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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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meiner Absicht? Brauche ich eine andere Strategie?
    Nach dem Lernen:
Selbstüberprüfung und Selbstbewertung: Bin ich vorangekommen? Was ist mir noch nicht klar? – Selbstlob und Selbstbelohnung für Fortschritte – Entscheidung für neue Zielsetzungen und erneute Lernhandlungen.
    Schon dieser knappe Überblick macht deutlich: Strategisches Lernen ist eine komplexe Angelegenheit, und
Methoden
im technischen Sinne sind nur ein kleiner Teil davon. Sich Ziele setzen, sein Lernen planen, sein Lernverhalten beobachten, seine Lernfortschritte prüfen und bewerten – all diese Aktivitäten sind nicht direkt Lernmethoden, sie haben vielmehr in erster Linie mit
Selbstreflexion und -regulation
zu tun und gehören insofern zur obersten Leitzentrale, zur sog. Metakognition (s.S.  55 ).
    Beispiele: Wenn man nicht merkt, dass man sich etwas einzuprägen versucht, obwohl man eigentlich ein Verständnisproblem hat …, wenn man nicht merkt, dass man an Einzelheiten des Textes klebt, obwohl man doch einen Grundgedanken erfassen will …, wenn man nicht innehält, um sich zu fragen, welche Strategie bei dieser Aufgabe nützlich wäre – wenn man also seine Lernhandlungen gar nicht anschaut, dann kann man auch nicht umsteuern und bessere Strategien einsetzen.
    Die
metakognitive
Selbstkontrolle steht somit «über» allen anderen Strategien, weil sie deren Einsatz reguliert. Sie ist also gewiss kein Nebenaspekt, und doch wird sie in den meisten Lernratgebern mit keinem Wort erwähnt, anders als in wissenschaftlich fundierten Programmen. Anders gesagt: Zu gutem Lernverhalten gehört nicht nur der Umgang mit dem
Lernstoff
, sondern vor allem der Umgang mit
sich selbst
!
    Was die Methoden für die Verarbeitung von Lernstoff anbelangt, so werden sie in der Psychologie meist
kognitive Lernstrategien
genannt und häufig in drei Typen unterteilt:
    Wiederholungs- und Übungsstrategien,
Elaborationsstrategien für die Verknüpfung und Ausgestaltung neuer Informationen,
Organisationsstrategien für eine gute Ordnung und Reduzierung der Informationsfülle.
    Zu jedem Typ gehört eine breite Palette von Strategien. Welche Strategie nützlich ist, hängt nicht vom «Lernertyp» ab, sondern von der Art der Aufgabe bzw. der Art des Lernzieles.
    Will man sich
sinnarmes Wissen
einprägen, also z.B. Daten, Namen oder grammatische Endungen (s.S.  310 ), dann spielt natürlich die Wiederholung eine wichtige Rolle, am besten in aktiven und wechselnden Formen, etwa: Aufsagen, aus dem Kopf aufschreiben, mit unterstreichenden Gesten aussprechen usw. Hinzu kommen Eselsbrücken und andere mechanische, sog. mnemotechnische Methoden.
    Um
Verständniswissen
zu entwickeln, typischerweise durch das Lernen aus Texten, sind Elaborationsstrategien von zentraler Bedeutung (s.S.  308 ). Man gibt z.B. einen Textinhalt mit eigenen Worten wieder oder erläutert einen abstrakten Lehrsatz mit eigenen Beispielen. Auf diese Weise verknüpft man das Gelesene mit seinem Vorwissen und vertieft das Verständnis. Anders als bei sinnarmem Wissen sind auch Organisationsstrategien sehr wichtig, um vielfältige Informationen übersichtlich zu ordnen und auf Kernaspekte zu reduzieren.
    Für den Erwerb von
prozeduralem
Wissen bzw. von Fertigkeiten (s.S.  311 f.) gilt bekanntlich die Empfehlung: Üben, Üben, Üben. Allerdings kommt es manchmal sogar zu einer Verschlechterung statt Verbesserung, wenn man dieselbe Übung wieder und wieder dicht hintereinander ausführt, z.B. auf einem Musikinstrument. Das liegt an Ermüdung und Sättigung. Hier empfiehlt sich eine Pause oder ein Wechsel zu anderen Übungen.
    Ein besonderer Aufgabentyp ist das
Schreiben von Texten
. Hier haben viele Lernende große Probleme (z.B. bei Seminararbeiten), doch die Schule oder Hochschule interessiert sich meist nur für die Schreib
produkte
und nicht für die Schreib
prozesse
der Lernenden. Dabei ist das Schreiben von Texten häufig eine anspruchsvolle, vielschichtige Aufgabe. Sie stellt Anforderungen an den Inhalt und an den Aufbau und an den Sprachstil und an die Rechtschreibung. Wer nun versucht, das alles gleichzeitig zu erfüllen, also auf einen Schlag gedanklich und stilistisch perfekte Sätze auszubrüten, gerät leicht in eine «Schreibblockade». Schreibexperten empfehlen daher übereinstimmend, eher Schritt für Schritt vorzugehen, etwa so: Erst Ideen sammeln, dann Gedanken in rohen Sätzen niederschreiben, dann auf die gedankliche Entwicklung achten, dann den Sprachstil bewerten usw. –

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