Abschied Von Freistatt
»Nimm diese!«
Daphne verstand sofort. Sie zog ein Schwert aus dem Becken und hieb mit geübter Bewegung, und es loderte rot über ihrem Kopf auf, als ein Dämon starb. Das rote Glühen spiegelte sich schillernd in den silbernen Gliedern des breiten Kettenschutzes um ihren Schwertarm. »Hübsch!« murmelte die Prinzessin. Mit einem wilden Lächeln hieb sie auf den Dämon ein, mit dem Chenaya kämpfte, und erschlug ihn.
Chenaya stürzte zum Kohlenbecken und packte zwei Schwerter. Sie ließ sie zweimal wirbeln und durchtrennte eines der Dämonenwesen, als es nach ihr greifen wollte. Kalte Hände kratzten über ihren Rücken, und sie schrie verzweifelt auf, als die durchtrennte Lederschnur nachgab und der Beutel zu Boden fiel. Der Brillant kam zum Vorschein und strahlte wie gebündelte Sonnenstrahlen.
Ein Dämon stürzte sich auf den Brillanten, aber ein goldbrauner Pfeil war schneller. Reyk stieg wieder auf und hielt das Feuer im Auge Gottes in seinen rasiermesserscharfen Krallen. Sofort ließen die Dämonen von Chenaya ab und verfolgten den Falken.
Daphne wischte sich den Schweiß von der Stirn. Blut tropfte aus drei nebeneinander verlaufenden Kratzern an ihrem ungeschützten linken Arm. Sie blickte vom Altar hinunter, auf dem sie stand. »Ihr solltet Euch eine gute Erklärung hierfür einfallen lassen, Herrin«, sagte sie, mit ihrer üblichen spöttischen Betonung des letzten Wortes.
Chenaya rannte zwischen zwei Säulen hinaus, um Reyks pfeilschnellen Flug zu verfolgen. Die Dämonen waren zu nahe, zu geschwind und zu viele, als daß Reyk sie sich lange Zeit vom Leib halten könnte. Sie stieß einen scharfen Pfiff aus. Der Greifvogel legte die Flügel eng an und sauste im Sturzflug erdwärts. Einen Augenblick lang ließ er die Dämonen hinter sich. Chenaya hielt ihren behandschuhten Arm hoch. Reyk landete und ließ das Kleinod fallen. Sofort sandte sie ihn wieder hoch, legte eines ihrer Schwerter nieder und hob den Brillanten vom Boden auf.
»Ich wünschte, du hättest das nicht getan«, murmelte Daphne und sah hoch zu den angreifenden Dämonen und kurz auf ihr Schwert. Es glühte nur noch sehr schwach. Trotzdem schlug sie furchtlos nach den ersten Dämonen, die sich zu nahe wagten.
Dann kam auch Dayrne. Er nahm das Schwert, das Chenaya auf den Boden gelegt hatte, und hieb einen Dämon mitten in der Luft entzwei. »Rashan ist fertig!« rief er und schützte die Augen vor dem unerwarteten Blitz. »Geh!«
Chenaya warf ihr Schwert zu Boden und holte ein neues aus dem Kohlenbecken. Daphne tat es ihr gleich und nahm sich die letzte der geweihten Klingen. »Wir gehen alle!« rief Chenaya zurück.
»Ich habe kein Pferd!« rief Daphne. »Reite los!«
Chenaya rannte zu ihrem Pferd und hielt das Schwert und das Juwel. »Reite mit Dayrne!« befahl sie, als sie aufsaß. »Wenn sie mich kriegen, muß einer von euch diesen Stein zu Rashan bringen!«
Sie ritt so schnell ihr Pferd sie tragen konnte und schwang ihr Schwert gegen die verfolgenden Dämonen. Rote Blitze zuckten durch die Luft, als die Dämonenwesen auf sie eindrangen und versuchten, sie vom Pferd zu ziehen, ihre Zügel zu packen, sie ihr aus der Hand zu reißen oder zu zerbeißen. Klauen packten ihre Haare und zerfetzten ihr Gewand. Sie fühlte Blut über ihren Rücken rinnen. Obwohl sie nicht sehr körperlich waren, hatten sie doch scharfe Krallen.
Die zwei Wachen am Goldtor sahen sie kommen und sprangen sogleich in die Gräben zu beiden Seiten der Straße. Chenaya riskierte einen Blick über die Schulter, gerade als die beiden fluchend wieder auf die Beine kamen. Dayrne und Daphne waren dicht hinter ihr. Die Dämonen interessierten sich für die beiden nicht im geringsten. Sie waren nur hinter dem Brillanten her.
Chenaya preschte die Zufluchtstraße hinauf. Plötzlich war der Weg blockiert von Gladiatoren und Priestern, die alle um den Eckstein des rankanischen Tempels standen. Auf ihre Schreie hin drehten sich alle um, ließen Schaufeln und Werkzeuge fallen und brachten sich eilig in Sicherheit. Eine große schwarze Grube gähnte vor ihr. Während ihre Augen sich noch vor Überraschung weiteten, fühlte sie, wie sich die Muskeln des Pferdes spannten. Sie gab dem Tier einen Druck mit den Knien, als es über die Grube setzte, auf der anderen Seite landete und seine großen Hufe Erde fortschleuderten.
Den ganzen Weg die Tempelstufen hinauf focht sie gegen die Dämonen, bis das Feuer in ihrem geweihten Schwert erloschen war. Sie warf es fort, brüllte vor
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