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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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beobachtete.
    »Man weiß in der ganzen Stadt, daß sie wieder da ist«, sagte Daphne mit boshaftem Lächeln. »Man sagt auch, daß Zip das Versteck zu unsicher geworden sei. Der kleine Feigling hat sich heute vor Sonnenaufgang aus dem Staub gemacht.« Daphne warf den Dolch hoch in die Luft und fing ihn an der Spitze wieder auf. »Jemand enttäuscht?«
    Dayrne war enttäuscht. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er hätte liebend gern Zip und den Rest seiner VFBF-Ratten aufgespürt und ihnen die gleiche Behandlung angedeihen lassen wie Ro-Karthis. Seine Gladiatoren hatten die ganze Stadt auf den Kopf gestellt, aber die Vobfs waren seit dem Mord an Lowan wie vom Erdboden verschwunden.
    Er hatte jedoch an Ro-Karthis ein Exempel statuiert. Den Bewohnern Freistatts war noch nie ein Bhokaranisches Totenboot zu Gesicht gekommen. Wenige in diesem Höllenloch wußten überhaupt, daß es ein solches Land weit im Westen gab. Der Anblick hatte sie jedoch beeindruckt. Er selbst hatte das Feuer an das Boot gelegt, als es mit einem brüllenden, an den Mast genagelten Ro-Karthis und Lowan Vigeles und Lady
    Rosanda in fürstlichem Staat zu seinen Füßen aus dem Hafen trieb. Dayrne konnte noch immer Ro-Karthis' Kreischen hören, den Rauch und die Funken sehen, die der Wind emporhob, als die Flammen alles verzehrten. Eine Fähre nannten sie es in Bhokar. Zwei Seelen brachte es in den Himmel, die andere in die Verdammnis.
    Der Tod war für Lowan Vigeles' Mörder zu gut gewesen, aber er hatte seine Wirkung erzielt. Die wenigen noch vorhandenen Mitglieder der sogenannten Volksfront für die Befreiung von Freistatt hatten sich, Berichten zufolge, einer nach dem anderen aus der Stadt geschlichen. Zip, der der VFBF angeblich abgeschworen haben sollte, nachdem er zu einem der Wachkommandanten der Stadt gemacht worden war, hatte sich in einem so tiefen Loch verkrochen, daß weder der Prinz noch Molin Fackelhalter, ja offenbar nicht einmal Walegrin wußten, was aus ihm geworden war.
    Jetzt behauptete Daphne, daß sogar Zip entkommen war.
    Dayrne gab sich die Schuld. Er hätte sich nie vom alten Lowan überreden lassen sollen, so viele Männer zum jährlichen Fest der Krieger mitzunehmen. Oh, sie hatten sich bei den Spielen ausgezeichnet. Fünfundzwanzig Kämpfe auf Leben und Tod und nur zwei Verluste. Die größten Gladiatorenschulen des Reiches waren nicht nur geschlagen worden, sondern auch gedemütigt von einer unbekannten Schule, die obendrein noch aus Freistatt kam. Das hatte die Buchmacher zur Verzweiflung getrieben. In Ranke würde man darüber noch einige Jahre reden.
    Aber während er und seine besten Männer aus Landende im Norden weilten, hatte Ro-Karthis Eisenklauen benutzt, um die hölzernen Stallwände hochzuklettern und ungesehen ins Haupthaus zu gelangen, und hatte Lowan und Rosanda in ihrem Schlaf ermordet. Die Götter allein wußten, was als nächstes geschehen wäre, hätte Daphne ihn nicht entdeckt. Gegen Dayrnes Befehl war sie nach Einbruch der Dunkelheit zum Üben an die Trainingsmaschine gegangen, alleine, vermutlich verärgert, weil er sich geweigert hatte, sie zu den Spielen mitzunehmen.
    Sie war gerade zu ihrem eigenen Zimmer zurückgekehrt, als Ro-Karthis mit blutigem Messer aus Rosandas Gemach gekommen war.
    Daphne hatte den verdammten Bastard beinahe umgebracht, und offengestanden bewunderte Dayrne die Selbstbeherrschung, die sie bewiesen hatte, indem sie Ro-Karthis bis zu seiner Rückkehr am Leben ließ. Daphnes Vorstellung von Selbstbeherrschung sah so aus, daß sie ihm die Achillessehnen durchtrennt hatte und die Sehnen seiner Ellenbogen. Das hatte sie vermutlich mit vier raschen Schwerthieben getan. Dann hatte sie die Blutung gestillt und die Wunden ausgebrannt, damit er am Leben blieb.
    Lange bevor Dayrne nach Hause gekommen war, hatte sie jedoch diesem dummen Narren den Grund für sein Verbrechen entlockt - er wollte die VFBF rächen, für das, was Chenaya ihrer Organisation angetan hatte.
    »Was ich nicht verstehe«, platzte Dayrne unvermittelt heraus und schlug mit der Faust gegen die offene Hand, »ist, warum sie nicht spricht! Sie sagt gar nichts!« Er wandte sich Rashan zu. »Ihr hättet sie letzte Nacht sehen sollen. Sie weinte und weinte, genug Tränen um selbst Sabellia zu beschämen, wenn ihre am Himmel hängen könnten. Aber nicht ein einziges Mal hat sie auch nur geschluchzt!« Er schüttelte den Kopf, als Daphne an seine Seite trat. »Ich sage Euch, es ist unheimlich!« Sie berührte seinen

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