Abschied Von Freistatt
Möglichkeit ergab sich, als die Vierecksegel eines beysibischen Handelsschiffes außerhalb der Hafenarme gesichtet wurden.
Freistatts Hafen war seine Hoffnung auf eine blühende Zukunft. Irgendein alter, vergessener Gott (es könnte auch eine Göttin gewesen sein) mußte sich wohl seinen Spaß damit gemacht haben, riesige Brocken aus dem kontinentalen Gestein zu beißen. Fahrrinne und Ankerplätze zwischen den heiklen kabbeligen Strömungen, welche bei jeder Flut die Ablagerungen des Schimmelfohlen- und Fuchsfohlenflusses mit sich schwemmten, waren tief und sicher. Seit der Zeit der ilsigischen Ansiedler hatten Seefahrer bedauernd den Kopf geschüttelt: ein so idealer Hafen und kein brauchbarer Grund, ihn zu nutzen.
Dann begannen Shupansea und die mit ihr im Exil lebenden Beysiber langwierige Unterhandlungen mit ihren Feinden in ihrer Ruhmreichen Heimat, wie sie sie nannten. Sie kamen nur mühsam damit voran, denn nicht alles konnte verziehen werden, aber - wenn die Vertriebenen sich nach Luxusartikeln sehnten, wie sie diese in der Vergangenheit gewöhnt waren, könnten ein oder zwei Handelsschiffe sie damit versorgen.
Die einheimischen Kaufleute witterten ein Vermögen in den Kisten und Truhen, welche für die beysibischen Kunden im Hafen ausgeladen wurden. Sie wollten verzweifelt kaufen, was die Handelsschiffe brachten, aber Geschäfte erwiesen sich als äußerst schwierig. Für die Menschen vom Festland wirkten die Waren der Beysiber fremdartig, aber nicht von Interesse, eher merkwürdig denn exotisch. Glücklicherweise überwand das Bedürfnis zu handeln kulturelle, sprachliche und finanzielle Grenzen. Jedes weitere beysibische Handelsschiff brachte neue Ware zur Begutachtung der Leute vom Festland, und jedes neue Schiff wurde von weiteren Kaufleuten begrüßt.
Sie hatten sich bereits auf dem Kai eingefunden, noch ehe das beysibische Schiff im ruhigen Wasser des Hafens einlief.
Ein gerissener Händler hoffte, noch vor dem Mittagessen ein Vermögen zu machen. Walegrin und Thrusher mischten sich unter die lautstarke Menge, um dafür zu sorgen, daß diese Vermögen auch ehrlich gemacht wurden - so eben, wie es unter redlichen Kaufleuten üblich war.
Das Handelsschiff fuhr mit eingezogenen Riemen und straffen rostfarbenen Segeln in den Hafen ein. Es lag tief im Wasser, aber seine Bauweise verriet, daß es trotz der gefüllten Laderäume und der Metallverkleidung am Bug schnell war. Am Heck stand ein Katapult, das jeden mit Feuer empfangen würde, der töricht genug war, ihm zu nahe zu rücken. Die Exilbeysiber schworen, daß das Schiff, und alle bisherigen, reine Handelsschiffe ihrer Heimat waren - schwerfälligere Schwestern ihrer Kriegsschiffe. Es war nicht auszuschließen, daß die Fischäugigen logen, doch kein Freistätter Seemann hatte das Bedürfnis, sie Lügen zu strafen.
»Freibeuter, der eine wie der andere. Barbaren«, brummte Thrusher, während er die in der Takelage herumkletternden beysibischen Seeleute beobachtete, als das Schiff anlegte. »Sie halten uns für Tiere«, fuhr er fort. »Sie meinen, wir hätten keine Seele, weil wir keine Fischaugen wie sie haben. Ich glaube nicht, daß sie auch nur ein reelles Geschäft gemacht haben, seit ihr erstes Schiff hier ankam. Sie nehmen uns aus, ja, das tun sie! Ich wette, daß sie uns Ramsch verkaufen!«
Walegrin brummte nur unverbindlich. Er nahm die Worte seines Freundes nicht so ernst. Obgleich als Leibeigener geboren, war Thrusher ein Snob. Soweit der Kommandant es sehen konnte, erhielten die Beysiber Schachteln mit Insekteneiern, ungegerbte Felle und Fässer voll Sumpfbier für die Ware, die den Freistättern ins Auge stach. Vielleicht verkauften die Beysiber Ramsch - das konnte Walegrin nicht beurteilen -, die Freistätter Kaufleute taten es jedenfalls ganz sicher!
Die beiden Offiziere beendeten einen Faustkampf zwischen beysibischen Seeleuten und Freistätter Arbeitern. Sie fischten einen unvorsichtigen Kaufmann aus dem Hafen. Ein rothaariger Ilbarser versuchte sie mit süßsauer eingelegten
Passionsfrüchten zu bestechen. Ein rankanischer Offizier bot ihnen Perlen an, wenn sie eine Truhe mit drei Schlössern bewachten und niemanden in ihre Nähe ließen. Sie nahmen die eingelegten Früchte und sperrten den Rankaner bis zur Verhandlung wegen Diebstahls in eine der Zellen im Palast. Als sie wieder zum Hafen zurückkehrten, ging es dort immer noch rund.
Eine Frau mit einem Eselskarren versperrte den Weg. Der Kai war breit genug für ein
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