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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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fortzubringen. Dann wandte er sich Chenaya und Rashan zu. »Es war gar keine Leiche«, erklärte er. »Es waren Teile mehrerer Toter, die notdürftig zusammengenäht waren, so daß das ganze einem Leichnam ähnlich sah.« Er rieb sich den Hinterkopf. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum jemand sich all die Mühe machen würde.«
    »Um den Tempel zu entweihen.« Rashans Blick verriet plötzliches Begreifen. »Vashanka verlangte ein Menschenopfer, um den Ort zu weihen. Er sollte einer der Großen Tempel des Reiches werden, aber von Anfang an lief beim Bau alles schief. Räume stürzten ein, Dächer waren undicht, Säulen brachen, und der Tempel schien nie ganz fertig zu werden.« Er faltete die Arme in den weiten Ärmeln und starrte in die Grube, die sie in die Straße gegraben hatten. »Aber das war schließlich kein richtiges Opfer. Eine Einweihung fand nie statt. Wer immer auch dieses Ding hier verscharrte, hatte dafür gesorgt.« Er klatschte freudig in die Hände. »Wir brauchen eine neue Weihe! Eine Feier!«
    Chenaya packte Rashans Ärmel. »Keine Opfer«, sagte sie. »Der barbarische Vashanka ist für immer fort. Savankala schätzt solche Bräuche nicht. Dies wird jetzt einer der Großen Tempel sein, aber nur, wenn Ihr Euch Ihm fügt.«
    Rashan sah sie einen Augenblick lang an, dann machte er eine tiefe Verbeugung. »Ich füge mich dem Wort Savankalas«, versicherte er ihr ehrerbietig. »Und ich füge mich seiner wahren Tochter.«
    Chenaya bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. Sie wandte sich Dayrne zu und berührte seinen mächtigen Arm. Dann sah sie wieder zu Rashan. »Ich habe Euch in dieser Sache belogen«, sagte sie abrupt, »um sicherzugehen, daß Ihr meinen Anweisungen folgt. In der Wüste schloß ich einen Pakt mit dem Sonnengott. Es gibt ein Band zwischen uns, das ist richtig. Ihr würdet es nicht verstehen, und ich will es nicht erklären. Was geschah, ist sehr persönlich und geht nur mich etwas an.« Sie sah wieder Dayrne an, griff nach seiner Hand und schob ihre Finger zwischen die seinen. »Wie dem auch sei, es liegt dem Sonnengott sehr daran, hier Gläubige zu finden. Ranke ist dem Untergang geweiht. Es ist ein Reich ohne Zukunft. Dafür, daß ich das Feuer im Auge Gottes nach Freistatt bringe, hat der Leuchtende Vater zugestimmt, sich künftig nicht mehr in mein Leben einzumischen. Meine Zukunft gehört wieder mir selbst.«
    Dayrne blickte auf die Hand in seiner hinunter, die so zierlich und doch so kraftvoll war. »Was meinst du damit?« fragte er verwirrt.
    Sie lächelte ihm zu. »Sorg dich nicht. Wir beide werden darüber in den nächsten Tagen und Nächten sprechen.« Sie ließ ihn los, als sie Daphnes Blick bemerkte. »Aber nicht jetzt. Zunächst sollten wir lieber dieses Loch zuschütten, ehe Walegrin hierherkommt.«
    »Siehst du?«, sagte Chenaya. Sie stand vor einem vollen Gerichtssaal in der Gerichtshalle und erwiderte den feindseligen Blick Molin Fackelhalters, der neben Prinz Kadakithis' Thron stand, während ihr Vetter das Dokument las, das sie ihm gegeben hatte. »Ich habe Landende nicht geerbt. Da er das rankanische Recht kannte, hinterließ mein Vater sein Anwesen Dayrne. Du kennst Lowans Handschrift und sein Siegel.«
    Kadakithis blickte betont uninteressiert drein. Er gab das Dokument Molin zurück und faltete die Hände im Schoß seines teuren Seidengewands, als er auf Dayrne hinabsah, der dicht hinter Chenaya stand. »Warum hat der Mann das Molin nicht erklärt, als er Landende besuchte?«
    »Weil es eine Fälschung ist!« stieß Molin Fackelhalter hervor und warf das Dokument auf den Boden. Es glitt die paar Stufen
    des Throns hinunter vor Chenayas Füße. »Eine
    ausgezeichnete Fälschung!«
    Chenaya ließ sich nicht herab, das Dokument aufzuheben. Sie lächelte lediglich ihren Onkel geduldig an. Es gefiel ihr, wie er sich wand. »Weil er nichts davon wußte. Vater sagte mir, wo er sein Testament aufbewahrte, und du weißt, Vetter«, sie nickte Kadakithis zu, »ich war nicht in der Stadt.«
    Kadakithis fächelte mit der Hand unter der Nase, als ob er eine Fliege verscheuchen wollte. »Nun, mir erscheint alles rechtens - die Unterschrift, das Siegel, die ganze
    Angelegenheit. Es ist ein beneidenswertes Anwesen, Molin, und ich kann Euch nicht verübeln, was Ihr da versucht habt. Aber ich fürchte, es gehört nun Dayrne.«
    Dayrne trat vor, und das süffisante Grinsen in seinem sonst so ernsten Gesicht brachte Chenaya fast zum Kichern. Aber dafür

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