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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Molin«, sagte er finster.
    Molin Fackelhalter nahm gelassen hin, daß Dayrne ihn mit dem Vornamen ansprach und den Titel übersah. »Ich bin gekommen, um mit meiner Nichte über Lowans Anwesen zu sprechen«, sagte er ruhig, bedacht, angesichts Dayrnes Affront, seine Würde zu wahren.
    Dayrne starrte seinem Gegenüber ins Gesicht, dann das Brustbein hinunter und direkt dort, wo es endete, stellte er sich vor, er könne die Stelle durch Molins Gewand sehen. Ja, genau dorthinein würde er sein Schwert rammen. Ein leises, schmatzendes Geräusch, Stahl und Fleisch, und Molin würde nur noch ein leises Stöhnen hervorbringen, und seine Augen würden brechen. Eines Tages.
    »Sie ruht sich aus«, antwortete Dayrne schließlich. Er hoffte zumindest, daß sie ruhte. Chenaya war fast hysterisch darauf bedacht, nicht einzuschlafen. Sie schlief nicht und sprach nicht. Was war nur los mit ihr?
    Molin Fackelhalter betrachtete Dayrne steif und hob die Nasenspitze ein wenig höher. »Ich komme nun schon das zweite Mal«, erinnerte er Dayrne. »Wir müssen diese Angelegenheit regeln.«
    Dayrne hätte beinahe hier und jetzt zum Schwert gegriffen. Statt dessen ballte er die Faust. »Aufgeblasener Bürokrat!« zischte er, wobei er sich bemühte, die Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Lowan Vigeles war noch nicht einen Tag tot, als Ihr hier auftauchtet, um Euer Anrecht auf sein Anwesen anzumelden.«
    Ein tiefes kurzes Lachen erklang hinter Dayrne. »Daphne hat ihn hinausgeworfen«, erinnerte sich Ouijen laut, dabei zwirbelte er spielerisch an einer langen, geflochtenen dunklen Locke auf seiner Schulter.
    Dayrne ignorierte die Unterbrechung. »Nun ist Chenaya noch nicht einmal einen Tag hier, und Ihr kommt schon wieder an, um euren Anspruch geltend zu machen. Was ist denn los, Molin? Will Euch Kittycat nicht mehr im Palast haben?«
    Die Beleidigungen zeigten langsam Wirkung an Molin Fackelhalter. Blut war ihm in die Wangen geschossen, als Ouijen gesprochen hatte, und nun hatte Dayrne ihn ein zweites Mal vertraulich und in spöttischem Ton angeredet. In Molin Fackelhalters Augen brannte unterdrückter Ärger. »Es ist kein Anspruch«, stellte er steif fest. »Es ist eine Tatsache. Landende gehört mir. Nach rankanischem Gesetz können Töchter den Grundbesitz ihrer Väter nicht erben. Lowan war mein Bruder. «
    »Halbbruder«, verbesserte Daphne, die soeben aus der Tür trat und sich zu den Gladiatoren hinter Dayrne gesellte. Sie schenkte Molin ein Lächeln und warf ihm einen Handkuß zu, dann fuhr sie fort, sich mit dem Dolch auf die Handfläche zu klopfen, wie sie es bereits im Innenhof getan hatte.
    Molin geruhte, sie zur Kenntnis zu nehmen. »Prinzessin«, grüßte er mit einem Nicken. »Und doch bin ich Lowans nächster überlebender männlicher Verwandter. Diese Tatsache ist unbestreitbar, und Gesetz ist Gesetz.«
    Daphne, Dismas, Gestus, Leyn, Ouijen und Dendur kamen alle langsam näher, bis sie im Halbkreis um Dayrne standen. Alle spielten sie nun mit ihren Dolchen, und alle hatten ein unangenehmes Grinsen aufgesetzt, zwinkerten sich zu und nickten provokativ und bedeutungsvoll in Richtung der Garnisonssoldaten, die ansetzten, nervöse Blicke in Richtung des offenen Tores hinter sich zu werfen.
    »Wenn die Lady Chenaya bereit ist, darüber zu sprechen«, sagte Dayrne und betonte dabei ihren Titel. »Dann bin ich sicher, daß sie nach Euch schicken wird.« Er warf seinen Gefährten einen bedeutungsvollen Blick zu, dann sah er wieder Molin an. »Bis dahin sorgen wir dafür, daß keiner das Gesetz bricht.«
    »Gar keiner«, fügte Daphne hinzu und lächelte wieder.
    Molin Fackelhalter wußte wohl, wann Tapferkeit angebracht war und wann nicht. »Nun gut«, sagte er schließlich. »Übermittelt meiner Nichte meine Grüße, und laßt sie wissen, daß ich in drei Tagen wiederkommen werde, in der Hoffnung, daß sie sich dann besser fühlen wird. Bis dahin«, fügte er hinzu und lächelte ein Lächeln, das dem Daphnes nicht unähnlich war, »behandelt mein Eigentum sorgsam.« Er drehte sich rasch um und bedeutete seiner Wache, zum Tor vorauszugehen.
    Die Gladiatoren stellten sich um Dayrne. »Er wird Ärger machen«, sagte Leyn und sah zu, wie die drei Männer vor dem Tor auf ihre Pferde stiegen.
    »Ich könnte mit Kadakithis sprechen«, bot Daphne an.
    Dayrnes Mund verzog sich zu einem schmalen Strich. »Nein«, sagte er schließlich. »Technisch gesehen ist Molin im Recht, und wir können ihn nicht ewig hinhalten. Früher oder später

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