Abschied von der Küchenpsychologie
und dies alles, nach Art einer Spirale, wiederkehrend in mehreren Überarbeitungen.
Alle vorgestellten Lern- und Schreibstrategien sind insofern
unspezifisch
, als sie sich auf verschiedenartige Lernstoffe übertragen lassen, z.B. auf Geschichte ebenso wie auf Biologie. Doch meistens braucht man zusätzlich noch
spezifische
Strategien, beispielsweise für das Lernen von Vokabeln, für das Lernen von Gedichten, für die Analyse von Quellentexten oder für die Bearbeitung von Textaufgaben in der Mathematik. Eine besonders häufige Anforderung ist das kompetente Lesen von Texten. Hierfür braucht man immer eine Palette unterschiedlicher Strategien. Andreas Gold stellt ein überprüftes Programm für Schüler/innen ab 11 Jahren vor, das Lesestrategien für Sachtexte wie auch für narrative Texte umfasst.
Neben den kognitiven Strategien können sog.
Stützstrategien
das Lernen erleichtern. Sie betreffen nicht direkt die Prozesse im Kopf, sondern das Arbeitsverhalten und Arbeitsumfeld. Zu den Stützstrategien gehören Methoden der Selbstmotivierung (z.B. Zwischenziele, Selbstbelohnungen), die gezielte Nutzung von Gesprächen und Lerngruppen, kurzfristige und langfristige Zeitplanungen, ein gut organisierter Arbeitsplatz mit wenig Ablenkungen, das Einplanen von Pausen, die Nutzung technischer Mittel (z.B. Computer) u.a.m. Diese nichtkognitiven Stützstrategien sind ebenso wie die metakognitive Selbstkontrolle insofern unspezifisch, als sie praktisch für jedes Fach und jeden Lernstoff gelten.
Strategisches Lernen hat viele Facetten: Beispiele
Die Leitzentrale: Selbstreflexion und Selbstregulation
Man fragt sich beispielsweise: Passt mein Lesestil zu meiner Leseabsicht? – Wie kann ich prüfen, was ich verstanden habe und was nicht? – Habe ich zu wenig Detailkenntnisse oder zu wenig Ordnung in meinem Wissen? – Warum komme ich nicht voran? – Welche Strategien könnte ich bei dieser Aufgabe einsetzen?
Für den Aufgabentyp: Lernen von Einprägungswissen
Wiederholungs-/Übungsstrategien: Etwas mehrfach aufsagen oder aufschreiben – Wiederholungen zeitlich gut verteilen; anfangs kleine, dann längere Intervalle – Sich mit Karteikarten abfragen; sich durch andere Personen abfragen lassen
Mechanische (mnemotechnische) Hilfen: Bildhafte Vorstellungen, Eselsbrücken
Für den Aufgabentyp: Entwickeln von Verständniswissen
Elaborationsstrategien: Sich fragen: Kenne ich schon verwandte Begriffe oder Sachverhalte? – Gelesenes in eigenen Worten wiedergeben – Für abstrakte Aussagen eigene Beispiele suchen – Sich Prüfungsfragen ausdenken
Organisations-/Reduktionsstrategien: Beim Lesen Wichtiges markieren – Zwischenüberschriften setzen – Gliederungen erstellen – Kernaussagen zusammenfassen – Kernbegriffe oder Kernaussagen in einer grafischen Struktur darstellen
Für den Aufgabentyp: Erwerb von Fertigkeiten
Üben bei klarer Rückmeldung von Erfolg und Misserfolg – Gegen Sättigung und Ermüdung die Übungen zeitlich verteilen – Kognitive und sprachliche Fertigkeiten an wechselnden Aufgaben üben
Für den Aufgabentyp: Texte schreiben
Von vornherein mehrere Überarbeitungen einplanen – Zunächst rasch, unkritisch und ohne Pause «drauflosschreiben» – Erst danach einzelne Aspekte korrigieren: z.B. den Aufbau, die Sprache – Chancen nutzen: Immer auch dort schreiben, wo es gerade leicht geht.
Allgemeine Stützstrategien s. Text
«Jeder Mensch lernt anders» – wirklich?
Nicht selten hört man die Meinung: Jeder muss für sich herausfinden, welche Strategien zu ihm «passen», denn «jeder Mensch lernt anders». Kann man das so sagen? Es hängt davon ab, wie die Aussage gemeint ist.
Natürlich gibt es individuelle Unterschiede beim Lernen. Die betreffen aber nicht die grundlegenden
Prozesse
im Kopf (und auch nicht den Sinneskanal, s. Kapitel 11.1 ). So kann kein Mensch ohne Elaborations- und Organisationsprozesse Verständniswissen entwickeln oder ganz ohne Wiederholungen auskommen. Wenn man also bestimmte Gesetzmäßigkeiten des Lernens meint, dann lernen Menschen
prinzipiell
in gleicher Weise, und insofern sind die vorgestellten Strategietypen potenziell für alle Menschen nützlich.
Unterschiedlich sind die Lernenden dagegen in ihren
konkreten Lerngewohnheiten
. Ob jemand einen Text durch Markierungen organisiert, für Vokabeln eine Kartei benutzt oder Strukturbilder zeichnet – darin unterscheiden sich Menschen durchaus. Und nach dem realen Lernverhalten kann
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