Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Theudebourga. »Es tut mir ehrlich leid, doch Ihr dürft die Schappe nicht hier herstellen!«
    »Aber es bleibt ja nicht so! Nur noch einen Tag. Sobald die Schappe gewonnen ist, müssen wir sie zu Garn spinnen, und das Garn benutzen wir zum Weben. Bestimmt kann sich doch niemand über Spinnen und Weben beschweren?«
    Der Kommandant schüttelte den Kopf. Unter ihren Tränen und ihrem Flehen und dem Händeringen hatte die Frau die gleiche biegsame Härte wie sein Schwert aus Enlibarstahl. Um so wichtiger ist, dachte er, daß ich fest bleibe.
    »Und wenn Ihr mit dem Weben fertig seid, werdet Ihr den Stoff verkaufen«, fuhr er für sie fort. »Und mit Eurem Gewinn werdet Ihr noch mehr dieses Packmaterials von den beysibischen Händlern kaufen. Dann macht Ihr einen größeren Abfallhaufen - und das nächstemal einen noch größeren. Und in der Gerichtshalle des Prinzen werdet Ihr dann sagen, daß Ihr das immer getan habt. Die Stadtwache ist gekommen, hat Euch aber nicht abgehalten.
    Nein, gute Frau, Ihr macht mich nicht zum Narren!«
    »Dazu muß es doch nicht kommen«, warf Wedemir ein.
    »Ergreift nicht ihre Partei! Ich weiß, wovon ich rede. Wenn etwas falsch ist, muß man gleich den Anfängen wehren. Denn je länger man es duldet, desto schlimmer wird es.«
    Walegrin ließ den Blick nicht von Theudebourga. Es wäre überhaupt nicht so weit gekommen, wenn er gleich seine Pflicht getan und den verdammten Eselskarren beschlagnahmt hätte, als er die Gelegenheit dazu hatte.
    Theudebourga berührte flüchtig Walegrins Arm. »Bitte, laßt uns nicht im Stich, helft uns! Ihr wißt, daß ich es schaffen kann. Ich habe es in Waltostin von der Familie meines Mannes gelernt, bevor das Militär kam. Wir haben im Frühjahr gebrochene Kokons eingesammelt, aber die Seide, die wir davon gewannen, war nie so fein, wie diese sein wird. Ihr glaubt mir; ich weiß, daß Ihr mir glaubt.«
    Walegrin wand sich innerlich. Es war leichter, einen Mörder festzunehmen oder eine Leiche zu untersuchen, als sich gegen eine entschlossene Frau zu behaupten. »Also gut, bis zum morgigen Sonnenuntergang. Das kann ich auf mich nehmen, aber kein Weben, kein Spinnen. Wenn ich morgen abend wieder hierherkomme, will ich den Hof leer vorfinden. Versteht Ihr, leer! Falls ich nicht melden kann, daß ich keine Spur von Euch fand, werde ich Euch und Eure Habe und Eure Seide höchstpersönlich zum Sumpf der Nächtlichen Geheimnisse schaffen und Euch dortlassen. Nur noch einen Tag, die Luft zu verpesten und das Wasser zu vergiften, dann seid Ihr verschwunden, verstanden?«
    Theudebourga straffte den Rücken. »Wir verstehen.«
    Wedemir verstand es nicht, aber er schwieg. Er war lange genug Soldat, um den Unterschied zwischen harter Verhandlung und einem Befehl zu erkennen. Trotzdem konnte er den Mund nicht mehr halten, nachdem er und Walegrin außer Hörweite waren.
    »Ist Euch bewußt, was Ihr ihnen angetan habt? Glaubt Ihr wirklich, daß dieser Dendorat tatsächlich ausziehen wird, nur weil die beiden Frauen es sagen? Er wird sie verprügeln, wenn nicht gleich erschlagen. Und die Seide. Die Seide ist gut, Kommandant. Setzen wir uns nicht für Gutes ein? Bei der Ausbildung lehrte man uns, daß ein Offizier nicht nur Befehle befolgen, sondern sich ein eigenes Urteil bilden und danach Entscheidungen treffen müsse. Was tue ich, wenn ich einen Befehl für falsch halte?«
    Walegrin blieb abrupt stehen. Seine Miene war keineswegs freundlich, als er den jungen Mann anblickte. »Wenn Ihr Euch solche Gedanken über Falsch oder Richtig macht, hättet Ihr Euch um eine Ausbildung beim Magistrat bewerben sollen. Wir sind Soldaten, Leutnant Wedemir, und haben für Ordnung in dieser Stadt zu sorgen, notfalls mit Gewalt. Niemand liebt Ordnungshüter. Wir werden nur gerufen, wenn es irgendwo Ärger gibt. Wir sind bloß die nützlichen Idioten, die den Kopf hinhalten.«
    Ein unbehagliches Schweigen folgte, während Wedemir nach Worten suchte, mit denen er sich nicht im Ton vergriff oder noch mehr ins Fettnäpfchen trat. »Ich glaube, es ist ganz gut, daß Ihr nur noch ein paar Jahre bis zur Pensionierung habt.«
    Der Kommandant schritt schweigend weiter. Sie befanden sich bereits am Hafen, ehe er mit sorgsam gewählten Worten wieder etwas sagte. »Es ist mein Silber, das in diesem Abfallhaufen steckt, doch davon lasse ich mich nicht beeinflussen. Ich schrieb es ab, sobald ich es weggegeben hatte. Ich empfinde ebenfalls Mitgefühl. Es steht auch nicht in Frage, daß es richtig ist,

Weitere Kostenlose Bücher