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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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können
, und wenn man sie rasch und gut ausführen kann, spricht man von Fertigkeiten. Typische Beispiele sind:
    Motorische Fertigkeiten, z.B. beim Basteln, Zeichnen, Klavierspielen oder Bedienen einer Maschine.
Sprachliche Fertigkeiten wie das Formulieren von Sätzen oder die klangliche Aussprache.
Kognitive Fertigkeiten, z.B. Addieren und Multiplizieren, das Erkennen und Verbinden von Schriftzeichen (= Lesefertigkeit im engeren Sinne).
    Das Wissen, mit dem man etwas ausführen kann, wird häufig als prozedurales Wissen, als Verfahrenswissen bezeichnet. Von einer Fertigkeit spricht man, wenn jemand dieses Wissen rasch im Gedächtnis aktivieren und umsetzen kann. Oft geschieht das so automatisch, dass man gar nicht «weiß», wie man es macht, und vielleicht hat man es auch nie gewusst. Den Klang eines Dialektes oder das Typische der eigenen Handschrift hervorzubringen – wer kann schon sagen, wie er das «macht»? Somit ist eine Fertigkeit zwar in jedem Fall ein «Können», aber nicht immer ein mitteilbares «Wissen».
    Durchaus bewusst ist uns jenes Verfahrenswissen, das man als Strategie bezeichnet. Hierzu gehört z.B. das Wissen, in welchen Schritten man zu einer medizinischen Diagnose gelangt, oder wie man einen langen Lehrbuchtext auf überschaubare Kernaspekte reduziert (Lernstrategie). Je weniger man dabei überlegen muss, umso mehr hat auch dies den Charakter einer Fertigkeit. Insofern sind die Übergänge zwischen Strategie und Fertigkeit manchmal fließend.
    Wie wird prozedurales Wissen erworben? Am Anfang lernt man oft eine
Verfahrensregel
: «Zuerst die Kupplung treten, dann …», «Zuerst die Einer zusammenzählen, dann …». Je nachdem, wie gut man versteht, was man da tut, ist dieses Wissen sinnarm oder sinnhaltig. Ein weiterer Ausgangspunkt ist häufig das
Lernen am Modell
(s.S.  68 ): Ob Turnübung, Autobedienung, korrekte Aussprache oder Winkelhalbierung – das Vormachen kann den Lernprozess erheblich abkürzen.
    Um das Gelernte gut umsetzen zu können, braucht man aber noch Übung. Beim Üben spielt das
Lernen am Erfolg und Misserfolg
eine zentrale Rolle. Man muss spüren, ob man es richtig macht. Ideal sind so rasche und deutliche Rückmeldungen, wie wir sie z.B. von einem Computer-Monitor für jeden Anschlag auf der Tastatur bekommen. Wenn wir selber nicht sicher bewerten können, ob eine sportliche Bewegung, ein Geigenton oder eine sprachliche Äußerung «gut gelungen» ist, helfen die Rückmeldungen eines Trainers. Übung ist also nicht bloße Wiederholung, sondern Praxis plus Bewertung. Nach und nach wird uns die kompetente Ausführung zur Routine. Diese Automatisierung entlastet unsere Aufmerksamkeit und unser Denken, sodass wir den Kopf frei haben für neue Anforderungen.
    12.2 Lernen lernen: Mehr als gute «Methoden»
    Es hat lange gedauert, aber inzwischen ist das Thema «in». Früher ging es immer nur darum,
was
man zu lernen hatte, und mit dem
Wie
blieb jeder allein. Heute gibt es jede Menge Lernratgeber und Kurse, und auch in den Schulen ist das Thema angekommen.
    Das ist sicher erfreulich, doch vielerorts wird mit dieser Thematik sehr vereinfachend und wenig problembewusst umgegangen:
    Das Lernenlernen wird allzu oft mit Methodenlernen gleichgesetzt, während in der Regel die Selbstregulation das Hauptproblem ist.
Die empfohlenen Methoden und «Lerntricks» konzentrieren sich meist auf Einprägungswissen und weniger auf das Bilden von Verständniswissen.
Typische Probleme mit neuen Methoden werden verschwiegen, so etwa vorübergehende Verschlechterungen sowie Schwierigkeiten beim Übertragen der Empfehlungen in die Praxis.
    Im Folgenden geht es um die Fragen, was zu effektivem Lernverhalten gehört, wie man es fördern kann und auf welche Grenzen man dabei stößt.
    Lernstrategien und Selbstregulation
    Eine vollständige «Lernhandlung» kann man in drei Phasen gliedern, und wenn man es richtig gut machen will, gehören zu jeder Phase mehrere Aktivitäten, etwa diese:
    Vor dem Lernen:
Klären der eigenen Lese- und Lernabsicht (z.B. Grundgedanken verstehen oder Details einprägen oder bestimmte Informationen suchen) – Bereitlegen von Materialien – Selbstmotivierung bzw. Selbstverpflichtung zu einem Tagesziel oder Pensum – Abschirmung gegen Störungen.
    Während der Lernaktivität:
Auswählen von kognitiven Lernstrategien (Methoden), hierzu Selbstbefragung: Welche kenne ich? – Begleitende Selbstüberwachung: Bin ich noch bei der Sache? Passt mein Lesestil zu

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