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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einfach.«
    »Ich weiß. War nicht so gemeint.« Abel sah blinzelnd in den Himmel. »Heiß, was?«
    Decker antwortete nicht.
    »Das Wetter interessiert dich wohl nicht«, sagte Abel. »Wie sieht’s denn bei den Dodgers aus?«
    »Abel, hast du heute schon was gegessen?«
    »Bißchen Schweinefraß zum Frühstück. Undefinierbarer Kleister, der notfalls für Elmer’s durchgeht.«
    »Laß uns was essen gehen.«
    »Muß erst mal meine Finanzen checken.« Abel nahm seine Brieftasche heraus. »Verdammt. Hab’ ich doch meine Platinkarte vergessen. Dann wird’s wohl nichts mit Spago.«
    Decker sah auf seine Uhr. »Laß uns sehn, daß wir was zwischen die Rippen kriegen. Es ist schon spät, und zumindest ich hab’ noch ’nen weiten Heimweg.«
     
    Decker fuhr forsch mit dem Plymouth auf den Santa Monica Freeway. An der Kreuzung zur Innenstadt wurde der Verkehr dichter. Die Autos bliesen schädliche Abgase in den smogverhangenen Himmel. Zumindest funktionierte die Klimaanlage und verwandelte verbrauchte heiße Luft in verbrauchte kalte Luft. Sie fuhren eine halbe Stunde schweigend. Als Decker an der Robertson abfuhr, fragte Abel: »Wo fahren wir hin?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Nope.«
    Zehn Minuten später hielt Decker vor dem Pico Kosher Deli, stellte den Motor ab und stieg aus. Abel folgte ihm.
    »Ißt du gern Corned beef?« fragte Decker, während er einige Zehncentstücke in die Parkuhr warf.
    »Im Augenblick würd’ ich alles essen, was halbwegs genießbar ist.«
    Decker setzte eine gehäkelte Jarmulke auf und machte sie mit einer Haarklammer fest.
    »Was soll denn das Käppchen?« fragte Abel.
    »Ich bin auf meine alten Tage ein bißchen religiös geworden.«
    »Religiös könnte ich ja noch verstehn«, sagte Abel. »Aber seit wann bist du jüdisch?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Erzähl’ ich dir besser ein andermal. Laß uns reingehen.«
    Das Lokal war zur Hälfte besetzt. Aus reiner Gewohnheit wählte Decker einen Tisch im hinteren Teil, wo man ungestört war. Auf der linken Seite stand ein Kühlschrank mit geräuchertem Fisch. Auf Metallplatten lagen reichlich Lachs, Kabeljau und Weißfisch. Decker sah auf die in Plastik eingeschweißte Speisekarte.
    »Was ist denn gut hier?« fragte Abel.
    »Alles«, sagte Decker. »Eines der wenigen Lokale, wo man noch ein reelles Essen kriegt.«
    Eine Kellnerin kam an ihren Tisch. Sie war sehr jung, hatte breite Hüften und blonde Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Abel zwinkerte ihr zu.
    »Wie läuft’s denn so, Süße?«
    Sie lächelte unbehaglich.
    Decker sagte: »Ich hätte gern einmal Pastrami auf Roggenbrot und einen großen Orangensaft.«
    »Für mich Salami und Käse auf Roggenbrot und ein Bud. Wenn Sie kein Bud haben, nehm’ ich Sie.«
    Decker verdrehte die Augen. »Du kriegst hier keinen Käse, Abel. Das ist ein koscheres Lokal. Hier mischt man nicht Fleisch und Milchprodukte.«
    »Dann eben Sie, Honey«, sagte Abel zu der jungen Frau.
    »Bringen Sie ihm einmal Salami auf Roggen und ein Heinekken«, bestellte Decker.
    Die Kellnerin nickte dankbar und ging. Abel biß sich auf die Unterlippe und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Möchtest du darüber reden?« fragte Decker.
    Abel rieb sich mit den Händen durchs Gesicht. »Mann, das war doch ’ne Nutte. Nannte sich Plum Pie. Weiß nicht, wie sie richtig heißt …«
    »Myra Steele«, fiel Decker ihm ins Wort. »Sie ist achtzehn, also volljährig. Man muß auch für Kleinigkeiten dankbar sein, sonst säßest du jetzt wegen Vergewaltigung im Knast, selbst wenn du sie nicht gezwungen hättest. Sie stammt aus Detroit und wurde schon dreimal wegen Anmachen von Freiern verhaftet – zweimal, als sie noch minderjährig war, und das letzte Mal vor drei Monaten. Hat früher für einen Zuhälter namens Letwoine Monroe gearbeitet – der hat auch bei ihrer letzten Verhaftung die Kaution für sie gestellt –, aber ich hab’ erfahren, daß es ihn vor einem Monat bei einem Drogendeal, der schiefgegangen ist, erwischt hat. Keine Ahnung, für wenn sie jetzt ihren Arsch feilbietet.«
    Es entstand ein kurzes Schweigen.
    Dann sagte Abel: »Warum hat mir mein Anwalt nichts davon erzählt?«
    »Er wußte es wahrscheinlich nicht«, sagte Decker. »Ist ja für deinen Fall auch nebensächlich. Ich hab’ eben eine Schwäche für Details.«
    » Nebensächlich? Das Miststück ist ’ne Nutte, die schon dreimal verhaftet wurde …«
    »Um Gottes willen. Schrei nicht so, Abe.« Decker seufzte.

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