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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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die Nachmittagsglut. Seine einstige Quarterbackfigur war stark abgemagert. Er versank beinah in seinem weiten Hemd, das früher mal orange und grün gestreift, jetzt aber völlig ausgebleicht, fadenscheinig und mit Mottenlöchern durchsetzt war. Seine Jeans war an den Knien durchgescheuert. Am rechten Fuß trug er einen abgewetzten Hush Puppy aus Wildleder. Im linken Hosenbein steckte, wie Decker wußte, eine Prothese aus Teflon. Seine Augen lagen tiefer in der Augenhöhle, als Decker in Erinnerung hatte, beinah eingesunken. Seine Nase war länger und dünner. Er humpelte mit erstaunlicher Grazie und wirbelte den Stock wie Charlie Chaplin. Das locker sitzende Hemd, der mit Rheinkieseln besetzte Spazierstock, der weiße Verband um seinen Kopf und der dunkle Bart gaben ihm das Aussehen eines arabischen Emirs, der gerade Hof halten will.
    Als er Decker sah, setzte er ein breites Lächeln auf.
    »Hey, hey, hey«, sagte er und kam zu ihm herübergehumpelt, die Arme wie zwei riesige Greifer ausgebreitet. »Yo, Doc. Wie geht’s?«
    Decker wehrte die Umarmung ab und sah ihn an.
    »Wir müssen miteinander reden, Abel.« Er krempelte die Hemdsärmel hoch.
    »Hey, Doc, was machst du für ein langes Gesicht? Hör mal, was die sagen, ist Scheiße.« Er sank auf ein Knie – auf das gesunde – und imitierte Al Jolson. »Don’t you know me? I’m yo’ baby.« Er lachte. »Du erinnerst dich doch an mich. Old Honest Abe Atwater mit dem dreißig Zentimeter langen Schwanz.«
    »Dein Schwanz hat dich gerade ganz schön in Schwierigkeiten gebracht, Abel.«
    Abel stand auf. »Guck nicht so ernst, Pete. Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte sie tatsächlich vergewaltigt?«
    »Sie war voll mit deinem Sperma.«
    »Ich hab’ ja nicht behauptet, daß ich sie nicht gefickt hätte«, sagte Abel in schleppendem Tonfall. »Ich hab’ nur gesagt, ich hab’ sie nicht vergewaltigt.«
    Decker packte Abel am Hemd und zog das schmale Gesicht ganz dicht zu sich heran.
    »Sie hat einen zehn Zentimeter langen Schnitt an der Wange, der mit zwanzig Stichen genäht werden mußte, drei gebrochene Rippen und einen kollabierten Lungenflügel von einer Stichwunde.« Er packte noch fester zu. »Und sie war vollgepumpt mit deinem Saft, jetzt stelle ich dir eine Frage, Honest Abe , und ich will die Wahrheit! Hast du mich verstanden, die Wahrheit ! Hast du sie vergewaltigt?«
    »Nein.«
    »Hast du sie mit dem Messer verletzt?« schrie Decker.
    »NEIN!«
    »Erzähl mir bloß keinen Scheiß, Kumpel, denn sonst werd’ ich dafür sorgen, daß dir unsere beschissene Zeit in Da Nang wie ein netter Urlaub vorkommt … kapierst du das?«
    »Verdammt noch mal, Pete. Ich sag’ dir die reine Wahrheit. Ich hab’ sie nicht vergewaltigt!«
    Decker ließ ihn los und starrte in das kaputte Gesicht.
    »Du steckst ganz schön in der Scheiße, Kumpel«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte Abel schwach. »Ich weiß.«
    »Du kannst nicht so tun, als ob nichts passiert wäre, Abe.«
    »Ich weiß.«
    Decker legte eine Hand auf Abels Schulter und führte ihn zu der Bank. »Komm, wir setzen uns und reden drüber.«
    Abel tupfte sich die Stirn mit einem Papiertaschentuch. Trotz des langen ungepflegten Barts und der gammeligen Kleidung roch er sauber. Er war immer pedantisch auf Hygiene bedacht gewesen, erinnerte sich Decker. Putzte sich wie eine Katze. Selbst wenn die ganze Einheit über und über mit Schlamm besudelt war, spuckte Old Honest Abe Atwater sich in die Hände, um den Dreck irgendwie abzukriegen.
    »Danke, großer Held«, sagte Abel. »Danke, daß du die Kaution für mich bezahlt hast.«
    »Schon gut.«
    »Ich mein’ das ehrlich.«
    »Weiß ich doch.«
    Abel lächelte schwach. Decker öffnete die Arme, und sie umarmten sich ungestüm.
    »Schön, dich zu sehen.« Abel machte sich los. »Ich wünschte bloß, die Umstände wären ein bißchen besser.«
    »Hast du einen Anwalt?«
    »Ich hatte gehofft, du könntest mir helfen.«
    »Ich praktiziere schon seit zwölf Jahren nicht mehr.«
    »Weißt du denn jemanden?«
    »Nicht auf Anhieb«, sagte Decker. »Meistens hab’ ich mit Staatsanwälten zu tun. Wer ist dein Pflichtverteidiger?«
    »Eine Niete mit ’ner Dauerallergie. Dem läuft ständig die Nase.« Abel hielt sich ein Nasenloch zu und schniefte heftig durch das andere. »Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ich hör’ mich um«, sagte Decker. »Wir finden schon jemanden.«
    »Ich bin dir sehr dankbar. Am liebsten einen, der keine Macke hat.«
    »Das ist nicht so

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