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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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knallen.
    Das Wasser des Fuchsfohlenflusses peitschte wild an die Ufer. Sie achtete kaum darauf, sondern ritt geradewegs zu ihrem eigenen Tempel, zu Savankala. Weiß und wundervoll, zum Himmel hin offen, stand er direkt oberhalb des Strandes, acht schlanke Säulen ragten in einem weiten Kreis auf. Sie sprang vom Pferd, die Schwerter an sich gepreßt.
    Der Himmel wallte über ihr, als wäre sie das Zentrum eines großen Wirbels. Doch das war nicht sie. Es war der Brillant. Kräfte sammelten sich, Mächte, die den Brillanten zurück nach Ranke holen oder zerstören wollten. Die Priester in Ranke hatten nicht unter der magieverschlingenden Zerstörung der Nisibisi-Machtkugeln gelitten, die Freistatt so großer geheimnisvoller Vitalität beraubt hatte. Sie konnten noch großen Zauber ausüben. In den seltsam gefärbten Wolken vermochte sie bereits Dinge zu fühlen, die tasteten und suchten und Gestalt annahmen.
    Hier, in ihrem eigenen Tempel, hatte sie die besten Aussichten, diesen Dingen entgegenzutreten, welcher Form sie sich auch immer bedienen mochten. Hier, außerhalb der Stadtmauern, bestand wesentlich weniger Gefahr für die Bürger der Stadt. Chenaya rannte die drei Stufen hinauf, über den runden Marmorboden zu dem kleinen Altar. Zwei gleich geschmiedete Kohlenbecken standen zu beiden Seiten, darin brannte stets Feuer, dafür sorgte Rashan. Sie legte ihre Schwerter auf den Altar, auch das an ihrem Gürtel. Die Hüllen warf sie zur Seite.
    Chenaya hob jede blanke Klinge hoch und sprach ein Gebet, dann schob sie es tief in die Glut eines der Kohlebecken. Neben dem einen Ende des Altars stand eine kleine Truhe, in der Rashan duftendes Räucherwerk, Kasabahr, aufbewahrte, den der Sonnengott besonders schätzte. Sie nahm reichlich davon mit beiden Händen und warf ihn auf die Kohlen. Rauch und Duft stiegen kräuselnd auf, und sie betete wieder und weihte die Klingen in der Glut, dem Rauch und mit ihren Gebeten.
    Plötzlich brüllte die Luft. Aus dem Strudel der Wolken kam ein Dämonenpaar kreischend herab, die Vorhut einer Armee, die im tobenden Himmel über dem Tempel Gestalt annahm. Mit glühenden Augen und geifernden, aufgerissenen Rachen glitten sie heran und griffen nach ihr.
    Auch Chenaya stieß einen Schrei aus. Sie riß eines der Schwerter aus den Kohlen. Die Klinge leuchtete in einer weißen Glut, wie sie das Kohlenbecken allein niemals zu erzeugen vermocht hätte. Eine Spur von Rauch und Licht blieb zurück, als sie damit auf den ersten Dämon einhieb. Es blitzte grellrot auf, der Dämon heulte vor Schmerz und flog zur Seite, und das Licht der Klinge wurde ein wenig schwächer.
    Der zweite Dämon hatte sie fast erreicht. Sie hieb auf seinen Hals, während sie zur Seite wich, und wieder blitzte es rot auf, als das Schwert das Fleisch des Dämons berührte. Zweimal hieb sie zu. Jedesmal war sie fast blind von dem Blitz, und jedesmal wurde das Leuchten des Schwertes ein wenig dunkler. Der Dämon stieß einen durchdringenden Schmerzensschrei aus. Für das Auge schien er nicht mehr als ein Wesen aus Luft und Rauch, aber Chenaya spürte den Aufschlag ihrer Klinge. Er packte seinen substanzlosen, nebelhaften Körper mit seinen klauenbewehrten Fingern, als ob er seiner Qual ein Ende bereiten wollte, riß sich selbst entzwei und löste sich auf.
    Chenaya blieb keine Zeit, über ihren Sieg zu jubeln, denn unzählige Dämonen fielen über sie her. Sie hielt sie sich mit weitausholenden Hieben vom Leib. Ein Dämon verlor mit einem roten Lichtblitz heulend eine klauenbewehrte Hand. Sie löste sich auf, ehe sie den Boden berührte. Mit jedem Treffer wurde die Klinge dunkler und verlor einen Teil ihrer Kraft.
    Und plötzlich flackerte die Glut und erlosch ganz. Die Klinge war wieder ein gewöhnliches Schwert mit kohlegeschwärzter Klinge. Ehe sie handeln konnte, sprang ein Dämon sie an. Eine Hand packte sie an den Haaren, und sie schrie vor Schmerz, während seine andere Hand ihren Kittel aufriß und sich um den Beutel schloß, der den Brillanten enthielt. Chenaya versuchte, ihn fortzustoßen, und obwohl ihre Fäuste gegen nichts Greifbares fochten, kämpfte es doch und klammerte sich an sie und hielt den Lederbeutel um ihren Hals fest.
    Dann sauste ein Schwert nieder und fuhr wirkungslos durch den Schädel des Dämonenwesens. Chenaya sah sich um und entdeckte Daphne, die auf dem Altar kniete und wild, aber erfolglos, auf die grausigen Gestalten um sich einhieb.
    »Die geheiligten Schwerter!« rief Chenaya Daphne zu.

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