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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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die kurze Straße abbog, die zum Anwesen ihres Vaters führen sollte, fand sie sich unvermittelt in einer Sackgasse, und sie starrte auf die kalten Steine der Stadtmauer. Verdammt! Die neue Mauer hatte Landende und die anderen Anwesen wirkungsvoll von der Stadt getrennt. Zweifelsohne hatte sich Onkel Molin darüber amüsiert. Vermutlich hatte er es selbst so geplant.
    Mit einem Stirnrunzeln wendete sie ihr Pferd und ritt die Tempelallee zurück zu einer Straße, die Zuflucht genannt wurde, und von dort zur Uferpromenade, die am Hafen entlang führte. Dort spielten das Rauschen der Brecher, das Summen der Haltetaue der Schiffe und das Knarren der Planken eine eigene magische Musik, und der Wind trug den Geruch des Salzwassers landeinwärts - er war überwältigend, wie unerfreulicherweise auch der Gestank von Fisch. Sie wandte den Blick vom wundervollen Meer und konzentrierte sich auf die Straße. Sie ließ ihr Pferd galoppieren, bis sie zum Goldtor kam, das mit seinem Namen in früheren Zeiten, als die Karawanen so weit in den Süden kamen, den Weg zu einträglichem Handel in Ilsig öffnete.
    Am Goldtor standen wieder zwei Wächter. Sie traten auf die Straße, als sie den Reiter kommen hörten, und versperrten den Weg. Chenaya ließ das Pferd im Schritt gehen. Einer der Männer erkannte sie sogleich. »Lady!« rief er mit ehrlicher Höflichkeit und neigte den Kopf, dann straffte er sich. »Wir sind froh, daß Ihr wieder hier seid, doch könnten die Umstände glücklicher sein.«
    Der andere Soldat nickte ebenfalls. »Viele von uns haben Euren Vater hochgeachtet«, fügte er sanft hinzu. »Und was er auf dem diesjährigen Fest der Krieger erreicht hat.«
    Chenayas Augen wurden groß, als sie von ihrem Vater sprachen. Geachtet haben? Vergangenheit. Ohne einen weiteren Blick auf die Wachen trieb sie ihr Pferd an. Eine schreckliche Ahnung quälte sie. Außerhalb der Mauer gab es keine Straße nach Norden. Sie ritt mit halsbrecherischer Geschwindigkeit querfeldein und trieb ihr Pferd voran, ungeachtet der Gefahren des trügerischen Bodens. Sie beugte sich tief über den Hals des Tieres. Seine Mähne peitschte ihr ins Gesicht, als sie schneller als die Angst dahinpreschte, die ihr die Worte des Wachmannes gemacht hatten.
    Sie jagte am südlichsten Anwesen Freistatts vorbei. Es sollte eigentlich leerstehen, aber in einigen Räumen, die höher als die Mauer um das Anwesen lagen, brannte Licht, was vom Gegenteil zeugte. Sie hatte jedoch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Sie schlug mit den Zügeln auf ihr Pferd an, um es schneller anzutreiben.
    Am Haupttor von Landende sprang sie vom Pferd und packte den riesigen eisernen Türklopfer. Dreimal schlug sie gegen die Metallplatte, dann noch dreimal, ehe eine kleine, eckige Holzpforte im Tor zurückglitt und ein fremdes Gesicht sie anstarrte.
    »Was willst du?« rief der Mann und musterte sie mißtrauisch. »Zu dieser späten Stunde?«
    Chenaya erstarrte ungläubig, dann blickte sie ihn finster an. Das konnte auch nur ihr passieren, daß heute nacht das Tor von einem der neuen Rekruten Dayrnes bewacht wurde. Der Narr wußte nicht, wer sie war! Sie packte den Türklopfer erneut und schmetterte ihn mit aller Kraft aufs neue gegen die Platte, was einen schrecklichen Krach verursachte.
    Das Tor wurde plötzlich ein Stück aufgerissen, und ein riesiger Mann trat fluchend heraus. Trotz seiner Größe war er katzenflink. Er griff nach ihrer Hand und riß sie vom Türklopfer. »Da drinnen schlafen Leute!« knurrte er. »Willst du sie alle auf.!«
    Chenaya packte sein Handgelenk, um es mit einem Ruck zu drehen, was wenig Wirkung auf den Riesen hatte, der sie an Größe und Kraft weit übertraf. Aber der bloße Versuch überraschte ihn derart, daß sie weit genug an ihm vorbei gelangen und ihn in die Kniekehle treten konnte. Während er überrascht aufschrie, rammte sie ihm den Ellenbogen gegen den Kopf, direkt hinter dem Ohr. Sie wartete nicht, bis er zu Boden sackte, sondern stieß das Tor auf und lief in den Hof.
    Zwei halbnackte Männer stürmten mit blanken Klingen in den Fäusten aus dem Haus.
    Chenaya hielt an und winkte heftig mit beiden Händen. Dismas und Gestus waren alte Freunde. Sie würden sie erkennen.
    Sie blieben stehen, als sie sahen, wen sie vor sich hatten. »Herrin!« rief Dismas aufgeregt aus. »Ihr seid zurück!« Er wandte sich sogleich seinem Partner zu. »Gestus, gehe und wecke Dayrne auf. Sag ihm, daß sie heimgekommen ist. Wecke alle auf!«
    Gestus

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