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Abschied fuer immer

Abschied fuer immer

Titel: Abschied fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leigh
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kämpfen.
    Aber Sam war… eben Sam.
    Und obwohl sie Psychiaterin war, hatte sie ihn nie verstanden. Ebenso wenig wie sich selbst.
    „Unmöglich“, murmelte sie, während sie die Aktentasche aufhob und ins Gästezimmer eilte. Sie verriegelte die Tür hinter sich und wünschte, sie könnte auch ihre Erinnerungen irgendwo einschließen. Sie wollte nicht daran denken, wie sie Sam kennen gelernt hatte. Auf der Abschiedsparty für ihren Vater, Captain Randall Townsend. Davor war sie ihm nur vor Gericht begegnet. Als Gutachterin in Alonsos Verfahren. Aber an jenem Abend waren sie sich näher gekommen. Viel näher…
    Die Tür vibrierte an ihrem Rücken, und Delaney kehrte jäh in die Gegenwart zurück. Blinzelnd starrte sie auf das Bett, das sie vorhin gemacht hatte. Mit Laken aus dem Flurschrank. Frisch duftende, ordentlich gefaltete Laken. Sie hatte sich gefragt, wer für ihn wusch. Früher hatte er sich nie um so etwas gekümmert.
    Es klopfte lauter. Sie drehte sich um und riss die Tür auf. „Was ist?“ fragte sie scharf und funkelte den Mann an, der jetzt vier Jahre älter als bei ihrer ersten Begegnung war. Und zwei Jahre älter als an jenem schicksalhaften Abend, an dem ihr Vater seinen Abschied bei der Polizei von New York City genommen hatte. Aber sein Anblick irritierte sie noch immer. Ob mit oder ohne Hemd. Und er duftete nach einer wilden Meeresbrise.
    „Ich habe gefragt, ob du Zahnpasta brauchst.“
    Was sie brauchte, war, ihren Geisteszustand untersuchen zu lassen. „Wie?“
    „Zahnpasta. Für die kleine Zahnbürste, die du immer in ihrem eigenen Etui mit dir herumträgst.“
    „Was soll das, Sam? Streiten wir uns jetzt schon über den Inhalt meiner Kulturtasche?“
    „Brauchst du nun die verdammte Zahnpasta oder nicht?“
    „Nein.“ In dem kleinen Etui war auch Platz für eine winzige Tube.
    „Ordentlich wie immer.“
    „Vorbereitet.“ Aber das stimmte nicht. Wäre sie vorbereitet gewesen, hätte sie sich niemals in diese Situation gebracht. „War es das? Oder hast du noch eine Bombe, die du gern auf meine Kosten platzen lassen willst?“
    Seine Augen wurden schmal. „Nein.“
    In ihr zog sich etwas zusammen, als sie an das Bett hinter sich dachte. Obwohl sie wusste, dass Sam niemals Gewalt anwenden würde. Das hatte er nie nötig gehabt.
    „Hier.“ Er drückte ihr ein Bündel in die Arme. „Damit du nicht frierst.“ Dann drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer.
    Sie sah auf die Sachen. Dicke weiße Socken. Ein großes, verblichenes blaues Sweatshirt mit abgeschnittenem Kragen.
    Delaney starrte auf seine geschlossene Tür.
    Noch verheiratet.
    Als würde sie es erst jetzt richtig begreifen, schloss sie mit zitternder Hand die Tür des Gästezimmers und ging zum Bett. Sie presste das Sweatshirt und die Socken an sich, als wären sie eine Schwimmweste.
    Die Stimmen, die am nächsten Morgen aus der Küche kamen, hätten Delaney fast dazu gebracht, sich im Gästezimmer zu verstecken.
    Sie strich das Haar zurück. In der schwarzen Hose und der weißen Bluse aus ihrer Aktentasche konnte sie sich durchaus sehen lassen, aber dank des abgebrochenen Absatzes war sie barfuß.
    Nach kurzem Zögern ging sie weiter. Sam stand am Herd, mit dem Rücken zu ihr.
    Er kochte.
    Hatte er das inzwischen gelernt oder immer gekonnt? Während ihrer Ehe hatte er nicht einmal Spiegeleier gebraten.
    Du bist noch verheiratet.
    Sie befahl der leisen Stimme in ihrem Hinterkopf, still zu sein, und war heilfroh, dass ihre Patienten sie nicht sehen konnten. Sie würde jede Glaubwürdigkeit verlieren.
    Janie saß am Tresen, neben sich ein kleines Mädchen mit blonden Locken, das fröhlich beobachtete, was Sam gerade anstellte. „Komm schon, Sam“, sagte Janie. „Du darfst Etta nicht enttäuschen. Und April auch nicht. Sie hat sich so auf die Armen Ritter gefreut.“
    „Nicht jetzt, Janie.“ Sam drehte sich um und stellte April einen Teller hin. Arme Ritter und Bananenscheiben. Dann schaute er über die Schulter, als wüsste er längst, dass Delaney in der Tür stand. „Kaffee?“
    „Ja.“ Sie trat ein. „Danke“, fügte sie hinzu, um vor seinen Besucherinnen nicht allzu unhöflich zu erscheinen.
    Er nahm einen Becher vom Haken, füllte ihn und gab ihn ihr. Sie hätten Fremde sein können. Als ob es den gestrigen Tag gar nicht gegeben hätte.
    Sie ging um den Tresen herum. Der Kaffee war gut. Das überraschte sie nicht.
    Sams war immer besser als ihrer gewesen. Kaffee kochen war das Einzige gewesen, was er

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