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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zum Judentum überzutreten, geschweige denn zum orthodoxen. Die ernsthafte Einhaltung der Regeln war ein ständiger Anlaß des Konflikts zwischen ihnen gewesen. Wie überzeugt war er? Rina hatte das herausfinden wollen. Deshalb hatte sie vor einem Jahr die Jeschiwa – und ihn – verlassen und war nach New York gezogen. Sie glaubte, er müsse allein zu einer Entscheidung kommen.
    Nach einem halben Jahr ohne sie und ohne Druck von außen hatte Decker sich entschieden. Ihm gefiel der Judaismus – zumindest seine eigene modifizierte Version davon. Die meiste Zeit befolgte er die Regeln, doch ab und zu beugte er den Buchstaben des Gesetzes, wenn es ihm richtig erschien. Eines Nachts erklärte er Rina seine Überzeugungen in einem dreistündigen Telefongespräch. Sie sagte, damit könne sie leben.
    Nun mußte er sie nur noch überreden, zurückzukommen und da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten.
    Noch zwei Tage.
    Decker starrte aus dem Fenster. Marge war nach links abgebogen und fuhr nun in nordöstlicher Richtung. Sie kamen an einem Steinbruch mit großen Felsblöcken und riesigen Sandhaufen vorbei – man hatte die Felsen ihres Erzes beraubt und nur staubiges Ödland zurückgelassen. Eine halbe Meile weiter nördlich lag die Manfred-Siedlung, zwei Quadratmeilen Land, das man dem Gebirge abgerungen hatte. Fünfzig Meter unter ihnen errichteten Arbeiter das Stahlbetongerüst für ein Einkaufszentrum. Marge parkte das Auto in der ersten Straße, und sie stiegen beide aus.
    »Das ist ja wirklich mitten im Nichts«, sagte Marge.
    »Das Land wird nicht immer unbebaut bleiben«, sagte Decker. »Sehr zum Mißfallen der Umweltschützer.«
    »In einem Punkt muß ich denen allerdings wirklich recht geben. Diese Häuser passen überhaupt nicht in die Landschaft. Erinnert mich irgendwie an die verschwundene Kolonie auf Roanoke.«
    Decker lächelte und fragte: »Wie sollen wir’s aufteilen?«
    »Maple Road läuft genau durch die Mitte. Ich übernehme die Häuser nördlich davon, zwischen Louisiana und Washington.«
    »Roger«, sagte Decker. »Achte auf ungewöhnliche Reifenspuren und kleine Fußabdrücke, vielleicht können wir Sallys nächtlichen Zug durch die Gemeinde verfolgen.«
    »Der Boden ist trocken«, sagte Marge und wirbelte mit dem Fuß etwas Staub auf.
    »Am frühen Morgen ist ziemlich viel Tau gefallen. Man kann ja nie wissen.«
    »Okay«, sagte Marge. »Hier hast du eine von den sexy Polaroid-Aufnahmen, die ich heute morgen gemacht hab’.«
    Der Schnappschuß zeigte das blonde Lockenköpfchen grinsend und mit krauser Nase.
    »Was für ein Püppchen«, sagte Decker.
    »Yeah«, stimmte Marge zu. »Wann treffen wir uns hier wieder?«
    »In zwei Stunden?«
    »Das müßte reichen.«
    »Gut.«
    Sie trennten sich.
    Nada.
    Zweieinviertelstunden Häuser abklappern hatten ihm nichts als wunde Füße gebracht. Decker meldete sich über Funk bei Marge.
    »Es ist schon spät. Wie viele Häuser mußt du noch?«
    »Ungefähr zwanzig. Sollen wir nicht Schluß machen? Dann mach’ ich die restlichen und die, wo keiner da war, morgen oder übermorgen«, sagte sie.
    »Wir treffen uns am Auto«, sagte Decker.
    Mit brummendem Schädel ging er zurück. Die Kopfschmerzen kamen sicher größtenteils daher, daß er zuwenig gegessen und geschlafen hatte, doch ein wenig hatten sie auch mit dem unguten Gefühl zu tun, daß irgendwo in der Nähe eine Leiche lag, auf der sich allmählich die Fliegen sammelten.
    Er lehnte sich gegen den Plymouth und winkte Marge zu, als sie sich dem Auto näherte.
    »Du hast so ein verräterisches Strahlen in den Augen«, sagte Decker. »Was hast du rausgekriegt?«
    »Daß es eine Lady aus der Pennsylvania mit einem Mechaniker von ABC Refrigeration treibt.« Marge sah in ihre Notizen. »Da war eine Mrs. Patty Bingham in der Oak Street 1605. Sie behauptete zwar, sie hätte Sally nie gesehen, hätte keine Ahnung, wer sie wäre etc. pp. Aber irgendwas an ihr war merkwürdig. Ich kann nicht genau sagen, was, aber ich hatte den Eindruck, daß sie etwas verschweigt.«
    »Warum sollte sie nicht helfen wollen, ein kleines Kind zu identifizieren?«
    »Weil es sie in etwas Unangenehmes verstricken könnte.«
    Decker nickte. »Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich glaube nicht, daß Sally aus dieser Siedlung kommt – was auch immer für eine Geschichte dahinterstecken mag.«
    »Da hast du sicher recht«, sagte Marge. »Zu viele Leute behaupten, daß sie sie nie gesehen haben. Und in so einer Gegend wie hier,

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