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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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Gestalt in einem seiner Bücher. Schimpfend, aber auch beunruhigt, sehr beunruhigt würde King seine Figur, nennen wir ihn Jim, in dunkler Nacht denken lassen: Das ist ja wie in dem Film soundso, klar, jetzt blitzt es, jetzt donnert es, und da ist ja auch der Friedhof, und gleich kommt die Axt um die Ecke! Klar, und das würde Jim helfen, besser als Pfeifen und das Kreuzzeichen, beruhigt würde er sich also an den Reifenwechsel machen und sich über den Kofferraum beugen, schließlich ist er überzeugt, das nichts ist so, wie man es in Filmen sieht. Aber der Leser weiß, was Jim nicht weiß: Um die Ecke, da wartet sie wirklich, die Axt!
    Dabei war nichts Außergewöhnliches geschehen. Ich hatte keinen Unfall, es ist mir auch kein Wahnsinniger mit erhobener Axt vor das Auto gesprungen. Nichts dergleichen, nur ein ganz alltäglicher Fall von Aquaplaning, der Regen, Blätter auf der Fahrbahn, dazu noch Matsch von einem frisch gepflügten Feld, abgefallen von den breiten Reifen eines Traktors (oder wie man am Niederrhein sagt, eines Treckers ), als der Bauer (der Buer ) auf den Hof zurückkehrte.
    Nichts Besonderes also, vor allem, da mein Audi nach einem kurzen Moment des Schlingerns wieder in seine Spur zurückfand, und ich hätte weiterfahren können, als sei nichts geschehen. Ja, das hätte ich, wenn ich nicht plötzlich diese Scheißangst gehabt hätte. Hatte lediglich ein Augenzwinkern lang die Bodenhaftung verloren, und doch musste ich anhalten, da ich vor lauter Zittern noch nicht einmal eine Zigarette aus der Packung bekam.
    Dieser Sturm war eine Nummer zu groß geworden, als dass ich noch auf ihm hätte reiten können. Das Gefühl, das Augen auf mich gerichtet sind, war so stark wie noch nie zuvor. Ich selbst konnte kaum noch etwas zu erkennen. Der Regen war wie eine Mauer, welche die Scheinwerfer nicht durchdrangen. Wenn es nicht gerade blitzte, war von der Umgebung nur wenig zu sehen. Stakkatohaft kamen die Donnerschläge, der Regen prasselte so laut auf das Autodach, dass von den Doors nichts mehr zu hören war. Früher hieß es immer, wenn es blitzte, der Liebe Gott schießt ein Photo von dir , nun, ich hatte nicht das Gefühl, das mich da etwas im Visier hatte, was man als lieb bezeichnen würde. Also wenn man bei einigermaßen klarem Verstand ist oder nicht gerade die Hölle sein Zuhause nennt.
    Mir fröstelte, obwohl ich das Fenster mittlerweile schon längst hochgedreht hatte. Und selbst wenn es nicht ins Fenster herein geregnet hätte, hätte ich es nun auf jeden Fall geschlossen, und zwar stante pede, ich mein, ich hatte zwar keine Ahnung, wovor ich mich mit einem Mal so schrecklich fürchtete, aber was immer es auch sein mochte, ich brauchte es ja nicht gleich mit einem offenen Fenster zu mir einladen: Hey, genier’ dich nicht! Komm’ ruhig rein! Und wenn du schon dabei bist, kannst mir gern’ meinen Kopf abreißen!
    Nein, einladen brauchte ich es nun wirklich nicht. Es kam von ganz alleine. Und es begann mit Stille. Kein Donnern mehr, kein Blitzen, kein Regen. Das Gewitter hatte aufgehört, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Der Regen war wie abgeschnitten. Auch mein Kassettengerät war verstummt. Die Stille trat gewissermaßen mit Pauken und Trompeten ein. Ich hielt die Luft an und horchte. Plötzlich wurde dieStille von einem lauten, trockenen Klack unterbrochen. Ich zuckte zusammen. Dabei war lediglich die Doors-Kassette an ihr Ende gekommen war. Schnell drehte ich sie um, da ich diese unnatürliche Stille nicht ertrug, und als dann die Musik wieder einsetzte, kam etwas, was nicht kommen durfte, denn natürlich hatte ich dieses Stück nicht an den Anfang jener Kassettenseiten aufgenommen, das wäre ja auch abstrus gewesen, The End zu Beginn einer Kassette, trotzdem stimmten die Doors nun The End an, entsetzt riss ich die Augen auf: WAS ZUM TEUFEL! stand in ihnen geschrieben, und in diesem Moment wurde es schlagartig dermaßen gleißend hell, dass ich nicht allein meine Augen reflexartig schloss, sondern sie zudem noch mit meinen Händen abschirmte, da ich selbst durch die geschlossenen Lider von diesem strahlenden Licht geblendet wurde.
    Father? Yes, Son? sang Jim Morrison, während ich vorsichtig zwischen meinen Fingern hindurchsah und versuchte zu erkennen, was vorgeht. I want to kill you! Zunächst sah ich alles sehr verschwommen. Die Dinge um mich herum, die Bäume am Straßenrand, die Grasnarbe zwischen Acker und Straße, der Acker selbst schienen in Bewegung zu sein. Was zur

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