die Sache seiner Meinung nach viel eleganter, indem er sich in die Lüfte erhob und dann auf das ewig im Kreis rasende Transportmittel fallen ließ. Der
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