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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wird Chenaya sich mit ihm auseinandersetzen müssen. Wo ist sie?«
    Gestus antwortete in seinem gebrochenen Rankanisch. »Habe Lady bei Sonnenaufgang beten sehen in ihrem Tempel.« Er blickte hoch zum Himmel und zuckte die Schultern. »Hat wenig Sonne zum Anbeten gegeben letzte Zeit.«
    Ouijen hatte frischere Neuigkeiten. »Sie war vorhin im Vogelhaus und fütterte Reyk. Sie sieht wirklich schlimm aus. Ich glaube nicht, daß sie in den letzten Tagen gegessen oder geschlafen hat.«
    »Ich werde lieber mit ihr reden«, meinte Dayrne. »Schließt das Tor.« Er atmete heftig aus und drehte sich plötzlich unvermittelt um. »Was macht ihr denn alle hier? Wer ist verantwortlich für die Morgenübungen? Das ist hier schließlich eine Schule, habt ihr das vergessen?«
    Er ließ sie stehen und suchte nach Chenaya. Er wollte im Vogelhaus nachsehen, ob sie noch bei ihrem Lieblingsfalken war, aber zuerst sah er in ihrem Zimmer nach, denn das lag näher. In der Haupthalle machte er sich daran, die große Treppe hinaufzusteigen. Dann aber erinnerte er sich an Rashan und warf einen Blick hinunter in den Innenhof und sah Chenaya dort durch die Tür gehen. Dayrne wandte sich um und folgte ihr rasch.
    Eine merkwürdige Szene erwartete ihn, als er ins Peristylium kam. Chenaya warf ihm einen Blick zu und schloß geschwind die Hand um das, was sie Rashan eben gezeigt hatte. Das Gesicht des Priesters war weiß wie das Hochzeitslaken einer Jungfrau. Er starrte Dayrne voller Angst an, als wäre er bei einer Untat überrascht worden.
    Offensichtlich hatte Dayrne etwas unterbrochen. Chenaya entfernte sich ein paar Schritte vom Priester und versuchte gleichmütig zu wirken, während sie etwas in einen kleinen Beutel gleiten ließ, der an einem Lederband um ihren Hals hing. Rashan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, seine Augen wanderten unruhig umher. Dayrne dachte, er sieht aus wie eine Maus, vor der unvermittelt eine riesige Katze auftaucht.
    Dayrne war nicht in der Stimmung für Spielchen. »Was ist es, Cheyne?« Seine Frage forderte eine Antwort. »Was hast du da?«
    Chenaya warf ihm einen störrischen Blick zu und ließ den Beutel in ihren Kittelausschnitt fallen. Rashan rang die Hände. »Ich habe zu tun«, sagte er abrupt und wandte sich zur Tür.
    Dayrne packte den Priester am Handgelenk, als dieser an ihm vorbei wollte. »O nein, du bleibst hier!« Sanft, aber bestimmt schob er Rashan zurück. Dann wandte er sich wieder an Chenaya. »Wir sind zusammen aufgewachsen, du hast bisher noch nie etwas vor mir verborgen, Cheyne. Fang nicht jetzt damit an.«
    Chenaya biß sich auf die Lippe, ihr Gesicht verriet ihren inneren Kampf. Ihre Hand umklammerte den Beutel unter ihrem Kittel, aber dort verharrte sie. Sie schwieg.
    »Laß dir von mir helfen, verdammt!« brüllte Dayrne plötzlich. Seine Hilflosigkeit und die Sorge um Chenaya hatte sich so aufgestaut, daß er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken und ihr den Beutel vom Hals reißen oder Chenaya packen oder sie nur in die Arme nehmen und an sich drücken, bis sie zusammenbrach und ihm alles erzählte. Letzteres, das wußte er, würde nie geschehen.
    Chenaya blickte ihn zweifelnd an. Dunkle Ringe waren um ihre verquollenen Augen, und ihre Wangen waren eingefallen. Dayrne erkannte in diesem Augenblick, daß sie noch nicht einmal die Rüstung abgelegt hatte, die sie letzte Nacht getragen hatte. Selbst ihre Kleidung war dieselbe.
    Er erwiderte ihren Blick, und diesmal flehten seine Augen.
    Das war genug. Langsam zog Chenaya den Beutel wieder hervor und ließ den riesigen Brillanten in ihre Hand gleiten, so daß er ihn sehen konnte. Wie ein Schwamm sog er das schwache Licht im Raum in sich auf und gab dafür wundersam blitzendes Feuer frei. Dayrne hielt den Atem an.
    »Er heißt das Feuer im Auge Gottes«, sagte Rashan in besorgtem Ton, als er nähertrat. Er hielt eine Hand über den Stein, als wärme er die Finger an einem Feuer. Winzige, blendende Lichtpunkte spielten auf seiner Haut. »Es gibt noch einen solchen Stein«, fuhr er mit kaum vernehmbarem Flüstern fort. »Ein Gegenstück. Manchmal werden sie die Augen Savankalas genannt, weil sie im Sonnenrad im großen Tempel von Ranke angebracht waren.«
    Dayrne hatte natürlich von den Steinen gehört. Er sah Chenaya ungläubig an. »Du hast ihn gestohlen?«
    Sie nickte langsam.
    »Den einen nur«, drängte er, »oder beide?«
    Sie tippte mit dem Finger auf den Brillanten und gab damit zu

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