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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Fuhrwerk mit Dreiergespann, aber zwischen den diagonal gelegten Planken befanden sich Spalten, damit Wasser ablaufen konnte. Der Esel schwitzte in seinem Geschirr; die Frau zog den Esel; und die Räder hatten sich in den Spalten verfangen.
    Walegrin stieß Thrusher an. Die Frau mußte fremd in der Stadt sein. Nur Fremde würden den Esel den Kai entlang, statt darüber führen, und noch dazu einen Karren, der mit beiden Rädern gleichzeitig steckenbleiben konnten.
    »Ich verstehe es nicht«, jammerte die Frau, als die beiden Männer sich zwischen sie und die belustigte Menge stellten. Sie war fast so verzweifelt wie der Esel.
    »Wir kriegen Euch schon heraus«, beruhigte Walegrin sie. Er nahm den Schal der Frau und band ihn dem Esel um die Augen. Esel waren klüger als Pferde, wenngleich nicht viel. »Das habt Ihr wohl noch nie zuvor getan?«
    »Woher - nein. Bei den anderen Schiffen war mein Schwager da.«
    Walegrin tauschte den Platz mit Thrusher. Er legte die Hände fest um die Achse, dann nickte er, hob sie und sprang zur Seite, als es Thrush gelang, den Esel in Bewegung zu setzen.
    »Nein! Nein! Nicht in diese Richtung. Ich muß dorthin, wo sie ausladen!«
    Die beiden Männer tauschten einen beredten Blick. Der Karren war zwar jetzt frei, hielt jedoch immer noch den Verkehr auf.
    »Eine Verordnung des Prinzen bestimmt die Achsenlänge«, erklärte Walegrin der inzwischen in Tränen aufgelösten Frau. »Sie richtet sich nach der Breite dieser Planken und der Breite der Spalten dazwischen.« Er gab ihr den Schal zurück. »Wenn der Karren noch einmal steckenbleibt, muß ich ihn sicherstellen und zum Palast bringen lassen, wo er zu Brennholz zerhackt wird, außer Ihr bezahlt die Strafe von zwei Kronen.«
    Die Tränen der Frau versiegten; nun wurde sie so blaß, daß der Kommandant erschrak. Für Frauen, die auf dem Kai in Ohnmacht fielen, war keine Strafe vorgesehen, aber er war nicht erpicht darauf, mit einer besinnungslosen Frau im Arm dazustehen. Zu seiner Erleichterung straffte sie die Schultern und begann wieder normal zu atmen.
    »Ist es erlaubt, einen Karren hier - beim Kopfsteinpflaster abzustellen?«
    Walegrin nickte.
    »Dann werde ich die Waren zu ihm tragen. Ich darf den Wagen meines Schwagers nicht in Gefahr bringen. Und zwei Kronen besitze ich nicht.«
    Es war das zweite Mal, daß sie ihren Schwager erwähnte, und beide Male war sie bei dem Wort ganz klein geworden. Von einem Vater oder Sohn, einem Bruder oder Ehemann hatte sie nicht gesprochen. In Walegrin regte sich Mitgefühl. Sklaven hatten mehr Rechte als eine kinderlose Wittib ohne Blutsverwandte. »Ich mache die Gesetze nicht, gute Frau«, sagte er. »Ich werde die Ware für Euch zum Karren tragen.«
    Einen Moment sah es so aus, als wäre sie zu bedrückt, Walegrins Angebot zu nutzen. Ihre Augen weiteten sich, sie waren auffallend blau. Wenn sie nicht so dünn und verhärmt wäre, könnte sie vielleicht hübsch sein, aber das war schwer zu sagen. Der Kommandant war dabei, sich abzuwenden, als sie sich entschloß, sein Angebot anzunehmen.
    Da die beysibischen Händler und ihre Freistätter Geschäftspartner keine gemeinsame Sprache hatten, wurden die Geschäfte durch Gesten abgewickelt. Faktotums schrieben die ausgehandelten Vereinbarungen in der jeweiligen Sprache auf Pergament, das danach zerrissen und unter den Händlern aufgeteilt wurde. Theoretisch waren stimmgewaltige Abwicklungen unnötig, aber hier offenbar unvermeidlich, jedenfalls verursachte der Lärm hier jedem, außer Gehörlosen, Kopfschmerzen.
    Immer noch wurden Truhen und Ballen ausgeladen und auf dem nächstbesten Fleckchen geöffnet, das der Verkäufer fand. Etwas wie einen freien Zugang gab es nicht, und die einheimischen Gauner nutzten jede Gelegenheit. Walegrin bemerkte einen geschickten Jungen, der eben dabei war, einen prallen Beutel an sich zu nehmen. Beider Augen begegneten sich, aber der Taschendieb steckte den Beutel ungerührt ein. Ein halbes Dutzend überquellende Truhen trennte den Ordnungshüter vom Gesetzesbrecher, und selbst, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hatte Walegrin genug damit zu tun, mit der Frau Schritt zu halten.
    Sie eilte an mehr Ramsch- und Krimskramshändlern vorbei, als Walegrin zählen wollte. Er sah nichts, was ihn verlockt hätte, sein Sparschwein zu schlachten. Aber er war schließlich Soldat, und eine Frau sah das wohl anders.
    In dem Durcheinander herrschte System. Der Kram, von dem die Fischäugigen annahmen, daß er die Freistättern

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