Abschied fuer immer
verlieren.
Es ist blind, dachte Delaney. Oder fast blind.
„Es war nett, dich kennen zu lernen, Mrs. Sam.“ April streckte ihr die Hand entgegen.
Sie ergriff sie. „Du kannst mich Delaney nennen.“
Aprils Finger drückten ihre. „Mir gefällt Mrs. Sam besser.“ Dann lächelte sie strahlend und folgte Janie hinaus.
„Ich hoffe, du bist zufrieden“, sagte Delaney, als die Haustür ins Schloss fiel. „Du hast deine Schwester in Verlegenheit gebracht.“
„Sie ist ein großes Mädchen und wird es verkraften.“
„Du willst mich von deiner Familie fern halten, nicht wahr? Du hast ihnen nie gesagt, dass wir verheiratet sind, und willst noch immer nicht, dass ich etwas mit ihnen zu tun habe. Wovor hast du Angst? Dass ich die Vegas mit den Bakterien der Townsend anstecke?“
„Willst du frische Socken? Du solltest etwas an den Füßen haben, wenn wir bei Sophie sind. Ich bezweifle, dass ich den Absatz von deinem anderen Schuh abbrechen soll, damit er zum kaputten passt.“
So viel zum Kommunizieren. „Ich bleibe barfuß“, sagte sie unbeirrt. Besser das, als etwas zu tragen, das ihm gehörte. Es war schlimm genug, dass sie irgendwann im Morgengrauen in seine Socken und das Sweatshirt geschlüpft war. Danach hatte sie endlich etwas Schlaf gefunden.
„Wie du willst.“ Er verließ die Küche.
Sie zog eine Grimasse und eilte ihm nach. Wenn er ihr keine Zeit ließ, Geld aus dem Gästezimmer zu holen, würde er eben bezahlen müssen. Schließlich war es seine Schuld, dass der Absatz abgebrochen war.
Der Weg war rau unter ihren nackten Sohlen, und sie war froh, als sie in den Geländewagen steigen konnte – auch wenn es bedeutete, mit Sam auf engstem Raum eingesperrt zu sein.
Sie rückte so dicht wie möglich an die Beifahrertür. Zum Glück dauerte die Fahrt nur wenige Minuten. Er hielt vor einem kleinen Cottage und stieg aus. „Warte hier.“
Delaney unterdrückte eine bissige Erwiderung und sah ihm nach. Eine rundliche Frau öffnete ihm. Es dauerte keine zwei Sekunden, bis sie um ihn herum zum Geländewagen schaute.
Delaney rang sich ein unbeschwertes Lächeln ab. Wenn sie sich nicht täuschte, bewegten sich in den Fenstern der benachbarten Häuser die Vorhänge.
Plötzlich kam sie sich vor wie ein Goldfisch im Glas.
Sam kehrte zum Wagen zurück. Er öffnete die Beifahrertür. „Rutsch rüber.“
Sie rückte in die Mitte der Bank, als er Sophie hinein half. Er ging um den Wagen und setzte sich ans Steuer.
„Ich weiß die Mühe zu schätzen“, sagte Delaney, nachdem er sie einander vorgestellt hatte.
Sophie nickte nur und musterte sie, als wäre sie ein exotischer Gegenstand.
Angesichts der Leibesfülle der anderen Frau wurde es im Wagen noch enger. Sie hätte nach hinten klettern sollen, anstatt Sams Anweisung zu befolgen. Zum Glück war die Insel klein, denn in jeder Kurve und bei jedem Schlagloch fühlte sie Sams Oberschenkel an ihrem.
Sie atmete auf, als der Laden in Sicht kam.
Sam half Sophie beim Aussteigen und sah Delaney an. „Ich brauche keine Hilfe“, sagte sie leise. „Also behalt deine Hände bei dir.“
Er verzog den Mund. „Du solltest dir die Verzweiflung nicht so offen anmerken lassen.“
Sie rutschte vom Sitz. Der geteerte Gehweg war rissig, aber sie achtete nicht darauf, sondern folgte Sophie in das Geschäft.
„Schuhe sind hinten“, sagte die Inhaberin. „Kleidung auch.“
Der Laden war größer, als er von außen wirkte. Im vorderen Teil drängten sich dicht gefüllte Regale, hinten wurde es geräumiger. Links Haushaltswaren und Werkzeuge, rechts Sportartikel, in der Mitte Kleidung.
An einem riesigen Fischernetz vorbei steuerte Delaney die Schuhe an. Die Auswahl war beschränkt, und nach kurzer Suche entschied sie sich für ein Paar Flipflops in einem scheußlichen Pink, die ihr wenigstens nicht von den Füßen fielen.
Sie ging damit nach vorn, wo Sophie und Sam warteten.
„Ganz neuer Look für dich“, sagte er. „Brauchst du noch etwas? Nein?“ Er holte die Brieftasche heraus, gab Sophie einige Geldscheine und eilte zur Tür. Die Inhaberin blieb auf ihrem Hocker hinter der Kasse sitzen.
„Bringst du Sophie nicht nach Hause?“
Sophie machte eine abwehrende Handbewegung. „Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch bleiben und eine Weile arbeiten. Fahrt ruhig, ihr beiden.“ Sie lächelte, als würde sie genau wissen, wie ein Ehepaar, das sich lange nicht mehr gesehen hatte, seinen Sonntag verbringen wollte.
Prima. „Nochmals danke.“
Sam
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